Das Bundeskriminalamt hat Ende September die Zahlen der Internetkriminalität aus dem Jahr 2019 vorgestellt. Das ernüchternde Ergebnis: Immer mehr Unternehmen geraten in das Visier von Datendieben. Mittelständler nehmen die Entwicklungen vermehrt ernst, doch immer noch mangelt es in vielen Unternehmen an Schutzmaßnahmen.
Das Bundeskriminalamt hat Ende September die neuesten Zahlen zur Cyberkriminalität bekanntgegeben. Das traurige Ergebnis: Die Cyberkriminalität hat im Vorjahr deutlich zugenommen. Demnach registrierte die Polizei im vergangenen Jahr mit 100.514 Taten einen Anstieg von insgesamt 15 Prozent. Beliebtestes Ziel der Digitalverbrecher sind nach wie vor Unternehmen und öffentliche Einrichtungen. Jüngstes Beispiel der Cyberkriminalität: Kürzlich legten Hacker das System der Uniklinik Düsseldorf für mehrere Wochen lahm – eine Patientin verstarb wegen des Angriffs. Das Beispiel zeigt: Kriminelle aus dem Netz schrecken vor keinem Angriff zurück und wenden sich selbst gegen zentrale Einrichtungen. Das BKA rät Unternehmen deshalb dazu, Cyberkriminalität ernst zu nehmen und sich gegen mögliche digitale Erpressungen und weitere Attacken zu rüsten.
Viele Mittelständler sind schlecht auf Angriffe aus dem Netz vorbereitet
Problematisch ist der rasante Anstieg der digitalen Überfälle für den Mittelstand auch deshalb, weil KMU nach wie vor schlecht auf Angriffe aus dem Netz vorbereitet sind. Laut einer Umfrage des GDV gab rund die Hälfte (48%) der befragten Unternehmen an, weder einen Notfallplan, noch eine Vereinbarung mit einem IT-Dienstleister zu haben. Bei einem Hackerangriff wäre eine Mehrheit der KMU schwer getroffen. Sechs von zehn Unternehmen können bei einem Ausfall ihrer IT-Systeme kaum noch arbeiten. Und obwohl immer mehr Betriebe auf eine digitale Infrastruktur setzen und immer mehr Maschinen, Roboter und Geräte an das Netz angeschlossen werden, wollen rund 43% der befragten Unternehmen in den kommenden Jahren nicht in Cyberschutz investieren.
Smartphones sind beliebtes Einfallstor für Hacker
Auch wenn die Sicherheitsvorkehrungen in vielen Unternehmen verbesserungsdürftig sind, hat der Mittelstand ein stärkeres Bewusstsein gegenüber digitalen Angriffen entwickelt. KMU sehen laut dem Allianz Risk Barometer 2020 Cyber-Attacken mittlerweile als eine der größten Bedrohungen für ihr Geschäft an. 44 Prozent der befragten Unternehmen sind besorgt hinsichtlich eines Cyber-Vorfalls. Vor allem Smartphones werden von Verbrechern gerne als Einfallstor genutzt, um sich Zugang zu den sensiblen Daten eines Unternehmens zu sichern. Das hat seinen Grund: Bei mehr als 70 Prozent der Mittelständler mangelt es an einer Absicherung mobiler Endgeräte, die ins Unternehmensnetzwerk eingebunden werden. Sicherheitslösungen, die nicht nur Geräte, die im Zentrum des Unternehmens arbeiten, sondern auch mobile Endgeräte umfassen, stehen im Fokus.
Sicherheits-Tools zeigen Schwachstellen im Unternehmen
Wer sein Unternehmen digitalisiert, sollte daher unbedingt in umfassende Sicherheitssysteme investieren. Doch gerade kleinen Unternehmen ohne speziellen IT-Bereich fällt es oft schwer einzuschätzen, was im Bereich Cyber-Security alles zu beachten ist. Online-Tests können helfen, einen ersten Überblick zu bekommen, welche Daten im Unternehmen besonders schützenswert sind. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie verweist etwa auf das Sicherheitstool-Mittelstand (SiToM). Unternehmer erhalten einen Fragebogen zu allen relevanten Aspekten der IT-Sicherheit; mögliche Sicherheitslücken können somit aufgedeckt und behoben werden. Wer auf Nummer sicher gehen will, kommt aber um einen internen oder externen IT-Experten nicht herum.
Über den Kapitalmarktblog:
Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.