Der Fachkräftemangel ist besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen allgegenwärtig. Doch anstatt sich zu beklagen, sollten mittelständische Firmen selbst aktiv werden, um qualifizierte und motivierte Mitarbeiter zu finden.
Der Fachkräftemangel ist für den Mittelstand ein nicht zu unterschätzendes Problem. Kann ein Unternehmen nicht alle notwendigen Stellen besetzen, gehen damit nicht nur Umsatzeinbußen einher. Auch die Innovationskraft der KMU sinkt – und damit ihre Zukunftsfähigkeit.
Azubi-Mangel verschärft Fachkräftemangel
Auch wenn es für den Fachkräftemangel gute Gründe gibt – KMU sollten nicht nur auf andere zeigen, sondern das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen. Zum Beispiel indem sie mehr ausbilden. Doch die Realität zeichnet ein anderes Bild: Nach einer Umfrage der staatlichen Förderbank KfW rechnen kleinere und mittlere Unternehmen für das gestartete Lehrjahr 2019 mit weniger Auszubildenden. Jeder fünfte Betrieb ging bei der Befragung davon aus, weniger Azubis als bisher zu beschäftigen. Ein oft genannter Grund dafür ist das mangelnde Interesse des Nachwuchses. Denn während immer weniger Schüler Real- und Hauptschulen besuchen, gewinnen Gymnasien an Beliebtheit. Und von dort geht es dann häufig direkt an die Uni.
Jobs für „Digital Natives“ sichtbar machen
Dass sich oftmals erst gar nicht genug geeignete Kandidaten um eine Stelle bewerben, ist die logische Konsequenz. Vor allem KMU, die gegenüber namenhaften Unternehmen einen Image-Nachteil haben, müssen sich daher etwas einfallen lassen. Das fängt damit an, bei der Stellenausschreibung neue Wege zu gehen. So tickt die junge, digitalisierte Generation bei der Aufnahme von Informationen zum Teil völlig anders als diejenigen vom alten, analogen Schlag.
„Digital Natives“ können häufig mit den für sie altbackenen Anzeigen in der Zeitung nichts anfangen – wenn sie diese überhaupt registrieren. Eine Anzeige bei zumindest einer der großen Online-Stellenbörsen ist daher ein Muss. Zudem liegt es nahe, auch auf der eigenen Homepage und in den sozialen Netzwerken aktiv und jugendgerecht für sich als Arbeitgeber zu werben – und zwar in einer jugendgerechten Sprache.
Kreativität ist gefragt
Doch damit nicht genug: Es gibt durchaus weitere Möglichkeiten, junge Leute für das eigene Unternehmen zu begeistern. Häufig ist dabei Kreativität der Schlüssel zum Erfolg. Ein schönes Beispiel dafür ist das Projekt „Bang-Starter-Center“. Bang steht für „Berufliches Ausbildungsnetzwerk im Gewerbebereich“. Der Prototyp dieser Berufserlebniswelt zum Anfassen und Mitmachen, die von mehreren Mittelständlern finanziert wird, steht in Delbrück in Nordrhein-Westfalen. Dabei können Schüler/innen in einer ehemaligen Hauptschule in verschiedene Berufe reinschnuppern. Die teilnehmenden Mittelständler haben das Ganze auf den neuesten Stand der Technik eingerichtet.
Die Besucher erfahren zum Beispiel, wie es sich anfühlt, Leute zu pflegen. Oder sie bekommen ein Gespür dafür, ob der Beruf des Dachdeckers, des Metallarbeiters oder eines Büroangestellten etwas für sie sein könnte. In der Nähe ansässige KMU schicken alle vier bis sechs Wochen ihre Azubis dorthin, um den Schülern die Ausbildungsberufe näher zu bringen und ihnen Informationen aus erster Hand zu liefern. Die Schüler merken schnell, was ihnen liegt und was nicht. Und sie wissen auch, wer die Ausbildungen anbietet.
Das Starter-Center-Team erhielt übrigens im Juni in Berlin die Auszeichnung „Innovatives Netzwerk 2019“. Mit diesem Preis würdigen das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) jährlich Netzwerke in ganz Deutschland, die sich erfolgreich um die Sicherung von Fachkräften bemühen.
Über den Kapitalmarktblog:
Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.