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Handtaschen als Geldanlage

von Lieselotte Hasselhoff

Luxusaktien oder Luxusgegenstände wie feine Whiskys oder schicke Oldtimer können eine interessante Ergänzung zu klassischen Geldanlagen wie Aktien oder Anleihen sein. Insbesondere Edelhandtaschen erfreuen sich seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit. Ausgewählte Modelle erfreuen sich nicht nur langfristiger Nachfrage, sondern sie werfen teilweise auch Renditen ab, die sich sehen lassen können.

 

Die Zeit der Niedrigzinsen scheint vorbei zu sein, Staats- und Unternehmensanleihen locken wieder mit höheren Zinsen, und auch die Aktienmärkte haben sich zuletzt deutlich erholt – aus Anlegersicht sind dies gute Nachrichten. Dennoch: Wer sein Geld langfristig anlegt, strebt nicht nur nach Sicherheit für sein hinterlegtes Geld, sondern sein Investment soll im Laufe der Zeit auch Gewinne einbringen. Als Beiwerk zu beispielsweise sicheren Unternehmensanleihen sind daher Investments in Sachwerte beliebt, also beispielsweise Immobilien, Wind- und Solarparks – oder auch Luxusartikel. Solche Geldanlagen sind zwar oft mit einem höheren Risiko verbunden, bieten dafür aber auch höhere Renditen.

Die Klassiker unter den Luxusinvestments sind neben auf Luxusmarken spezialisierte Fonds teure Kunst, ausgewählte Weine und Whiskeys oder Oldtimer-Autos, die auf internationalen Auktionen ersteigert werden können. Neben ihrem besonderen Reiz, den sie für Liebhaber haben, stellen sie durchaus lohnende Anlageobjekte dar. Denn mit zunehmendem Alter oder Seltenheitsgrad steigt in der Regel ihr Wert. Das gilt auch für Designer-Handtaschen.

Einzelne Legenden und Seltenheit machen einzelne Handtaschen enorm wertvoll

Exemplare von Marken wie Chanel, Gucci oder Louis Vuitton werden nicht nur zu hohen Preisen, sondern oft auch nur in limitierter Stückzahl produziert. Bestes Beispiel ist der Hersteller Hermés. Die Designertaschen werden nur auf Anfrage und nach langer Wartezeit verkauft, für manche Modelle müssen Interessenten an einem Auswahlprozess teilnehmen, an dessen Ende nur ein Teil der potenziellen Käufer ein Exemplar erhält. Neben ihrem eigentlichen Sachwert – teure Materialien, aufwändige Handarbeit, luxuriöse Designs – schafft dies Seltenheit. Hermés spinnt zudem regelrechte Mythen um seine Handtaschen: Das Design für die Birkin-Bag, die wohl berühmteste Tasche des Herstellers, soll entstanden sein, nachdem die Musikerin und Schauspielerin Jane Birkin und Hermés-Chef Jean-Louis Dumas sich auf einem Flug begegnet sind. Birkin hatte anstelle einer eleganten Handtasche einen großen Bastkorb bei sich mit der Begründung, es gebe keine Handtasche, die groß genug sei für ihr Handgepäck. Mit der Birkin-Bag sollte sich das ändern.

Legende und Rarität – beides befeuert das Geschäft auf dem Secondhand-Markt, wo die Taschen oft weit über ihrem Ursprungspreis gehandelt werden. Die Exemplare von Hermés wurden in den vergangenen Jahren zum Teil für mehrere Hunderttausend Euro gehandelt: Die Himalaya Birkin wechselte 2019 gar für eine halbe Million Dollar den Besitzer.

So manche Handtasche bringt auf lange sich höhere Renditen als Gold

Was auf den ersten Blick nach einem teuren Hobby aussieht, kann unter Anlagegesichtspunkten Sinn machen – das zeigt ein Blick auf die Zahlen. Die Luxusobjekte erfahren zum Teil enorme Wertzunahmen. So berichtete das Wallstreet Journal beispielsweise im vergangenen Jahr von einer Chanel SA Classic Flap Bag, die, im Jahr 2019 für 4.500 Euro erworben, zwei Jahre später 7.100 Euro wert war – eine Steigerung um 57 Prozent in nur drei Jahren. Im Vergleich zu anderen Anlageformen erzielen Handtaschen auf lange Sicht deutlich höhere Renditen. Laut einem Vergleich des amerikanischen Online-Händlers Baghunter lag die Durchschnittsrendite der Birkin-Bag im Zeitraum zwischen 1980 und 2015 bei 14,2 Prozent. Zum Vergleich: Der Gold-Mittelwert sank im selben Zeitraum um 1,5 Prozent. Allerdings ist ein Handtascheninvestment auch deutlich riskanter, die Designerstücke unterliegen zum Teil enormen Renditeschwankungen: Im Jahr 1995 erreichte die Rendite der Birkin-Bag mit 37,2 Prozent bislang ihren Höhepunkt, im Krisenjahr 2008 wiederum sank der Kurs um 36,6 Prozent.

Klassiker von Chanel oder Hermés können gute Einsteigermodelle sein

Trotz aller Schwankungen bei der Rendite zeigen die Zahlen eines: Die Birkin-Bag hat zu keinem Zeitpunkt einen realen Wertverlust erlitten. Auch andere Edelhandtaschen haben sich gerade in den vergangenen beiden Jahren als krisenfest erwiesen. Dennoch: Wer in die Designerstücke investieren will, benötigt ein gewisses Know-how. Eine ausgefallene Sommerhandtasche in bunten Farben, die heute für Tausende Euro neu verkauft wird, erfreut sich morgen nicht zwangsläufig noch einer großen Nachfrage. Zeitlose Klassiker in gedeckten Farben hingegen dürften sich auch bei stetig wechselnder Mode noch in einigen Jahren größerer Beliebtheit erfreuen. Wer als Neueinsteiger Designerhandtaschen als Geldanlage nutzen will, investiert daher am besten in bewährte Modelle wie die Chanel 2.55 oder die Lady Dior und natürlich die bekannten Stücke von Hermés: Kelly, Birkin oder Constance – vorausgesetzt, er oder sie hat das nötige Kleingeld übrig.

 

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