Home Mittelstand Digitalisierung im Mittelstand: Technologie-Schub für KMU durch Corona

Digitalisierung im Mittelstand: Technologie-Schub für KMU durch Corona

von Holger Clemens Hinz

Die Pandemie hat bei vielen KMU zum Umdenken geführt: Deutlich mehr Unternehmen setzen auf digitale Kanäle und kommen so besser durch die Krise. Investitionen sind auch bitter nötig: Im internationalen Digitalisierungs-Vergleich hinken deutsche KMU deutlich hinterher. Vor allem kleinere Unternehmen sollten den Anschluss nicht verpassen, große Mittelständler investieren deutlich mehr in Technologien wie 5G und IoT. Die Kluft im Mittelstand wird dadurch größer.

Viele Mittelständler mussten in der Corona-Krise komplett umdenken. Home-Office statt Präsenzarbeit im Büro, digitale Meetings statt Direktkontakt und deutlich mehr Investitionen in digitale Sicherheitstechnik. Digitalisierungsmaßnahmen haben den Mittelstand seit nun über einem Jahr stark gefordert. Zwar hat die Pandemie der Digitalisierung im Mittelstand einen ordentlichen Schub gegeben. Doch in vielen Bereichen hinken KMU in Deutschland noch immer hinterher. Vor allem in den Bereichen der Industrie 4.0 müssen kleinere Mittelständler aktiver werden. Nach der Krise könnten sich mangelnde Investitionen in diesem Bereich rächen. Denn größere Konzerne und die Konkurrenz im Ausland steigen längst auf vernetzte Fabriken, Robotik und Künstliche Intelligenz um.

Digitalisierte Unternehmen kommen besser durch die Krise

Für viele mittelständische Unternehmen, die wegen Konjunkturschwächen bereits 2019 ihre Investitionen in Digitalisierungsvorhaben zurückgefahren haben, macht sich der Mangel an digitalen Lösungen nun noch stärker bemerkbar. In einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom gaben 63% der Industrieunternehmen mit 100 oder mehr Mitarbeitern an, dass ihnen digitale Technologie geholfen hat, die Corona-Pandemie besser zu bewältigen. Gerade in der Corona-Krise hat für viele Unternehmen die Digitalisierung daher an Bedeutung gewonnen. Laut KfW-Bank haben die Ausgaben im Bereich der Digitalisierung während der Pandemie 2020 deutlich zugenommen. Denn: Mehr als drei Viertel der Unternehmen stellte fest, dass Unternehmen, deren Geschäftsmodell digitalisiert ist, besser durch die Krise kommen.

Zwar zeigt sich ein positiver Trend bei der Digitalisierung des Mittelstands, doch mehr als ein Drittel der KMU führt nach wie vor keine Digitalisierungsaktivitäten durch. Vor allem kleinere Unternehmen haben häufig das Nachsehen und setzen ihre Strategien nur zögerlich um. Das ist nachvollziehbar, da es kleineren Betrieben häufig an finanziellen Mitteln und Know-how fehlt, um ihr Digitalisierungsvorhaben auch effektiv umzusetzen. Und gerade in der jetzigen Krise steht für viele Mittelständler Digitalisierung nicht unbedingt an erster Stelle. Doch kann das zu langfristigen Wettbewerbsnachteilen führen: Denn vor allem größere Mittelständler und Konzerne weiten ihre digitalen Strategien stark aus. Die Kluft zwischen kleinen Unternehmen wird im Verhältnis zu den Big Playern der Branche so nur noch größer.

Digitalisierung: 5G und 3D-Drucker sind gefragt

Zukünftig werden KMU immer stärker auf Technologien der Industrie 4.0 setzen müssen, wenn sie den Anschluss im Technologie-Sektor nicht verlieren wollen. Bereits jetzt nutzen laut Bitkom 4 von 10 Industrieunternehmen IoT-Plattformen, die Geräte und Maschinen im Betrieb vernetzen. Jedes dritte Unternehmen plant die Nutzung solcher Plattformen. Gleiches gilt für 3D-Drucker und 5G: 40% der Industrieunternehmen nutzen bereits die smarten Printer, ebenso viele Unternehmen planen die Anschaffung solcher Drucker. Für viele Unternehmer steht zudem der neue Funkstandard 5G im Mittelpunkt der Digitalisierungsstrategie. 85% erachten die Verfügbarkeit des 5G-Netzes für ihren Betrieb für wichtig.

Deutschland im Ländervergleich weit abgeschlagen

Für Unternehmen ist die digitale Transformation von zunehmender Bedeutung, da der deutsche Mittelstand sonst den Anschluss bei der Integration digitaler Technologien in Europa verliert. Hinsichtlich der Integration digitaler Technologien in der Wirtschaft nimmt Deutschland derzeit nur Platz 18 im Vergleich mit 28 europäischen Ländern ein und rangiert so im unteren Mittelfeld. Will Deutschland in diesem Bereich kompetitiv bleiben, müssen aber nicht nur KMU digitale Prozesse einleiten. Auch der Gesetzgeber ist gefragt, mit Reformen bürokratische Hürden abzubauen und Fördergelder schneller zu verteilen. Gleichzeitig müssen zukunftsorientierte Technologien vor allem im Mittelstand priorisiert und KMU so zum Kern einer innovativen Wirtschaftspolitik werden.

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