Home Mittelstand Entwicklungshilfe mit KMU: Wie Kooperationen lokale Wirtschaften stärken

Entwicklungshilfe mit KMU: Wie Kooperationen lokale Wirtschaften stärken

von Philipp Rose

Deutsche Mittelständler können mit Wissenstransfer und Investitionen dazu beitragen, den Aufholprozess von Entwicklungsländern zu beschleunigen. So können Perspektiven und Jobs vor Ort geschaffen werden. Gleichzeitig eröffnen sich dem Mittelstand neue Absatzmärkte, die oft technikaffin sind und viel Know-how im Bereich Digitalisierung mitbringen.

Knapp 690 Millionen Menschen leben weltweit in Armut, durch die Corona-Krise könnten alleine in diesem Jahr weitere 150 Millionen Menschen erneut in extreme Armut stürzen. Mit Entwicklungshilfe leisten viele Staaten und Privatpersonen einen wichtigen Einsatz gegen die Armutsentwicklung. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze in den von Armut betroffenen Regionen ist dabei eine zentrale Säule der Entwicklungshilfe. Nachhaltig wirkt diese Unterstützung besonders dann, wenn lokale wirtschaftliche Strukturen entstehen und Menschen dank eines geregelten Einkommens langfristig aus der Armut kommen. Damit das gelingt, können deutsche KMU einen wichtigen Beitrag leisten. Mit Wissenstransfer, Mentoring und Investitionen in neue Absatzmärkte kann der Mittelstand aktiv Entwicklungshilfe betreiben.

Kein Mangel an innovativen Ideen

Über 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind KMU. Kleine und mittlere Unternehmen stellen mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze und tragen zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum bei. Die deutsche Wirtschaft ist Weltmarktführer in vielen Bereichen und insbesondere die „hidden champions“ des Mittelstands haben mit ihrem Unternehmergeist und ihrer Innovationskraft viel Potenzial. Mit ihrem Know-how und langfristigen Kooperationen können deutsche Mittelständler Unternehmer in Entwicklungsländern beim Aufbau einer eigenen mittelständischen Wirtschaft unterstützen. Wie in Deutschland können KMU auch in aufstrebenden Staaten dazu beitragen, Arbeitsplätze zu schaffen und eine Wirtschaftsgrundlage aufzubauen.

In Entwicklungsländern mangelt es jungen Unternehmen keinesfalls an innovativen Ideen, sondern vielmehr an Ressourcen und wirtschaftlicher Erfahrung. Wissenstransfer und Mentoring können diese Lücke schließen. Initiativen, wie die des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit oder der Organisation Enpact, fördern mit Mentor-Programmen den Wissensaustausch zwischen deutschen Unternehmern und aufstrebenden ausländischen Entrepreneuren. Im Gegenzug erhalten KMU lohnenswerte Einblicke in andere Unternehmenskulturen und Zugang zu neuen Absatzmärkten.

Viele Staaten sind digital gut aufgestellt

Für deutsche Unternehmen ergeben sich bei Investitionen in wirtschaftlich aufstrebende Staaten mehrere Vorteile: Sie erschließen sich günstige Produktionsstandorte mit möglichst guter Infrastruktur, neue Absatzmärkte, sie können Importbeschränkungen umgehen und profitieren häufig von einer niedrigen Besteuerung. KMU, die in Entwicklungsländer investieren, treffen dabei oft auf innovationsfreudige und aufgeschlossene Unternehmer. Denn viele Entwicklungsländer sind in einigen Bereichen, wie etwa bei der Digitalisierung und Technologisierung, keinesfalls abgeschlagen. Kenia verfügt etwa über eine starke IT-Szene und ist weltweit führend in der Verwendung von Mobile Banking, in Ruanda werden Medikamente per Drohnen ausgeliefert, der E-Commerce in ganz Afrika boomt. Zudem setzen viele der Staaten bereits stärker auf Solar- und erneuerbare Energien, als es manche Industrienation tut. Viele Entwicklungsländer erleben derzeit einen regelrechten Boom mit starkem Wachstum, doch deutsche Unternehmen halten sich mit Investitionen noch zurück.

Politik muss mehr Sicherheiten für Mittelständler schaffen

Deutsche Unternehmer aus dem Mittelstand sind bei Investitionen im internationalen Vergleich häufig deutlich weniger risikofreudig als ihre Wettbewerber. Hier muss die deutsche Politik nachbessern und Sicherheiten schaffen. KMU, die in aufstrebende Unternehmen investieren wollen und langfristige Kooperationen anstreben, brauchen bessere Rahmenbedingungen. Mit Hermesbürgschaften hat die Politik bereits nachgebessert. Doch gilt es ebenfalls, den bürokratischen Aufwand für Förderprogramme zu reduzieren und mehr Plattformen bereitzustellen, die den Kontakt zwischen angehenden Unternehmern und Investoren herstellen. 

 

 

Über den Kapitalmarktblog:

Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.

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