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Kein Omen für ein schlechtes IPO-Jahr

von Holger Clemens Hinz

„Selber schuld“, mag der eine oder andere Börsianer in der vorletzten Woche gedacht haben, als das Arzneiunternehmen Dermapharm trotz der Turbulenzen an den Weltbörsen den Gang aufs Parkett wagte – und es dann um sieben Prozent mit dem Dermapharm-Kurs bergab ging. Dennoch, das verpatzte Debüt ist kein Grund zur Häme – und muss schon lange kein Omen für das IPO-Jahr 2018 sein.

Zwar hätte das Timing von Dermapharm zugegebenermaßen besser sein können. Doch erfolgte der Sprung aufs Parkett ausgerechnet in einer der schlechtesten Börsenphasen der vergangenen Jahre: Seit dem zwischenzeitlichen Hoch Ende Januar hatte der DAX rund 10 Prozent an Wert verloren. Anleger, die ungern in das vielzitierte fallende Messer greifen, werfen ihre Überzeugung nun mal nicht ausgerechnet bei einem IPO über Bord. Von diesem unglücklichen Zusammenspiel negativer Umstände aber ein allgemeingültiges Urteil über die Aussichten von Börsengängen für das Gesamtjahr zu fällen, wäre falsch.

Mega-IPO ante portas

Grundsätzlich sind die Rahmenbedingungen nämlich gar nicht schlecht. Das verdeutlicht nicht zuletzt auch der Umstand, dass Siemens-Chef Joe Kaeser an seinen Plänen zum bevorstehenden Mega-IPOs der Siemens-Tochter Healthineers festhält und das Vorhaben jüngst sogar weiter konkretisiert hat. So soll der Medizintechnik-Spin-off Medienberichten zufolge noch vor Ostern an den Börsenstart gehen. Und das wäre ein gewaltiges Statement für den gesamten IPO-Markt. Immerhin könnte das Volumen der Emission bis zu sieben Milliarden Euro betragen; das wäre der zweitgrößte Börsengang in der deutschen Geschichte – größer war nur der seinerzeit mit viel Werbe-Tamtam begleitete Gang der Deutschen Telekom auf das Börsenparkett im November 1996.

45 Prozent plus im ersten Jahr

Nach wie vor gilt, dass ein Börsengang auch für Unternehmen kleiner und mittlerer Größe einen denkbaren Weg der Finanzierung darstellt, nicht zuletzt weil auch diese die Anleger überzeugen können. Das zeigt auch ein jüngster Vergleich des Handelsblatts, der unter anderem auf Daten von BCG basiert: Zwar liegt die Kursperformance großer Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro im ersten Jahr nach dem IPO mit über 70 Prozent am höchsten. Doch auch die rund 45 Prozent Wertentwicklung, die laut diesem Vergleich kleinere Unternehmen mit Erlösen zwischen fünf und 50 Millionen Euro in den ersten zwölf Monaten ihres Börsendaseins zeigen, können sich durchaus sehen lassen.

Im Windschatten von Siemens Healhtineers und der Deutsche-Bank-Tochter DWS – diese will ebenfalls in Kürze aufs Parkett – könnten sich in den kommenden Monaten noch weitere Unternehmen für einen solchen Schritt entscheiden. Das IPO-Jahr 2018 könnte also durchaus attraktiver werden, als es der erste Eindruck momentan vermitteln mag.

 

 

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