Home Finanzierung Grüne Kredite auf dem Vormarsch: Wird ESG für Mittelständler zum Finanzierungskriterium?

Grüne Kredite auf dem Vormarsch: Wird ESG für Mittelständler zum Finanzierungskriterium?

von Thomas Kaufmann

Die EU-Kommission fördert Bankdarlehen, deren Konditionen von der ESG-Entwicklung des jeweiligen Unternehmens abhängen. Langfristig soll die europäische Wirtschaft dadurch nachhaltiger werden. Sollte sich der Trend der „grünen Kredite“ durchsetzen, wird es für Mittelständler zukünftig wichtiger, ESG-Daten zu erheben. Zudem könnten für KMU mittelfristig Kredithürden entstehen. Mittelständler sollten daher Finanzierungsalternativen auf dem Schirm haben.

Von Thomas Kaufmann

So genannte ESG-Linked-Loans sollen nachhaltiges Wirtschaften fördern. Henkel, Rewe und Siemens nutzen sie bereits und nach dem Willen der EU-Kommission soll ihnen künftig eine größere Rolle im Finanzierungsbereich zugeteilt werden. Hinter den „grünen Krediten“ verbergen sich Bankdarlehen, über deren Mittel Unternehmen zwar frei verfügen, doch sind die Finanzierungskonditionen an die ESG-Performance des jeweiligen Unternehmens geknüpft. Ist ein Unternehmen besonders nachhaltig, verbessern sich die Konditionen. Sinkt die Nachhaltigkeitsleistung hingegen, so werden auch die Kreditbedingungen teurer. Die Darlehen sollen Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit motivieren und so der EU dabei helfen, bis 2050 eine klimaneutrale Wirtschaftszone zu werden. Zwar bieten die Nachhaltigkeits-Kredite für Unternehmen auch Vorteile, für viele KMU bedeuten sie anfangs jedoch unter Umständen einen Mehraufwand.

Kennzahlen für ESG-Kredite mit der Bank verhandeln

ESG steht für Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Die ESG-Linked-Loans der Banken sind also an Kriterien aus diesen Bereichen gebunden. Die entsprechenden Daten werden meist in einem umfangreichen ESG-Bericht ermittelt. Größere Unternehmen greifen dabei in der Regel auf ESG-Ratingagenturen zurück, um sich die wichtigen Daten für die Kredit-Verhandlung einzuholen. Zwar ist es aus mehreren Gründen sinnvoll, regelmäßig einen ESG-Bericht anzufertigen – etwa um die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens auf den Prüfstand zu stellen – für Mittelständler sind die ersten ESG-Berichte aber häufig mit viel Aufwand verbunden.

Unter Umständen reicht anfangs jedoch schon die Erhebung einzelner Kennzahlen. Demnach können gemeinsam mit der Bank Kriterien vereinbart werden, die Einfluss auf den Kredit haben. Dazu zählen etwa der CO2-Ausstoß des Unternehmens, die Diversitätsquote, Arbeitssicherheit oder die Vermeidung von Abfällen. Entwickeln sich die festgelegten Kriterien positiv, so verbessern sich auch die Kreditkonditionen – die Zinskosten etwa können dann niedriger ausfallen.

ESG-Bericht sollte durchdacht sein

Bislang hat die EU-Kommission noch keine einheitlichen Kriterien vorgegeben, was genau als nachhaltiges Unternehmensziel gilt. Dennoch sind Mittelständler gut beraten, Daten zur Nachhaltigkeit ihres Unternehmens zu erheben, da die Ausweitung der grünen Kredite in Zukunft als wahrscheinlich gilt. Es ist daher ratsam, schon jetzt Strukturen zu schaffen, die das Sammeln relevanter Daten einfacher macht. Zudem ist es sinnvoll, sich anfangs auf einzelne ESG-Themen zu konzentrieren, statt die ganze Bandbreite an möglichen Bereichen abzudecken. Zuletzt hilft es, Nachhaltigkeits-Ziele zu formulieren und aktiv auf diese hinzuarbeiten. So lässt sich in späteren Berichten der ESG-Fortschritt leichter nachverfolgen und präsentieren.

IPO erleichtert die Liquiditätsaufnahme

ESG-Kriterien könnten zukünftig einen bestimmenden Faktor bei der Kreditaufnahme spielen. Ähnlich wie bei den Basel-Bestimmungen drohen vielen Mittelständlern dadurch jedoch Kredithürden, die die Finanzierung erschweren. KMU, die Liquidität benötigen, sollten daher nach geeigneten Alternativen Ausschau halten. Ein IPO bleibt weiter eine gute Möglichkeit, um sich von den Kreditkonditionen der Hausbank unabhängiger zu machen.

Mit dem Schritt auf das Börsenparkett machen sich Unternehmen weniger abhängig von ihrer Hausbank und eröffnen sich durch eine breitere Aufstellung bei der Finanzierung eine bessere Position in zukünftigen Kreditverhandlungen. Da Investoren dank der Niedrigzins-Politik weiter auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten sind, ergeben sich für viele Unternehmen derzeit attraktive Bewertungen. Gleichzeitig sorgt der Schritt auf das Börsenparkett meist für positive Publicity. Bereits das Listin

 

Über den Kapitalmarktblog:

Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.

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