Home Konjunktur Immobilienmarkt: Corona schüttelt die Branche kräftig durch

Immobilienmarkt: Corona schüttelt die Branche kräftig durch

von Holger Clemens Hinz

Auch der Immobiliensektor bleibt von der Corona-Krise nicht verschont: Hotels, Büro- und Einzelhandelsflächen sind derzeit kaum noch gefragt. Einige Trends, die bereits vor der Krise einsetzten, werden durch Corona noch weiter verstärkt. Im Logistik- und Wohnbereich steigen die Preise rasant. Vor allem Immobilien am Stadtrand sind gefragt.

Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft und das öffentliche Leben in Deutschland nun seit knapp einem Jahr fest im Griff. Millionen Menschen sind in Kurzarbeit, viele Unternehmen stehen kurz vor der Insolvenz, Einzelhandel und Hotels verzeichnen starke Umsatzrückgänge. Experten rechnen daher mit einem Wirtschaftsrückgang von rund fünf Prozent. Die Corona-Krise hat aber nicht nur Auswirkungen auf die Unternehmenswelt, sondern auch auf den Immobilienmarkt.

Preis-Explosion bei Wohnimmobilien

Obwohl die Wirtschaft ins Straucheln gerät, zeigt sich der Immobilien-Sektor überraschenderweise in weiten Teilen von der Corona-Pandemie unbeeindruckt. So steigen die Preise für Wohn-Immobilien nach wie vor konstant. Im dritten Quartal 2020 war der Preisanstieg für Ein- und Zweifamilienhäuser sogar so stark wir lange nicht mehr. Laut Statistischem Bundesamt lagen die Preise im Schnitt etwa 7,8 Prozent höher als noch im dritten Quartal 2019. Grund dafür sind die niedrigen Bauzinsen: Wer derzeit ein Haus kaufen will, muss kaum Zinsen für ein Darlehen zahlen. Daran wird sich auch in diesem Jahr wenig ändern. Da die Notenbanken die Konjunktur in der Corona-Krise weiter massiv mit Geld versorgen, bleibt eine Erhöhung der Leitzinsen bis auf weiteres ausgeschlossen. Gleichzeitig treibt auch der Mangel an neuem Wohnraum den Preis in die Höhe: Während die Leerstandsquote in vielen beliebten Großstädten nahe Null tendiert, bleibt die Nachfrage ungebrochen hoch.

Der Stadtrand ist gefragt

Doch explodieren die Preise für Wohn-Immobilien nicht nur in den Innenstädten. Schon vor der Corona-Pandemie zeichnete sich ab, dass viele Menschen verstärkt von der Stadt ins Umland ziehen. Die Krise hat diese Wanderbewegung in den Speckgürtel noch weiter vorangetrieben. Immer mehr Stadtbewohner wollen ihre engen Wohnungen verlassen und suchen ein Heim im grünen Umland. Ein eigener Garten, mehr Fläche und eine ruhige Umgebung trumpfen gegen Verkehrschaos und kleine Wohnräume in den Großstädten. Häuser und Wohnungen in Randlagen waren daher im vergangenen Jahr besonders gefragt. Der Trend dürfte sich auch 2021 fortsetzen. Denn auch nach Corona werden viele Angestellte vermehrt im Homeoffice arbeiten und sich dann eher nach einer größeren – und vergleichsweise günstigeren – Immobilie sehnen.

Hoher Leerstand bei Büroflächen

New Work-Modelle wie Homeoffice haben zudem Auswirkungen auf den Büromarkt. Schließlich braucht es weniger Bürofläche, wenn Angestellte vermehrt von zuhause arbeiten. In Großstädten wie München, Berlin und Frankfurt lag der Flächenumsatz 2020 deutlich unter dem Vorjahres-Niveau. Dank mehr Homeoffice und virtueller Meetings könnte dieser Trend in diesem und den kommenden Jahren noch weiter zunehmen.

Für Gewerbe- und Einzelhandelsflächen könnte es in diesem Jahr ebenfalls düster aussehen. Vielen Betrieben fehlt derzeit die Kundschaft, eine Vielzahl an Insolvenzen droht. Die Pleitewelle bleibt derzeit nur aus, weil die Bundesregierung die Antragspflicht für Insolvenzen zeitlich immer weiter nach hinten schiebt. Ist damit Schluss, könnte schon bald eine Insolvenzwelle entstehen, die für deutlichen Leerstand bei Einzelhandels- und Gewerbeimmobilien sorgt. Selbiges gilt für Hotels. In vielen Großstädten brummte bis zur Corona-Krise der Tourismus, doch mittlerweile stehen die Gästehäuser seit Monaten leer. Kommt keine schnelle Wende in der Pandemie, könnte das Jahr 2021 für viele Hoteliers das Aus bedeuten.

Gewinner der Krise

Zwei Immobiliensparten profitieren jedoch besonders von der Krise: Logistikimmobilien sind derzeit stark gefragt. Der Internethandel boomt während des Lockdowns. Waren und Postsendungen nehmen enorm zu, Lagerflächen steigen daher im Preis. Sollte der Lockdown weiter anhalten, dürfte auch das Jahr 2021 einen Wertzuwachs für Logistikimmobilien bedeuten. Gleichzeitig treibt die Corona-Pandemie die Preise für Ferien-Immobilien hoch. Der Flugverkehr ist eingeschränkt, Hotels haben geschlossen. Trotzdem möchten die Menschen sobald wie möglich einen Urlaub erleben – und realisieren ihren Traum mit einem Haus am See, am Meer oder in den Bergen.

 

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