Zahlreiche Mittelständler haben trotz Hilfsgeldern kaum noch Rücklagen. Finanzielle Engpässe hindern Unternehmen daran, nach der Krise schnell wieder auf die Beine zu kommen. KMU-Anleihen oder ein IPO sind geeignete Alternativen, um nach der Krise mit Investitionen schnell loslegen zu können.
Der Mittelstand bereitet sich darauf vor, nach der Corona-Krise endlich wieder durchzustarten. Laut einer ifo-Umfrage haben im vierten Quartal 2021 erstmals wieder mehr KMU Kreditverhandlungen mit Banken und Sparkassen geführt. Rohstoffe, Vorprodukte und Investitionsprojekte werden teurer. Durch die Inflation steigt der Finanzierungsbedarf vieler Unternehmen. Hinzu kommen anhaltende Liquiditätslücken. Entsprechend stieg der Anteil der Mittelständler, die ein Bankdarlehen aufnehmen wollten, gegenüber dem Vorquartal. Nach fünf Rückgängen in Folge stieg der Anteil jetzt um 1,6 Prozentpunkte auf 19,3 Prozent. Doch es zeigt sich auch: Im Vergleich zu Vorkrisenzeiten bleiben Unternehmer zögerlich.
Bankkredite sind für den Mittelstand nicht die erste Wahl
Das ist keine Überraschung, denn für viele krisengebeutelte Firmen sind Bankkredite nicht mehr erschwinglich. Während der Krise sind die Rücklagen zahlreicher KMU dahingeschmolzen. Die langsame Erholung der Wirtschaft schmälert darüber hinaus die Liquidität. Das bedeutet unter anderem schlechtere Kreditauflagen. Die seit Juni 2021 geltenden verschärften Liquiditätsanforderungen für Banken in der Europäischen Union erschweren zusätzlich den Zugang zu frischem Geld. Früher oder später wird die EZB zudem den Leitzins wieder anheben, dann werden Kredite generell wieder teurer. Bankkredite sind daher nicht die beste Wahl für mittelständische Unternehmen.
Viele Firmen wollen angesichts von Liquiditätsengpässen lieber sparen: Produktneuerungen oder Innovationen werden nach hinten verschoben oder es wird ganz darauf verzichtet. Es werden keine neuen Mitarbeiter eingestellt, Fortbildungen werden verschoben. Auch die Produktion wird häufig auf das Notwendige reduziert. Doch derartige Einsparungen sind fatal. Wer jetzt nicht aktiv wird, droht den Anschluss im Wettbewerb zu verpassen.
IPOs und IBOs bieten langfristige Wachstumsperspektive nach der Krise
Grundsätzlich sollten Unternehmen ihre Finanzierung vielseitig aufstellen. Wer über die Börse Zugang zu Kapital hat, bleibt freier in seinen Handlungsmöglichkeiten. KMU bringen sich so in eine bessere Verhandlungsposition gegenüber ihrer Bank. Sie können bessere Konditionen für künftige Kredite erzielen und müssen sich bei firmenbezogenen Entscheidungen weniger „reinreden“ lassen. Zusätzlich steigert der Schritt auf das Börsenparkett die Bewertung des Unternehmens und sorgt für positive Publicity.
Neben IPOs sind auch IBOs – also Anleihen – eine geeignete Alternative der Mittelstandsfinanzierung. Durch Niedrigzinsen sind Anleihen derzeit für Anleger attraktiv: Sie bieten eine feste Laufzeit und eine feste Verzinsung. Unternehmen profitieren, weil sie nicht wie beim Kredit Zinsen zahlen. Stattdessen entrichten sie Gebühren an die Bank, die das IBO organisiert.
Keine Angst vor Börsengängen
Wer sich vor einem finalen Börsengang noch scheut, kann auch erst einmal nur ein sogenanntes „Listing“ vornehmen lassen – also eine Art „IPO-Light“. Dabei erfolgt zunächst die generelle Zulassung der Wertpapiere an der Börse. KMU bringen zu dem Zeitpunkt noch keine Aktien oder Anleihen auf den Markt. Der Vorteil: Das Unternehmen kann seinen Bekanntheitsgrad steigern und die Tür für ein künftig angedachtes IPO oder IBO bereits öffnen.
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Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.