Trotz der anhaltenden Pandemie fällt das Investoren-Sentiment am KMU-Anleihemarkt zwischenzeitlich wieder deutlich positiver aus. Hohe Tilgungsraten und keine Ausfälle zeigen: Mittelständler sollten auch Bonds als Finanzierungsalternative auf dem Schirm haben.
Immer mehr mittelständische Unternehmen besorgen sich ihre Finanzmittel auf dem Kapitalmarkt. Parallel zu der positiven Entwicklung bei Börsengängen hat sich auch die Emissionstätigkeit am Markt für KMU-Anleihen in diesem Jahr deutlich erhöht. Einer Analyse zufolge hat sich der Markt für Mittelstandsanleihen zwischen Januar und Ende Juni sehr gut entwickelt – nicht nur, was die Anzahl der Emissionen betrifft, sondern auch mit Blick auf das Volumen, das um mehr als das Doppelte von 304,7 Millionen Euro im ersten Semester 2020 auf 727,7 Millionen Euro in den ersten sechs Monaten dieses Jahres angestiegen ist. Zugleich verbesserte sich die Performance der Emissionen: Waren zu Beginn der Pandemie noch weniger als ein Drittel der Anleihen vollplatziert, war dies zuletzt bereits bei rund der Hälfte der Fall.
Anleihen – aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt
Dass die Marktteilnehmer aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben, zeigt auch die Tatsache, dass der Markt lediglich zwei Fälle von Restrukturierungen, aber keinen Ausfall registrierte. Dazu dürfte nicht zuletzt beigetragen haben, dass ab dem Jahr 2017 vermehrt KMU-Anleihen platziert wurden, die im Wertpapierprospekt freiwillige Verpflichtungen im Interesse der Investoren verankert haben. Der KMU-Anleihemarkt ist erwachsen geworden – und scheint die Pandemie hinter sich gelassen zu haben. Dafür spricht auch, dass die Anleihen-Tilgung so hoch ist wie seit 2018 nicht mehr.
Attraktive Finanzierungsalternative für KMUs
Neben dieser Entwicklung sprechen auch die Vorteile von KMU-Anleihen gegenüber anderen Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung dafür, dass Mittelständler diese Finanzierungsalternative auf dem Schirm haben sollten. So ziehen Mittelstandsanleihen im Unterschied zum Verkauf von Geschäftsanteilen keine Gewährung von Mitspracherechten nach sich. Firmenchefs können somit weiterhin allein über ihre operative und strategische Geschäftspolitik entscheiden. Zugleich sind die Kosten der KMU-Anleihen seitens der Emittenten langfristig plan- und kalkulierbar, weil die Zinsen vorab für die gesamte Laufzeit fest vereinbart und verbrieft werden.
Im Vergleich zum Gewerbekredit punkten Mittelstandsanleihen mit Blick auf die Endfälligkeit: Müssen Firmen bei Bankkrediten über die gesamte Laufzeit hinweg Zins plus Tilgung tragen, fallen bei KMU-Anleihen während der vereinbarten Laufzeit nur die Zinszahlungen an. Mittelständler haben somit bis zur Fälligkeit des Darlehensbetrags mehr Kapital zur Verfügung, um ihre Expansion voranzutreiben. Nicht zuletzt können KMU über Anleihen Fremdkapital in frei wählbaren Laufzeiten aufnehmen.
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Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.