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Hausboot-Urlaub: Große Freiheit trotz Corona-Beschränkungen

von Holger Clemens Hinz

Noch ist die Corona-Pandemie längst nicht überstanden. Und noch ist häufig unklar, wann in diesem Sommer wohin und mit welchen Auflagen verreist werden darf. Sicher ist lediglich: Wer dieses Jahr Urlaub macht – ganz gleich ob im In– oder Ausland – wird sich an einige Regeln halten müssen. Wer aber während des Urlaubs allzu große Menschenmengen meiden und daher auch auf die eine oder andere Regel verzichten möchte, sollte über einen Hausboot-Urlaub nachdenken. Die Chance, dass man auch in den europäischen Nachbarländern über Seen und Flüsse schippern kann, stehen nicht schlecht. Und: In vielen Ländern darf ein Hausboot sogar ohne einen Bootsführerschein gesteuert werden. Wir stellen die schönsten Regionen vor.

Wer etwas ganz Eigenes sucht, einen Ruhepol zum Rückzug aus dem Alltagsstress, aber trotzdem eine Weile auf dem Wasser bleiben möchte, für den ist eine Hausboot-Tour die perfekte Lösung.

Hausboot-Urlaub: Mobile Ferienwohnung auf dem Wasser

Mit Hausbooten lässt es sich wunderbar auch auf Binnen-Kanälen durch die Lande schippern, seekrank wird da wohl niemand. Sie bieten alles, um die Heimatbasis eines einzigartigen Erkundungstrips zu sein: Küche, Schlafgemach, Bad und ein kleiner Außenbereich sind fast überall Standard. Im Grunde also eine mobile Ferienwohnung auf dem Wasser.

Rasant geht es dabei nicht wirklich zu. Wer einen Abenteuer-Wasserurlaub sucht, ist sicher auf einem Jetski oder im Erlebnisbad besser aufgehoben – auch wenn sich zu beidem natürlich auch per Hausboot anreisen lässt. Wer mehr Wert auf malerische Landschaften legt, sich einmal komplett abkapseln will, ohne dabei auf die Annehmlichkeiten eines gemütlichen Heims zu verzichten, der sollte sich unsere schönsten Hausboot-Reviere einmal genauer ansehen. Dafür braucht es keinen Bootsführerschein, eine kleine Einweisung vor Ort genügt. Dennoch sollte natürlich mindestens einer in der Reisegruppe sich zutrauen, das Boot zu manövrieren.

Denn das Gute liegt so nah: Die Mecklenburger Seenplatte

In manchen deutschen Bundesländern braucht es für den Hausboot-Urlaub einen Bootsführerschein – nicht so in Mecklenburg-Vorpommern. Wie passend, dass gerade hier das größte Seengebiet Europas liegt – und sicherlich eines der schönsten. Über 1.000 Seen laden zum Erkunden ein, zum Baden und Angeln – die Seen sind sehr fischreich. Auch wer einfach gern verweilt und malerische Landschaften genießt, kommt auf seine Kosten. Ob nun „vor Anker“ oder im langsamen Gleiten von See zu See in den weit verzweigten Gewässern.

Wer auf etwas Bewegung dann doch nicht verzichten möchte, kann eine der wunderbaren Fahrradtouren an Land angehen. Die flache Landschaft gibt jedem die Möglichkeit, sein ganz eigenes Tempo zu wählen. Und auch die Seen bieten noch einiges mehr. Wenn das eigene Heim nur zehn Kilometer in der Stunde macht, muss für den Adrenalinkick eben eine Wasserski-Bahn oder ein Sportrennboot herhalten.

Dass es ein breites kulinarisches Angebot an Land gibt, das mit frischesten deutschen Fisch-Spezialitäten lockt, muss man wohl kaum noch dazusagen. Neben den anderen sinnlichen Erlebnissen gibt es hier auch für den feinen Gaumen viel zu entdecken.

Übrigens: Seit dem 18. Mai dürfen wieder Einwohner des Bundeslandes Hausboote chartern; ab dem 25. Mai gilt hingegen wieder freie Fahrt für alle.

Kultururlaub zu Wasser: Hausboot-Tour in Belgien

Jeder kennt die vielen belgischen Spezialitäten. Schokolade, Bier, frittierte Delikatessen: Die nationalen Leckereien wirken fast, als hätte ein Marketing-Spezialist sie am Reißbrett für die Zielgruppe „Deutscher Genuss-Urlauber“ entworfen. Belgien ist räumlich überschaubar und es gibt überall andere Spielarten der Landes-Kultur zu entdecken – die zugegebenermaßen natürlich weit über das Kulinarische hinausreicht. Dadurch eignet sich der westliche Nachbar wunderbar für eine mobilere Urlaubsreise, dank flachem Land und einem verzweigten Kanalsystem besonders zu Wasser.

