Unternehmen, die Mitarbeiter und Kunden langfristig an sich binden möchten, sollten sich mit dem Gedanken anfreunden, dass nachhaltiges Handeln dabei eine Grundvoraussetzung ist. Auch im Mittelstand gewinnt Nachhaltigkeit an Bedeutung.
Kein Begriff wurde in den vergangenen Jahren so stark strapaziert wie die „Nachhaltigkeit“. Doch wer die Floskel mit Leben füllt, dem winken nicht nur ein gutes Gewissen, sondern handfeste Vorteile. Am Kapitalmarkt wächst die Bedeutung nachhaltig konzipierter Investments von Jahr zu Jahr. Neben den Anlagerichtlinien vieler Stiftungen oder auch Kirchen zählen sich heute auch immer mehr Versicherer und andere institutionelle Investoren zur Gilde der nachhaltigen Investoren. Warum ist das so?
Nachhaltigkeit im Mittelstand: Kunden richten Konsum an ethischen Kriterien aus
Neben dem guten Gewissen rechnet sich Nachhaltigkeit auch: Experten gehen davon aus, dass sogenannte ESG-Ansätze dabei helfen können, das Risiko unvorhergesehener Ereignisse zu minimieren. Unternehmen, die nachhaltig aufgestellt sind, werden seltener in Umweltskandale verwickelt und bringen die Belegschaft weniger oft gegen sich auf, so der Hintergedanke. Doch auch außerhalb der Finanzwelt gewinnt nachhaltiges Handeln an Bedeutung. Für wen? Für alle, die mit Kunden zu tun haben!
Kunden sind sich heute darüber bewusst, dass Unternehmen einen noch größeren Einfluss auf die Welt haben als die Politik. Wer zu rücksichtslosen Bedingungen in Billiglohnländern produzieren lässt oder die Zerstörung wertvoller Natur in Kauf nimmt, wird von der Öffentlichkeit schnell abgestraft. Kunden merken sich solch ein Verhalten gut und richten ihren Konsum an ethischen Kriterien aus. Unternehmen, die sich selbst nachhaltigen Kriterien verpflichtet haben, genießen am Markt einen Vorteil, den sie so auch selbstbewusst kommunizieren können.
Der Mittelstand muss mit weichen Faktoren glänzen
Doch nicht nur die Umsätze werden es ethisch-handelnden Unternehmern danken. Auch der Wettlauf um die besten Köpfe wird heutzutage zunehmend von weichen Faktoren bestimmt. Abseits des Gehalts achten Mitarbeiter vor allem auf Arbeitsatmosphäre, Flexibilität und den Sinn einer Aufgabe. Handelt ein Unternehmen im Einklang mit ethischen Kriterien, kann das im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter ein Pluspunkt sein.
Wenn die Frage nach Nachhaltigkeits-Kodizes noch vor wenigen Jahren vor allem an Großkonzerne gerichtet war, geht das Thema heute auch insbesondere den Mittelstand an. Gerade Unternehmen, die keine Arbeitsplätze in Metropolen und entsprechende Gehälter bieten können, müssen sich auf die weichen Faktoren fokussieren. Das unternehmerische Handeln nachhaltig auszurichten, ist ein wichtiger Aspekt, um bei Mitarbeitern und Kunden gleichermaßen zu punkten.
EU-Aktionsplan sieht nachhaltiges Wirtschaften vor
Mittelständler, die diese Entwicklung ignorieren, könnten schon bald von offiziellen Stellen Gegenwind erhalten: Seit Anfang des Jahres ist der EU-Aktionsplan für nachhaltiges Wachstum in Kraft. Der weitreichende Plan will Investitionen in nachhaltige Bahnen lenken und betrifft große Teile der Finanzwirtschaft. Unternehmen, die sich gegen den Trend stellen, könnten schon bald zu Maßnahmen gezwungen werden. Da liegt es nahe, sich schon heute aus freien Stücken nachhaltig aufzustellen und ganz nebenbei bei Kunden und Mitarbeitern zu punkten.
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Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.