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KMU bleiben international orientiert

von Thomas Kaufmann

Der deutsche Mittelstand ist und bleibt international gut aufgestellt. Aber die Unwägbarkeiten der Entwicklungen der kommenden Jahre stellen einige Anforderungen an weltmarktoffene KMU.

Von Thomas Kaufmann

Der Mittelstand ist international bekannt als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Viele kleine und mittelständische Unternehmen sind bereits seit Jahrzehnten wie selbstverständlich international aktiv. Die geheimen Weltmarktführer aus der deutschen Provinz sind dabei fast schon sprichwörtlich unter der Bezeichnung „German Mittelstand“ weltweit ein Begriff.

Allerdings haben zuletzt die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs die Fragilität internationaler Wirtschaftsbeziehungen vor Augen geführt. Steigende Preise für Energie und Rohstoffe, Schwierigkeiten in der Lieferkette und die generell unsichere Weltmarktlage verhageln derzeit vielen international tätigen Unternehmen das Geschäft.

Keine Globalisierungsmüdigkeit bei KMU

Dennoch scheint sich bei KMU bislang keine Globalisierungsmüdigkeit breitgemacht zu machen. Laut einer Studie des Unternehmensberaters Kienbaum prognostiziert eine deutliche Mehrheit der Mittelständler eine merkliche Steigerung der Auslandsumsätze. So erwarten knapp 60 % der Befragten ein Umsatzwachstum von bis zu 10 % pro Jahr bis 2023 und lediglich gut 5 % eine Stagnation oder gar einen Rückgang.

Als Hauptantrieb für die internationale Expansion erweist sich laut der Studie die Erschließung neuer Absatzmärkte mit rund 44 %. Als Auslöser für eine verstärkte Internationalisierung wird der starke Verdrängungswettbewerb im deutschen Markt angegeben. In einigen Branchen, so z.B. im Einzelhandel, dominieren einige wenige Player den Markt, kleine und mittelständische Wettbewerber werden mehr und mehr verdrängt und schließlich aufgekauft. Um nicht selbst zum Übernahmekandidaten zu werden, suchen Mittelständler daher also Glück in weniger stark konzentrierten Auslandsmärkten.

Hoher Ressourceneinsatz und hohe Risiken erschweren Auslandsinvestition

Allerdings investiert nur ein kleiner Teil der deutschen Mittelständler in Form von eigenen Firmen-Gründungen oder -Übernahmen sowie eigenen Vertriebs- und Produktionsstätten im Ausland. Und wenn, sind die Investitionssummen laut einer Studie eher gering. Als Gründe werden der hohe Ressourceneinsatz und die nur schwer überschaubaren Risiken angegeben. Das erschwert auch den Zugang zu klassischen Bankkrediten für Auslandsvorhaben. Entsprechend werden diese zumeist aus Eigenmitteln finanziert.

Tatsächlich ist der Eintritt in neue Auslandsmärkte auch mit gewissen Hürden verbunden. Unbekannte Gesetzeslagen, aufwändige Bürokratie und kulturelle Unterschiede erschweren oft nicht nur den Start, sondern auch den dauerhaften Betrieb.

Recruiting und Risikomanagement als Lösungsansätze

Umso wichtiger ist es für international aufgestellte Mittelständler, geeignete Mitarbeiter zu finden, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Nicht ganz einfach, haben doch nicht alle Führungsteams zwangsläufig international erfahrene Manager in ihrer Mitte.

Hier hilft am besten eine Doppelstrategie: Zum einen sollten Unternehmen verstärkt international Personal rekrutieren, um sich die Experten für die ausländischen Märkte direkt an Bord zu holen. Ein gutes Onboarding hilft dabei, die neuen Kollegen gut in die bestehenden Firmenstrukturen einzubinden. Zum anderen lohnt es sich, die eigenen Leute mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen, etwa durch interne Austauschprogramme.

Alternative Finanzierungsformen helfen bei der Geldbeschaffung für die Expansion

Ebenfalls notwendig, um den zusätzlichen Risiken bei einer Auslandsexpansion zu begegnen, ist ein erweitertes Risikomanagement. Anders als bei rein nationalen Geschäftsbeziehungen, kommt es hier zusätzlich auf die Absicherung gegen Zahlungsausfälle, Währungsschwankungen sowie Risiken bei Transport und internationalen Haftungsfällen an.

Solche Sicherheitsinstrumente im Gepäck wissend, dürfte auch das nächste Finanzierungsgespräch mit der Hausbank deutlich entspannter verlaufen. Und wenn die Risikoeinschätzung trotz aller Bemühungen gegen einen klassischen Kredit spricht, bleiben immer noch alternative Finanzierungsformen für die internationale Expansion.

Über den Kapitalmarktblog:

Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.

 

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