Die Pandemie trifft deutsche KMU in ihrer gesamten Breite. Einige Mittelständler geraten ins Taumeln. Doch nach der Krise ist vor der Krise: Für viele Firmen ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen, um sich für die Zukunft zu wappnen.
Ökonomisch betrachtet hat die Corona-Pandemie insbesondere beim deutschen Mittelstand Spuren hinterlassen. So mussten KMU im vergangenen Jahr Umsatzverluste in Höhe von 277 Milliarden Euro hinnehmen. Die enorme Anpassungsfähigkeit des Mittelstands hat jedoch Schlimmeres verhindert. Dank ihrer soliden, in den Jahren zuvor aufgebauten Eigenkapitalausstattung sind die kleinen und mittelgroßen Unternehmen trotz empfindlicher Umsatzrückgänge einigermaßen glimpflich durch die Krise gekommen.
Dennoch: Laut der kfW-Förderbank beklagt fast jeder vierte Mittelständler angesichts der Corona-Krise eine gesunkene Eigenkapitalquote. Eigenkapitalquoten sind bei jenen Unternehmen rückläufig, die bereits vor der Krise eine eher schwache Bonität aufwiesen sowie bei auslandsaktiven Firmen. Experten zufolge sollte der Anteil dieser Mittel möglichst nicht unter 20 Prozent liegen. Steigern lässt sich die Eigenkapitalquote beispielsweise dadurch, dass die Eigentümer oder neue Gesellschafter mit einem IPO oder einer Anleihe frisches Geld in das Unternehmen stecken.
Großer Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung
Eine höhere Resilienz haben laut einer Studie auch Firmen mit einem hohen Digitalisierungsgrad. Sie erholen sich schnell und gehen gestärkt aus Notlagen hervor. Doch genau in diesem Bereich haben viele KMU großen Nachholbedarf. Mittelständler sollten daher ihr aktuelles Geschäftsmodell und ihre Prozesse hinterfragen, um die Digitalisierung ganzheitlich anzugehen und nachhaltig in ihrem Betrieb zu verankern. Sie sind gut beraten, diese Aktivitäten weiter voranzutreiben, um so die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, agil zu funktionieren und damit eine bessere Ausgangslage für künftige Herausforderungen zu schaffen.
Auch die Managementfähigkeiten sowie die Kompetenz, kreativ auf Herausforderungen zu antworten – wie sie insbesondere in innovativen Unternehmen verankert ist – dürften sich für die Bewältigung zukünftiger Krisen als hilfreich erweisen. Trotz der nach wie vor bestehenden wirtschaftlichen Unsicherheit sollten Entscheidungsträger kleiner und mittlerer Unternehmen bereits heute die kommenden Jahre ins Auge fassen. Denn was in der Krise funktioniert, hat auch danach einen Mehrwert. Dieses Momentum sollten Unternehmenslenker nutzen und Transformationsprozesse weiterführen.
Krise fördert die Entscheidungsfreude
Eine Lehre aus der Corona-Pandemie könnte auch die gesteigerte Risikobereitschaft der Firmen sein. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse einer Umfrage unter 100 Mittelständlern. Demnach geben sich Manager mit zunehmender Dauer der Krise entscheidungsfreudiger. 56 Prozent der Befragten haben eine Beschleunigung bei Veränderungen in der eigenen Firma festgestellt. Ein gutes Drittel gab an, dass auf Managementebene Entscheidungen zügiger fallen. Die veränderten Rahmenbedingungen aufgrund der Pandemie hätten dazu geführt, dass viele Unternehmen ihre Planungen für die 2020er-Jahre schneller als geplant umsetzen werden.
Über den Kapitalmarktblog:
Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.