Home Finanzierung IPOs 2021: Zahlreiche Neuzugänge machen das Super-Börsenjahr perfekt

IPOs 2021: Zahlreiche Neuzugänge machen das Super-Börsenjahr perfekt

von Holger Clemens Hinz

War das vergangene Corona-Jahr bei der Zahl der Börsen-Listings eher mau, legte das erste Halbjahr 2021 mit elf IPOs geradezu einen Raketenstart hin. Vor allem in den Sommermonaten wagten sich zahlreiche Neuzugänge auf das Börsenparkett. Im zweiten Halbjahr wächst die Zahl der IPOs weiter an. Zudem sind dieses Jahr erstmals gleich drei SPACs an die Börse gegangen – die Freude der Investoren hält sich hierbei jedoch noch in Grenzen.

Von Holger Hinz

Die Börse nimmt weiter an Fahrt auf, bis Ende Juni sind bereits elf IPOs an den Start gegangen. Unter den Listings waren auch zwei Neuzugänge mit zweistelligen Milliardenbewertungen: Die Kfz-Plattform Auto 1 ging mit einer Bewertung von satten 12 Milliarden Euro an den Start, die Vodafone-Tochter Vantage Towers wurde ebenfalls mit 12 Milliarden Euro bewertet. Auch in der zweiten Jahreshälfte setzt sich der positive Trend fort. Bis Mitte August gingen zwei weitere IPOs an den Start – die Zahl der Neuzugänge 2021 wächst somit auf 13 Unternehmen an. Zum Vergleich: 2019 gingen gerade vier Unternehmen an die Börse. Im vergangenen Jahr waren es trotz Corona immerhin sechs IPOs. Mit bisher 13 Neuzugängen wird die Messlatte für die kommenden Jahre nun deutlich höher gesetzt.

Onlinehändler gehen an die Börse

Zu den Neuzugängen dieses IPO-reichen Sommers gehören unter anderem der Brillenspezialist Mister SPEX und der Online-Fahrradhändler Bike24. Der Online-Optiker Mister SPEX konnte die Anleger beim Börsendebüt jedoch nicht hundertprozentig überzeugen. Der erste Kurs des Brillenhändlers hatte zwar 25,38 Euro betragen und lag somit leicht über dem Ausgabepreis von 25 Euro. Doch hatte sich der Ausgabepreis bereits vorher im Mittelfeld zwischen 23 und 27 Euro eingependelt. 15 Millionen Aktien wurden am ersten Handelstag zugeteilt. Große Investoren sind trotz des verhaltenen Starts von Mister SPEX überzeugt: So hat der italienisch-französische Brillenkonzern Essilor-Luxottica im Rahmen des IPOs seine Beteiligung an Mister Spex auf 11,50 Prozent erhöht.

Eher durchwachsen war auch der Start des Online-Fahrradhändlers Bike24. Die erste Kursnotierung der Aktie des Dresdener Unternehmens lag bei 15,30 Euro und somit leicht über dem Ausgabekurs von 15 Euro. Da hatten sich die Anleger sicher mehr erhofft: Angepeilt war ein Ausgabekurs am oberen Ende der Preisspanne von 19 Euro. Durch den Börsengang konnte Bike24 knapp 322 Euro erlösen. Mit dem Geld will der Onlinehändler in europäische Länder wie Frankreich und Italien expandieren. Die Corona-Pandemie hatte dem Fahrrad-Handel einen deutlichen Aufschwung gebracht, von dem auch Bike24 profitiert. Im Schnitt verbuchte das Unternehmen in den vergangenen Jahren Wachstumszahlen im zweistelligen Bereich.

Weitere IPOs in der Pipeline

Die überwiegende Mehrheit an Listings dürfte für das Jahr 2021 bereits gelaufen sein. Es zeichnet sich jedoch ab, dass bis Jahresende noch weitere Neuzugänge hinzukommen könnten. So hat der Frühstücksflockenhersteller MyMüsli bereits Vorbereitungen für ein baldiges IPO eingeleitet. Ein Börsengang könnte noch im September erfolgen. Zudem könnte dieses Jahr noch die Veganz Group mit einem IPO aufwarten. Der mittelständische Hersteller veganer Lebensmittel führt derzeit eine Kapitalerhöhung durch, der Börsengang könnte in den nächsten sechs Monaten erfolgen. Zuletzt könnte der Hamburger Solar- und Windparkbetreiber Blue Elephant Energy noch Ende des Jahres an die Börse gehen. Ursprünglich war ein IPO im Juli geplant, dieses wurde jedoch verschoben.

Drei SPACs gehen an den Start – der Jubel hält sich aber noch in Grenzen

Auch im Bereich Special Purpose Acquisition Company (SPAC) tut sich auf dem deutschen Börsenparkett mittlerweile etwas. Während die Firmenmäntel in den USA bei der Marktkapitalisierung zeitweise dem klassischen IPO-Sektor schon das Wasser reichen konnten, herrschte in Deutschland bisher weitestgehend Ebbe. Immerhin: Mittlerweile hat die Deutsche Börse im bisherigen Jahresverlauf drei Mantelgesellschaften aufgenommen. Bis die Firmenmäntel aber tatsächlich in die heiße Phase treten, dauert es noch etwas.

Denn bis jetzt handelt es sich bei 468 SPAC, Lakestar SPAC und Obotech Acquisition noch um so genannte Blindpools. Das heißt, dass die drei SPACs bisher noch keine operativ tätigen Gesellschaften akquiriert haben. Das könnte sich aber bald ändern: Der 468 SPAC verhandelt derzeit die Übernahme eines Anbieters von Kinderhörspielen. Bei Lakestar könnte bald die Ferienwohnungs-Suchmaschine Hometogo in die Firmenhülle schlüpfen. Jubelstürme konnten die Firmenmäntel daher noch nicht entfachen – alle drei SPACs notieren unter ihrem Emissionspreis.

IPO ist eine gute Möglichkeit der Mittelstandsfinanzierung

Ein IPO bleibt eine spannende Alternative zum Bankenkredit: Denn Investoren sind dank Niedrigzins-Politik weiter auf der Suche nach attraktiven Anlagemöglichkeiten. KMU sind unabhängiger, da keine mächtigen Gesellschafter beim operativen Geschäft Einfluss nehmen können. Gleichzeitig steigert der Schritt auf das Börsenparkett in der Regel die Bewertung des Unternehmens und sorgt für eine positive Wahrnehmung. Auch wenn manches Unternehmen noch den Sprung ins kalte Wasser scheut, kann sich bereits ein „IPO-Light“ lohnen. Bereits das Listing an der Börse kann den Bekanntheitsgrad steigern und Aufmerksamkeit erregen.

 

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