Neue technologische Entwicklungen, Digitalisierung und Videostreaming führen in Unternehmen und Privathaushalten zu neuen Gefahren – auch im deutschen Mittelstand. Cyberangriffe stellen eines der größten Risiken im 21. Jahrhundert dar.
Die Digitalisierung bietet nicht nur Chancen, sondern birgt auch Gefahren. Hacker nehmen nicht nur Großkonzerne ins Visier: In einer Umfrage bei mittelständischen Unternehmen erklärten 55 Prozent der Befragten, dass ihre Firma bereits einen Cyberangriff erlitten hätte. 70 Prozent sagten, dass sie mit einem Angriff in der nahen Zukunft rechnen würden. Für die Erhebung befragte das Marktforschungsinstitut Appinio im Frühjahr 2021 im Auftrag der Württembergischen Versicherung 200 Entscheider im deutschen Mittelstand. Doch wie kommt diese große Erfolgsquote für die Hacker zustande?
Viele Mittelständler sind schlecht auf Cyberangriffe vorbereitet
Mittelständische Betriebe können sich häufig schlechter vor Cyberrisiken schützen als Großunternehmen und sind daher attraktive Angriffsziele. Zusätzlich haben sie den Kriminellen viel zu bieten: Hacker können vertrauliche Kunden- oder Firmendaten stehlen, das Unternehmen erpressen oder den Betrieb erheblich stören oder gar lahmlegen. Für die Unternehmen ist der Schaden jedoch nicht ausschließlich monetär: Neben Ertragsausfällen und Kosten für die Rettung der Daten droht dann oft auch ein Verlust von Kundenvertrauen und Reputation.
Bewusstsein für IT-Risiken muss gestärkt werden
Um dem vorzubeugen, gilt es, Schwachstellen zu identifizieren und diese durch technische Maßnahme und interne Schulungen abzudichten. Die Gefahren eines Hacker-Angriffs sind vielseitig und je nach Betrieb unterschiedlich. Entscheider investieren heutzutage äußerst viel Geld in die technische Sicherheit ihres Unternehmens, die Einhaltung der eingeleiteten Maßnahmen ist im nächsten Schritt dann entscheidend. Hier hat die Variable Mensch einen großen Einfluss auf deren Gelingen: Das Verhalten der Nutzer im Netz kann einen Angriff erschweren oder erleichtern.
Viele Mitarbeiter haben vollen Zugang zum Internet und Benutzerrechte über den eigenen Arbeitsplatz hinaus. Sind sie nicht ausreichend über Sicherheitsstandards informiert, ist das Risiko hoch: Viele Cyberangriffe auf den Mittelstand erfolgen beispielswiese per E-Mail. In diesen sollen Angestellte dazu verleitet werden, schädliche Links oder Anhänge zu klicken oder es werden Zahlungsaufträge der Geschäftsführung vorgetäuscht. Dieses zentrale Risiko lässt sich durch eine Sensibilisierung der Belegschaft in hohem Maße reduzieren. Nicht immer jedoch haben Firmenentscheider diese Risiken im Blick.
Im Mittelstand steigt das Interesse an Cyberversicherungen
Dennoch steigt das Bewusstsein für die genannten Gefahren insgesamt: Laut einer Umfrage der GDVwussten 2018 noch 37 Prozent nichts von einer Cyberversicherung. 2022 sind es nur noch rund 22 Prozent. In kleinen Unternehmen kennen inzwischen fast 70 Prozent der Entscheider dieses Angebot, rund 20 Prozentpunkte mehr als 2018. Diese Zahlen lassen vermuten, dass immer mehr Unternehmen sich aktiv mit dem Thema Cyberkriminalität und Möglichkeiten der Absicherung befassen.
Gerade für kleine Unternehmen ohne speziellen IT-Bereich ist es jedoch weiterhin schwer einzuschätzen, was im Bereich Cyber-Security alles zu beachten ist. Online-Tests können helfen, einen ersten Überblick zu bekommen, welche Daten im Unternehmen besonders schützenswert sind. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie verweist etwa auf das Sicherheitstool-Mittelstand (SiToM). Unternehmer erhalten einen Fragebogen zu allen relevanten Aspekten der IT-Sicherheit; mögliche Sicherheitslücken können somit aufgedeckt und behoben werden. Wer auf Nummer sicher gehen will, kommt aber um einen internen oder externen IT-Experten nicht herum.
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