Um die negativen Auswirkungen des Coronavirus zu reduzieren, hat die Bundesregierung ihr Maßnahmenpaket für die Wirtschaft vorgestellt – unter anderem sind hohe Kredithilfen, Kurzarbeitergeld und Steuererleichterungen vorgesehen. Doch auf ihren Lorbeeren ausruhen sollte die Regierung sich jetzt nicht.
Wegen der Corona-Krise rutscht Deutschland in diesem Jahr in eine wirtschaftliche Rezession – vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) brechen derzeit die Aufträge weg. Messen werden abgesagt, Lieferungen aus Fernost kommen nur verzögert an, Kaufhäusern fehlt die Kundschaft und der Versand aus dem Lager wird vielerorts stark eingeschränkt. Laut dem Institut für Mittelstandsforschung gehören 3,64 Millionen Firmen zum deutschen Mittelstand. Sie sind Deutschlands Jobmotor und beschäftigen knapp 32 Millionen Menschen.
Im Durchschnitt erwirtschaften KMU weniger als 43 Millionen Euro pro Jahr – in vielen Fällen sogar deutlich weniger. Für kleinere Unternehmen bleibt daher nur wenig Spielraum, um Geld zur Seite zu legen. In Krisenzeiten wie bei der derzeitigen Corona-Pandemie wird die Finanzierungslage für Mittelständler daher besonders schwierig.
Über eine halbe Billion Euro für Liquiditätshilfen
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Bundesfinanzminister Olaf Scholz haben daher ihre ursprünglich angekündigten Finanzhilfen mit einer „Bazooka“ erweitert – in der Hoffnung, die negativen Konsequenzen des Coronavirus für die Wirtschaft möglichst umfassend abzufedern. In noch nie dagewesener Geschwindigkeit der Kammern wurde das Gesetz um die Kurzarbeit durchgepaukt. Der erleichterte Zugang zum Kurzarbeitergeld soll dazu beitragen, Unternehmen vor einer Entlassungswelle zu bewahren und den Binnenkonsum zu unterstützen. Zudem sollen Unternehmen bei der staatlichen KfW-Bank Liquiditätshilfen beantragen können. Dafür ist aktuell ein Volumen von 460 Milliarden Euro vorgesehen, das aber – falls nötig – um weitere 93 Milliarden Euro aufgestockt werden könnte. Und: Bundesfinanzminister Scholz beteuerte, dass zur Not noch mehr Geld nachgeschoben werden könnte – es gebe in dieser Hinsicht keine Grenze.
Über die geplanten Liquiditätshilfen hinaus soll Unternehmen erlaubt werden, zinsfrei Steuern zu stunden und Steuervorauszahlungen zu reduzieren, falls das Geld knapp wird. Diese Maßnahme kommt vor allem mittelständischen Unternehmen zugute, die derzeit ihr Geld zusammenhalten müssen, um bei schlechter Auftragslage beziehungsweise schrumpfenden Umsätzen wenige bis keine Mitarbeiter entlassen zu müssen. Damit Firmen liquide bleiben, empfehlen die Wirtschaftsexperten zudem eine zeitweilige Herabsetzung der Einkommens- und Körperschaftssteuer.
Rettungsfonds für in Schieflage geratene Unternehmen
Die Bundesregierung wird aber nicht darauf bauen können, dass alle in Schieflage geratenen Unternehmen nach der Krise ihre Kredite auch bedienen können. Die Lösung könnte eine Art Rettungsfonds sein, wie er auch schon in der Finanzkrise 2008 zum Einsatz kam – der Staat sich also notfalls an Unternehmen beteiligen könnte. Für all diese Maßnahmen müsste aber wohl die schwarze Null aufgegeben und die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, den Staatshaushalt stark zu belasten. Die Bundesregierung schließt auch solche Maßnahmen derzeit nicht aus.
Bundesregierung muss wachsam bleiben
Um eine Rezession und die Insolvenz vieler Betriebe zu verhindern, hat die Bundesregierung – allen voran Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Bundesfinanzminister Olaf Scholz – den Unkenrufen zum Trotz frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und wichtige Weichen gestellt. Doch zurücklehnen darf die Regierung sich jetzt nicht; sie muss vielmehr entschlossen reagieren und auch Versäumnisse der Vergangenheit aufholen. Die Krise gilt es als Chance zu begreifen und in eine Agenda 2030 umzumünzen. Die Wirtschaft braucht einen neuen Konjunkturplan, der die Zukunftsfähigkeit Deutschlands, unseres Qualitätssiegels „Made in Germany“ und dessen Kompetenzen nachhaltig sichert.
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Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.