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Firmenauto: Freie Fahrt voraus – vorausgesetzt …

von Holger Clemens Hinz
Firmenauto:Freie Fahrt voraus

Das Firmenauto ist bei vielen mittelständischen Unternehmen ab dem mittleren Management eher Regel als Ausnahme. Sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer bietet der Dienstwagen große Vorteile. Die können sich aber unter Umständen ins Gegenteil verkehren – für das Unternehmen, deren Mitarbeiter und Kundenverhältnis. Damit erst gar kein Ärger aufgrund des Firmenfahrzeugs aufkommt, sollte das Fuhrparkmanagement einige wichtige Punkte beachten.

1. Niemals ohne Vollkasko!

Bevor es zur Wahl der Marke oder des Modells geht, ist zuerst die Haftung zu klären. Im Grunde lässt sich das einfach zusammenfassen: Die Vollkaskoversicherung ist beim Firmenauto ein absolutes Muss. Denn die Haftung bei Unfällen mit dem Dienstwagen ist wie so viele Rechtsfragen reichlich kompliziert.

Dass es verschiedene Fahrlässigkeitsstufen bei Beschädigungen gibt, macht die Sache nicht gerade einfacher. Doch egal, ob es sich um leichte Fahrlässigkeit oder mittlere handelt: Solange der Angestellte nicht grob fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt hat, ist seine Haftung auf die übliche Eigenbeteiligung einer Vollkaskoversicherung beschränkt – und die liegt in der Regel nicht über 1.000 Euro. Eine andere Versicherungslösung als die Vollkasko-Variante bringt im Ernstfall nicht nur viele komplizierte Regelungen mit sich. Sie könnte auch das Verhältnis von Arbeitnehmer und -geber auf eine harte Probe stellen. Und das dürften viele KMU in Zeiten von Fachkräftemangel so gar nicht gebrauchen.

2. Unternehmenshierarchie gibt Richtung vor

Es versteht sich fast von selbst: Der Chef kommt im Benz, der Verkaufsmitarbeiter eher im VW. Das Firmenfahrzeug sollte in Sachen Klasse und Extravaganz der Unternehmenshierarchie entsprechen. Dabei sollte ein Weg gefunden werden, mit dem das Gros der Arbeitnehmer gut leben kann. Denn: Wer zu kleinlich ist, nimmt den Mitarbeitern den Spaß an ihrem Firmenauto und erstickt ihre Individualität. Wer aber zu locker ist, kann damit auch schnell für Neid sorgen. Um Ärger bereits im Keim zu ersticken, sollte es von Unternehmensseite klare Richtlinien geben, welche Firmenfahrzeuge für welche Ebene erlaubt sind – und welche nicht.

3. Bei der Wahl des Firmenautos ist Fingerspitzengefühl gefragt

Mercedes, Audi, Toyota, Porsche oder VW – die Auswahl an Automarken ist riesig. Die Fragen, die es zu beantworten gilt, lauten aber: Was ist sinnvoll für das Unternehmen und den Arbeitnehmer? Und wie kommt die Markenauswahl beim Kunden an? An und für sich spricht auch erstmal nichts dagegen, wenn ein KMU-Finanzvorstand mit einem Dodge Challenger vorfährt. Problematisch wird es dann, wenn ausschließlich sehr umweltbewusste Unternehmen zum Kundenkreis zählen. Mit anderen Worten: Ganz gleich, welches Logo die Motorhaube auch zieren soll, die Marke und das Modell müssen zum Unternehmen und zum Mitarbeiter passen und sollten im Idealfall auch beim Kunden keine Irritationen hervorrufen.

4. E-Mobilität gewinnt an Fahrt

Dem Elektro-Auto dürfte die Zukunft gehören, der Klimawandel lässt kaum etwas Anderes zu. Aber auch wenn ein grünes Image kaum einem Unternehmen schadet: Es kommt auf das richtige Augenmaß an. Für Kundentermine innerhalb der Stadt oder kurze Fahrten eignen sich Elektro-Autos wunderbar, sind sogar weniger wartungsintensiv und mit entsprechender Ladevorrichtung am Unternehmensgelände sind die Firmenfahrzeuge immer einsatzbereit. Hinzu kommt: Die Steuern auf die geldwerte Vergütung durch die private Dienstwagennutzung eines E-Autos betragen nur die Hälfte, also 0,5 statt 1,0 Prozent. Da sind für die Angestellten jährliche Einsparungen im oberen dreistelligen Bereich keine Seltenheit. Wenn ein Vertriebsangestellter aber den Bereich zwischen Köln und Kiel beackern muss, sind die aktuellen E-Autos sicherlich nicht die richtige Wahl, lassen doch sowohl die Reichweite als auch die Lademöglichkeiten im Bundesgebiet noch zu wünschen übrig.

5. My car is my castle

Auch bei einem günstigeren Firmenauto sollte kein Mitarbeiter mit der Serienausstattung abgespeist werden. Ein Navigationssystem ist Standard, gleiches sollte für aktuelle Sicherheitssysteme und -helfer zählen. Grundsätzlich sollten KMU beim Firmenfahrzeug nicht zu leichtfertig den Rotstift ansetzen. Der private Wagen ist für viele wie ein zweites Zuhause, der Dienstwagen muss zusätzlich ein zweites Büro sein. Kurzum: Die Ausstattung des Firmenfahrzeugs hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Zufriedenheit der Angestellten – und somit auch auf den Unternehmenserfolg.

 

 

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