Wer in Nieuwpoort losfährt, kann hier gleich zu Beginn einen wunderbaren Nordsee-Strandurlaub machen. Im weiteren Verlauf bieten Gent und Deinze alte Burgen und historische Altstädte. Der Höhepunkt der kulturellen Zeitreise ist aber wohl das „Venedig des Nordens“: Brügge. Historische Wallanlagen, Windmühlen, ein spätmittelalterlicher Stadtkern, all das lässt sich hier vom Boot aus erkunden. Das Kanalnetz entstand, als Brügge im Mittelalter über den Fluss Reie direkt mit der Nordsee verbunden war und so Fernhandel betreiben konnte. Die Verbindung versandete irgendwann, die Kanäle blieben – glücklicherweise.

Ob in Belgien diesen Sommer ein Hausboot-Urlaub möglich sein wird, ist noch nicht in trockenen Tüchern, doch die Chancen stehen wohl nicht allzu schlecht.

Mediterraner Hausboot-Urlaub: Canal du Midi in Südfrankreich

Ein jahrhundertealter, von Platanen gesäumter Kanal, der von Toulouse in Südfrankreich bis zum Mittelmeer führt. Typisch mediterrane Sandsteinbauten, gerade im Sommer wunderschöne blühende Landschaften und ein Wasserweg, der fast ausschließlich von Hausbooten befahren wird. Hier ist niemand in Eile, Menschen aus Frankreich und aller Welt genießen das prachtvolle Weltkulturerbe. Auch Angeln ist hier fast überall möglich, Baden dagegen nicht.

Da der Kanal aber zum Mittelmeer führt, dürfte das kaum zum Problem werden. Und auch ganz ohne den spontanen Sprung ins kühle Nass gibt es genug Abwechslung. Dank der Treidelpfade entlang des gesamten Wasserwegs, die früher von Pferden genutzt wurden, die die Boote zogen, können schifffahrtsmüde Urlauber einfach ein Fahrrad mieten und eine Etappe an Land zurücklegen. 

Die Tour führt vorbei an vielen größeren und kleineren Handelsstädten der (frühen) Neuzeit, Brücken, Tunneln, Stauwehren und unendlich vielen weiteren kleinen Erinnerungen an vergangene Zeiten. Eine Reise durch die Geschichte Südfrankreichs – doch ohne die ganze kraftzehrende Arbeit, die in den Mühlen und Lagerhallen einst verrichtet wurde.

Seit dem 11. Mai sind die strikten Ausgangssperren in Frankreich aufgehoben, und: zum 15. Juni plant Frankreich eine schrittweise Öffnung der Grenzen. Gut möglich also, dass es im Sommer 2020 auch mit einem Hausboot-Urlaub klappt.

Mit dem Wasser-Wohnwagen durch Grachten und Kanäle

Mit dem Wohnwagen nach Holland – viele kennen das noch aus ihrer Jugend. Auf den Campingplätzen ist es mal mehr, mal weniger ruhig. Ganz nach Geschmack der Eltern – und später dann der Kinder, die langsam ihre eigenen Vorstellungen von einem gelungenen Urlaub entwickeln. Doch wie sieht die perfekte Reise in die Niederlande aus, wenn man zwar schon erwachsen ist, aber noch nicht ganz gesetzt genug, um selbst einen Stellplatz für sich und die Kinder zu buchen? Na klar: Es geht mit dem Wasser-Wohnwagen durch die Grachten, Kanäle und über das Ijsselmeer.

Der Norden bietet hier mehr landschaftliche Abwechslung – Friesland ist die beschaulichere Route des Holland-Trips zu Wasser. Die berühmten Markenzeichen – malerisches flaches Land, Windmühlen, hübsche kleine Backstein-Häuschen – gibt es auch hier und die Nordsee ist gleich um die Ecke.

Wer seinen Hausboot-Urlaub ein wenig aufregender gestalten möchte, fährt über das Ijsselmeer und das Markermeer hinüber nach Hoorn. Dort gibt es mehr klassischen niederländischen Tourismus mit familienfreundlicher Innenstadt und Einkaufsmöglichkeiten. Oder gleich noch ein Stückchen weiter bis nach Amsterdam. Hier ist in den Grachten zwar zu viel los, um selbst hindurchzufahren – doch wer früh an ein Bord-Fahrrad gedacht hat, setzt die Reise der Landestradition gemäß per Drahtesel fort.

Übrigens: Schon jetzt ist unter Auflagen Urlaub in den Niederlanden möglich. Weitere Lockerungen folgen wohl spätestens am 1. Juli. Wer auf Nummer sicher gehen und möglichst viele Freiheiten nutzen möchte, sollte den Juni noch meiden.

 

 

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