Die Immobilienpreise sind in den vergangenen Quartalen massiv gestiegen – voraussichtlich wird sich dieser Trend auch 2022 fortsetzen. Nicht nur Deutschland ist betroffen, die EZB sieht starke Anstiege in der gesamten Eurozone. Gleichzeitig befeuert sie Preissteigerungen durch niedrige Leitzinsen. Mehr Wohnraum als auch Abbau bei der Bürokratie, könnten für Abkühlung auf dem Immobilienmarkt sorgen.
Für Immobilieninvestoren war 2021 ein rosiges Jahr. Alleine im dritten Quartal 2021 sind die Preise für Wohn- und Gewerbeimmobilien im Vergleich zum Vorjahr um 8,7 Prozent gestiegen. Preise für Mehrfamilienhäuser und selbstgenutztes Wohneigentum legten sogar um 11,4 Prozent zu. Die Preise für Gewerbeimmobilien hingegen gaben um 0,9 Prozent nach. Befeuert wird der Preisanstieg durch mangelndes Angebot an neuem Wohneigentum und niedrigen Leitzinsen. Gleichzeitig versuchen Anleger ihr Geld durch Investitionen in Immobilien vor der Inflation zu schützen. Engpässe bei Lieferketten sorgen zudem seit Monaten für Knappheit und steigende Materialpreise.
Der generelle Anstieg der Immobilienpreise ist gewaltig, doch gibt es Anzeichen für eine Spekulationsblase? Ein Indikator ist die Entkopplung des Kauf- vom Mietpreis der Wohnimmobilien. Laut einer Analyse des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) stieg 2021 der durchschnittliche Kaufpreis für Wohneigentum in den 114 größten deutschen Städten etwa doppelt so stark an wie der Mietpreis. Zudem beschränkt sich das Phänomen hoher Immobilienpreise nicht nur auf Deutschland, auch die EZB warnt vor zunehmenden Risiken im gesamten Sektor. Im zweiten Quartal 2021 sind in der Eurozone die Häuserpreise um 7 Prozent gestiegen. Daran wirkt sie jedoch selbst mit: Da die EZB bisher keine Anzeichen zeigt, ihre Zinspolitik zu ändern, dürfte sich der Trend in der gesamten Eurozone weiter fortsetzen.
Übertriebene Angst vor der Blase?
Die allzu große Sorge vor einem Immobiliencrash scheint derzeit dennoch übertrieben. Die Kreditvergabe für Immobilien ist über die Jahre zwar deutlich gestiegen, steht mit 8,5 Prozent aber in einem gesunden Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. Zudem ist die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt kleiner geworden. Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, während die Einwohnerzahl in den Städten leicht zurückging.
Dennoch muss sich noch einiges tun, damit Entwarnung gegeben werden kann. Zum einen muss mehr Wohnraum geschaffen werden. Hier sind deutlich mehr Investitionen gefragt. Auf der anderen Seite muss Bürokratie abgebaut werden: Baugenehmigungen dauern noch immer viel zu lange und die Auflagen erschweren die flexible Planung. Genehmigungsverfahren sollten daher auf den Prüfstand gestellt und digitale Kanäle so eingerichtet werden, dass zwischen Anträgen und deren Bearbeitung nur noch wenige Tage statt mehrerer Wochen liegen.
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