Deutschlands innovativste Mittelständler setzen auf starke digitale Strategien bei der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen. Die Corona-Pandemie hat digitale Prozesse noch weiter beschleunigt. Von der Krise angeschlagene KMU sollten die Zeit daher nutzen, ihren Betrieb fit für die digitale Zukunft zu machen.
Der Mittelstand ist das Zugpferd der deutschen Wirtschaft und mit über 30 Millionen Beschäftigten ganz klar der Job-Motor des Landes. Kleine und mittlere Unternehmen sind breit aufgestellt. Doch wie im Rest der Unternehmenswelt geben auch hier die Betriebe mit den stärksten Innovationen den Ton an. Jährlich werden daher die Top 100 der deutschen mittelständischen Unternehmen ausgezeichnet – unterstützt etwa durch den Bundesverband mittelständische Wirtschaft. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr unter anderem Innovationstreiber wie die Tesvolt GmbH, die mit digital abgestimmten Konzepten intelligente Stromspeicher und Batteriemanagementsysteme entwirft oder die va-Q-tec AG, ein Thermologistik-Dienstleister, der mit digitalen Lösungen Kühlketten revolutioniert.
Kunden nutzen immer mehr digitale Kanäle
Unter den innovationsstärksten Mittelständern in Deutschland sind vor allem Unternehmen vertreten, die im Bereich Digitalisierung und Technologie stark aufgestellt sind. Solche Firmen sind in der Regel resilienter: In Krisen kommen sie schneller wieder auf die Beine. Zudem werden rapide technologische Veränderungen von ihnen weniger als Problem, sondern eher als Chance gesehen. Wie die Corona-Pandemie zeigt, kommen gerade die Unternehmen, die bei der Digitalisierung ohnehin schon gut aufgestellt waren, deutlich einfacher durch die Krise.
Keine Frage: Digitalisierung hatte bei vielen KMU schon vor Corona einen festen Platz in der strategischen Geschäftsentwicklung. Wer ausreichend digitalisiert ist, gewinnt leichter Kunden, und erzielt mit innovativen Lösungen eine höhere Wertschöpfung. Doch kleine und mittlere Unternehmen sollten nun noch mehr auf digitale Strategien setzen. Denn während der Pandemie hat sich diese Entwicklung verstärkt. Kunden setzen immer entschiedener auf digitale Kanäle. Sie erwarten, dass Unternehmen genauestens über ihre Bedürfnisse Bescheid wissen, proaktiv die richtigen Produkte und Dienstleistungen empfehlen und in Echtzeit mit ihnen kommunizieren. Um das zu erreichen, müssen sich viele KMU daher gerade im Bereich Big Data-Analyse, Künstlicher Intelligenz und neuen Technologien wie 5G deutlich stärker aufstellen. Denn gerade bei der Sammlung und Auswertung von Produktions- und Kundendaten fehlt vielen KMU momentan noch das notwendige Know-how.
Innovationen brauchen Investitionen
Wer zur Innovations-Elite gehören möchte, darf nicht vor Experimenten und einer eigenen Forschungsabteilung zurückschrecken. Immerhin investieren besonders innovative Unternehmen mehr als ein Drittel ihrer Arbeitszeit in innovationsbezogene Projekte. Klar, nicht jedes Experiment glückt. Für KMU lohnt es sich jedoch, zumindest einen Teil ihres Umsatzes in die betriebsinterne Forschung zu setzen. Das kann sich langfristig bezahlt machen: Die höchsten Umsätze machen nämlich sogenannte disruptive Innovatoren, die dank Innovationsprozessen ihre jährliche Rendite im Schnitt um 33 Prozent steigern können. Selbst Unternehmen, die nur wenig in neue Innovationen stecken, kommen auf 4 bis 12 Prozent mehr Nettoumsatzrendite im Gegensatz zu Unternehmen ohne jeglichen Innovationsfokus, die im Vergleich ein Minus von rund 36 Prozent beim Umsatz einfahren.
Ein neues unternehmerisches Denken
Es steht außer Frage, dass die Corona-Krise KMU viel abverlangt und erheblichen Schaden anrichtet. Doch schon jetzt sollten Mittelständler die richtigen Weichen für eine mögliche Wachstumsphase nach der Krise stellen. Im Fokus stehen sollten dabei vor allem Unternehmensprozesse, die Digitalisierung und Innovationen fördern. Dafür braucht es nicht mal unbedingt ein großes Startkapital. Denn längst sind es nicht Ressourcen wie Zeit und Geld, welche das Hervorbringen von Innovationen hemmen.
Vielmehr sind bestimmte Formen der Betriebskultur für die schwache Innovationsfähigkeit im Mittelstand verantwortlich. Viele Unternehmenslenker haben nach wie vor Angst, Risiken einzugehen. Das hemmt letztlich die Bereitschaft, in Innovationen zu investieren. Wer Trends setzen will, braucht daher eine entsprechende Mentalität. Wichtig ist, dass die Mitarbeiter stärker in ihre Strukturen eingebunden und Fehler als Teil des Innovationsprozesses betrachtet werden.