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Inflation auf Rekordhoch: Wie Unternehmen trotzdem handlungsfähig bleiben

von Holger Clemens Hinz

Seit fast 30 Jahren hat Deutschland keine so starke Inflation erlebt wie in diesen Monaten. Darüber hinaus werden die wirtschaftlichen Probleme des vergangenen Jahres auch 2022 andauern. Lieferengpässe und steigende Materialkosten bedrohen das Geschäft. Ein Hoffnungsschimmer ist der WSF-Stabilisierungsfonds, der von der Bundesregierung nun endlich verlängert wurde.

Von Holger Hinz

Die Inflationsrate in Deutschland ist derzeit so hoch wie seit 28 Jahren nicht mehr. Im vergangenen Jahr stieg sie auf durchschnittlich 3,1 Prozent – den höchsten Stand seit 1993. Allein im Dezember stieg die Teuerungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,3 Prozent. Im gesamten Euroraum lag die jährliche Rate im November bei 4,9 Prozent. Das ist enorm, wenn man bedenkt, dass der EZB zufolge das Inflationsziel in der gesamten Eurozone grundsätzlich bei 2 Prozent liegt.

FED läutet Wechsel in der Geldpolitik ein

Die EZB selbst ist unter anderem mitverantwortlich für die steigende Inflation in Deutschland – neben steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen, Lieferengpässen und der Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung. Dank Niedrigzinsen und den umfangreichen Staatsanleihenkäufen durch die EZB ist Geld günstig zu haben. Daran scheint EZB-Chefin Christine Lagarde im Gegensatz zum FED-Vorsitzenden Jerome Powell mittelfristig auch nichts ändern zu wollen. Laut Lagarde sei es unwahrscheinlich, dass die EZB die Zinsen in diesem Jahr anhebt, ganz im Gegensatz zur US-amerikanischen Notenbank: Anleihenkäufe sollen runtergefahren und der Leitzins in drei Etappen angehoben werden, heißt es von der FED.

Für Unternehmen, die auf der Suche nach Liquidität sind, mag die Inflation erstmal nach einer Hiobs-Botschaft klingen. Trotz der steigenden Teuerungsrate ist für Börsengänge aber nach wie vor ein guter Zeitpunkt. Um sich vor der Inflation zu schützen, sind Anleger derzeit dankbar für Investitionsmöglichkeiten mit höheren Renditeaussichten. Und hier sind Aktien nach wie vor alternativlos.

Steigende Kosten gefährden Liquidität von Unternehmen

Die derzeitige Rekord-Inflation sorgt für stark gestiegene Kosten bei Energie und Materialien. Das schlägt sich bei Mittelständlern im Einkauf nieder. So sind beispielsweise im November die Baukosten um 14,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Schmerzlich spürbar wird der Kostenanstieg vor allem für Unternehmen, die die höheren Preise – zum Beispiel aufgrund von Festpreisbindungen – nicht an ihre Kunden weitergeben können.

Die Inflation und sinkende Nachfrage könnte viele Unternehmen die Existenz kosten. Für das Jahr 2022 rechnen Experten mit einer Zunahme der Insolvenzen. Neben der Preissteigerung sorgt auch das verlangsamte Wirtschaftswachstum, die Aufhebung des Insolvenzmoratoriums zum 1. Mai 2021 und der Wegfall weiterer Corona-Hilfen für Unmut bei den Unternehmen.

Bundesregierung verlängert WSF-Stabilisierungsfonds

Doch gibt es für angeschlagene Unternehmen auch einen Lichtblick. So hat die Europäische Kommission der Bundesregierung endlich grünes Licht für die Verlängerung des WSF-Stabilisierungsfonds gegeben. Anträge auf WSF-Stabilisierungen können noch bis zum 30. April 2022 gestellt und Stabilisierungsmaßnahmen bis zum 30. Juni 2022 gewährt werden.

Mithilfe des Fonds will die Regierung Unternehmen unterstützen, deren Gefährdung erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft, die technologische Souveränität, Versorgungssicherheit, kritische Infrastrukturen oder den Arbeitsmarkt hätte. Firmen, die zu dieser Gruppe zählen, können unter anderem eine Rekapitalisierung zur direkten Stärkung des Eigenkapitals beantragen. Zusätzlich stellt der Bund Garantien zur Verfügung, mit denen Unternehmen Kredite und Kapitalmarktprodukte im Fremdkapitalbereich absichern lassen können. Da die Verlängerung des Fonds bis Juni begrenzt ist, wurde der Garantierahmen von 400 auf 100 Milliarden Euro und die Kreditermächtigung von 100 auf 50 Milliarden Euro reduziert.

 

 

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