Mittelständler, die Geld für die Finanzierung ihres Unternehmen benötigen denken meist direkt an einen Bankkredit. Dabei können KMU auch auf ganz andere Finanzierungsquellen zurückgreifen. Mittelstandsanleihen, IPO, Debt-Fonds und Schuldscheine sind lohnenswerte Optionen für einen breit aufgestellten Finanzierungsmix.
Die Kreditnachfrage von deutschen und europäischen Unternehmen ist im Zuge der Corona-Krise auf einen neuen Höchststand geklettert. Laut dem Quartalsbericht der Europäischen Zentralbank (EZB) war die Nachfrage nach Krediten in der Eurozone im zweiten Quartal so hoch wie seit 2003 nicht mehr. Bei der Unternehmenskreditnachfrage ergab sich laut EZB demnach ein Anstieg um 62 Punkte. Die hohe Nachfrage spiegelt den Liquiditätsdurst der Unternehmen wider, denn seit der Pandemie ist ihr Umsatz stark zurückgegangen. Womöglich legen sich Firmen zudem einen Kapitalpuffer für den Fall zu, dass bald ein weiterer Wirtschaftseinbruch kommt. Eine so große Anzahl von Kreditaufnahmen bleibt nicht folgenlos: Unternehmen müssen ab dem dritten Quartal mit Konsequenzen rechnen. Demnach wird eine deutliche Straffung der Standards für Unternehmenskredite erwartet. Grund dafür sind in diesem Zeitraum auslaufende staatliche Kreditgarantieprogramme.
Basel-Bestimmungen sorgen für Kampf um die Finanzierung
Der Bedarf an hohen Krediten ist in Krisenzeiten vollkommen nachvollziehbar. Dennoch zeichnete sich schon vor der Krise der Trend ab, dass deutsche Mittelständler ihr Wachstum durch Kredite zu einseitig finanzieren. Wenn KMU nur auf das klassische Bankdarlehen setzen, verschenken sie jedoch nicht nur Chancen, sondern begeben sich auch in mögliche Schwierigkeiten. Denn nach der Corona-Krise müssen Unternehmen höchstwahrscheinlich mit einer starken Anhebung der Kreditstandards rechnen. Das hat dann negative Auswirkungen auf Zinsen, Anforderungen, Kreditlaufzeiten und Tilgungsraten.
Doch damit nicht genug könnten mit den Bankenrichtlinien Basel III und Basel IV langfristig weitere starke Restriktionen auf die Geldhäuser zukommen. Das bekommen dann auch kapitalhungrige Unternehmen zu spüren. So sorgen die Eigenkapitalbestimmungen der Basel-Richtlinien dafür, dass Kredite zu weniger erschwinglichen Konditionen angeboten werden. Banken sieben dann noch stärker aus und schauen noch genauer, wem sie ein Darlehen gewähren und wem nicht. Unternehmen sollten sich daher schon jetzt Gedanken machen, welche alternativen Finanzierungsquellen abseits des klassischen Bankenkredits infrage kommen.
Der Schritt aufs Börsenparkett kann für KMU lohnenswert sein
Vier alternative Finanzierungsformen neben dem Darlehen sind bei Unternehmen vor allem gefragt. Mittelstandsanleihen oder ein IPO bringen KMU dabei die meisten Vorteile: So wird durch frisches Kapital von der Börse etwa das Klumpenrisiko deutlich verringert. Es gibt Mittelständlern mehr Freiheiten, da sich keine mächtigen Gesellschafter in das operative Geschäft einmischen. Die Börsenpräsenz verleiht dem Unternehmen eine gute Bonität, zudem können KMU bei der Forderung nach einem Kredit deutlich selbstbewusster auftreten. Denn wer einen breit aufgestellten Finanzierungsmix vorweist, macht sich nicht von einer Kapitalquelle abhängig und stärkt seine Verhandlungsposition.
Debt-Fonds bieten eine weitere Möglichkeit der Finanzierung mit Fremdkapital. Hier besteht der Vorteil, dass vergleichsweise weniger Sicherheiten hinterlegt werden müssen. Zuletzt sind Schuldscheindarlehen eine geeignete Alternative zum Hausbankkredit. Dabei handelt es sich um verbriefte Darlehen, jedoch nicht um Wertpapiere im eigentlichen Sinne; die Schuldscheindarlehen sind anders als etwa klassische Anleihen nicht an der Börse notiert. Daher sind Unternehmen auch von den an den Kapitalmärkten sonst üblichen Publizitätspflichten befreit, was unter anderem deutlich geringere Emissionskosten bedeutet.
Mehr Informationen zu alternativen Finanzierungsmöglichkeiten finden Sie auf dem Kapitalmarkt-Blog der Quirin Privatbank unter https://kapitalmarkt.blog/mittelstandsfinanzierung/
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