Home Finanzierung Hohe Energiekosten werden für KMU existenzgefährdend

Hohe Energiekosten werden für KMU existenzgefährdend

von Holger Clemens Hinz

Die Energiekosten in Deutschland steigen und steigen. Das belastet nicht nur die Verbraucher, sondern auch das produzierende Gewerbe. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen geraten zunehmend an ihre Belastungsgrenze. Dadurch steigt auch die Gefahr von Insolvenzen. Deswegen versucht die Politik jetzt gegenzusteuern.

Von Holger Hinz

Die steigenden Energiepreise bringen immer mehr mittelständische Unternehmen an ihre Belastungsgrenze. Das gilt für die Transportbranche ebenso wie für Automobilzulieferer oder die Glasindustrie. Laut einer Studie lagen die Energiekosten bei mehr als der Hälfte der kleinen und mittleren Unternehmen bereits in den Monaten Januar bis April 2022 deutlich höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Im Durchschnitt stiegen die Kosten dabei um 41 %.

Laut der Studie reagieren die meisten Mittelständler auf die hohen Preise mit Maßnahmen zur Senkung des eigenen Energieverbrauchs oder der Nutzung erneuerbarer Energien. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen hat im Untersuchungszeitraum Energiesparmaßnahmen umgesetzt. Immerhin jeder zehnte investierte in die Eigenerzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen. Allerdings gibt auch jedes fünfte Unternehmen die gestiegenen Energiekosten komplett an die Kunden weiter.

Vor allem der Automotive-Bereich steht unter Druck

In einzelnen Branchen geht diese Taktik leider nicht auf. Im Bereich Automotive beispielsweise ist der Preisdruck schon traditionell sehr hoch. Der Spielraum für die Weitergabe gestiegener Kosten ist entsprechend gering. In der Logistikbranche verursachen die hohen Dieselpreise erhebliche Mehrkosten. Mancher Fuhrunternehmer denkt deswegen schon über Kurzarbeit und Entlassungen nach. Energieintensive Produktionen wie etwa die Glasherstellung leiden ebenfalls besonders unter den Kostensteigerungen, teilweise um mehrere hundert Prozent!

Eines der Probleme ist, dass nur die wenigsten Mittelständler einen mit ihrem Energielieferanten auf Jahre fest vereinbarten Strompreis haben. Laut Konjunkturumfrage des Mittelstandsverbunds ZGV haben nur 2 Prozent ihren Energiebezug über mehr als drei Jahre gesichert. Demgegenüber setzten bislang ganze 70 % auf kürzere Vertragslaufzeiten. Das rächt sich in der aktuellen Situation. An eine wettbewerbsfähige Herstellungsweise lässt sich jedenfalls aktuell kaum mehr denken.

Nur wenige haben einen festen Energiepreis über Jahre

Deutsche Unternehmen kämpfen schon länger mit Wettbewerbsnachteilen durch die hohen Strompreise. Bereits Anfang Februar – also noch vor Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine – bewertetenin einer BDI-Umfrage 81 % die gestiegenen Energiepreise als eine der aktuell größten unternehmerischen Herausforderungen. Der Grund sind demnach die im internationalen Vergleich relativ hohen staatlichen Abgaben und Umlagen.

Das scheint inzwischen auch die Bundesregierung erkannt zu haben. Mit dem sogenannten Osterpaket hat das Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck hier einen ersten Plan vorgelegt. Bestandteile sind unter anderem die Abschaffung der EEG-Umlage und Vereinfachungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Angesichts der wohl noch länger andauernden Ausnahmesituation bleibt es jedoch äußerst fraglich, ob diese Maßnahmen reichen werden, um eine Pleitewelle in der deutschen Wirtschaft zu vermeiden.

Über den Kapitalmarktblog:

Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.

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