Home Finanzierung Kurzer Hype oder langfristiger Trend? Wie sich Foodtechs als Investitionsobjekte entwickeln

Kurzer Hype oder langfristiger Trend? Wie sich Foodtechs als Investitionsobjekte entwickeln

von Thomas Kaufmann

Fleisch ohne Tier, Ei ohne Huhn – vegane Alternativen zu tierischen Produkten liegen schon länger im Trend. In letzter Zeit rollen sogenannte Foodtechs den Markt neu auf. Mit innovativer Technik und neuen biochemischen Verfahren können sie zunehmend auch Investoren überzeugen.

Von Thomas Kaufmann

Als der Beyond Burger Anfang 2019 in den deutschen Einzelhandel kam, war das Fleischersatzprodukt innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Nur wenige Wochen später legte das Start-up in den USA den erfolgreichsten Börsengang des Jahrzehnts hin. In kürzester Zeit kletterte die Aktie auf das Vielfache des Einstandswerts.

Inzwischen hat sich der Hype um den Produzenten des veganen Burgers auf Basis von Erbsenprotein deutlich abgekühlt. Laut ecoreporter wächst der einstige Börsenliebling deutlich langsamer als geplant und steckt weiterhin tief in den roten Zahlen. Zuletzt sank der Wert der Beyond Meat-Aktie sogar unter den Einstandspreis. Aber bedeutet das, dass Hersteller alternativer Lebensmittel langfristig keine Gewinnchancen bieten? Aktuelle Marktdaten deuten auf das Gegenteil. Denn vegane Ernährung liegt weiterhin im Trend.

Vegane Ernährung liegt weiterhin im Trend

Laut dem Markforschungsinstitut Statista bezeichnen sich 1,41 Millionen Deutsche als Veganer. Demnach verzichteten rund 1,7 Prozent der Deutschen vollständig auf Fisch, Fleisch und andere tierische Produkte wie Milch, Käse oder Eier. Daten des großen deutschen Geflügelzüchters PHW-Gruppe zufolge ernährt sich jeder zweite Deutsche flexitarisch. Das heißt: 53 Prozent der Deutschen greifen im Supermarkt von Zeit zu Zeit bewusst nach der veganen oder vegetarischen Alternative zu Fleisch.

Entsprechend boomt auch der Markt für vegane Lebensmittel. So machte der Traditions-Hersteller Rügenwalder Mühle 2021 erstmals mehr Umsatz mit seinen pflanzlichen Fleischersatzprodukten als mit echter Wurst. Generell: In Deutschland wuchs das Handelsvolumen pflanzenbasierter Lebensmittel zwischen den Jahren 2018 und 2020 laut einer Erhebung um 80 Prozent. Der Verkaufswert nahm 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 56 Prozent zu und lag bei 817 Millionen Euro.

Der Markt für vegane Lebensmittel boomt

Eine der führenden Marken aus dem deutschsprachigen Raum ist die Marke Veganz mit Sitz in Berlin. Der Anbieter veganer Tierprodukt-Alternativen zeigt, welches Potenzial in dem Markt steckt. Allein im ersten Halbjahr 2021 verzeichnete Veganz einen Anstieg der Verkaufszahlen um 18,6 Prozent. Seit Herbst 2021 ist Veganz die erste deutsche gelistete Firma in diesem Marktsegment.

Die Aussichten sind gut, dass sich der Markt weiter vergrößern wird. Denn die Entwicklung veganer Alternativen zu Tierprodukten ist noch lange nicht an ihrem Ende angekommen. Insbesondere sogenannte Foodtechs bieten zukünftig vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. Weltweit beschäftigen sich junge innovative Unternehmen mit neuen Techniken der Lebensmittel-Produktion. Dabei reicht das Spektrum von pflanzenbasierten Lösungen bis hin zu Laborfleisch aus Tierzellen.

Foodtechs bieten großes Potenzial

So hat sich zum Beispiel das Team von Perfeggt vorgenommen, eine vegane Alternative zum Hühnerei zu entwickeln. Für ihre Idee vom huhnfreien Ei aus Ackerbohnen konnte das Berliner Startup in der ersten Finanzierungsrunde stolze 2,5 Millionen Euro einsammeln – die Summe wurde im März 2022 nachträglich auf 3,5 Millionen Euro erweitert.

Doch auch im Bereich Fleischersatz bewegt sich einiges. Unternehmer aus dem Silicon Valley über Europa bis nach Tokio arbeiten an neuen Möglichkeiten der Fleischproduktion. So produziert beispielsweise Upside Foods in seinem Werk im kalifornischen Emeryville Laborfleisch im großen Stil. Jährlich sollen auf 5.000 Quadratmetern 50.000 Pfund Fleisch heranwachsen – basierend auf wenigen Tierzellen. Zu den Investoren gehören unter anderem Bill Gates und Richard Branson.

Die Möglichkeiten sind nicht ausgeschöpft

Der Markt für vegane Lebensmittel wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft wachsen. Die Idee einer Ernährungsweise, die auf Fleisch und tierische Produkte verzichten kann, hat sich inzwischen in nicht wenigen Köpfen durchgesetzt. Doch die technischen und biochemischen Möglichkeiten in der Produktion veganer Lebensmittel sind vielfältig und noch nicht ausgeschöpft. Welche Firmen mit welchen Innovationen sich hier langfristig behaupten werden, bleibt abzuwarten.

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