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Green Bonds ermöglichen nachhaltige Finanzierung

von Lieselotte Hasselhoff

Nachhaltigkeit spielt bei der Firmenfinanzierung eine zunehmend große Rolle. So sind Green Bonds, also Anleihen, die zur Realisierung von Nachhaltigkeitsprojekten ausgegeben werden, längst keine Seltenheit mehr. Immer mehr Firmen geben bei Anleihen sogar weitreichende Nachhaltigkeitsversprechen im Tausch gegen günstigere Zinsen. In jedem Fall will die Ausgabe einer Nachhaltigkeits-Anleihe gut vorbereitet sein.

 

Die nachhaltige Transformation der Wirtschaft gehört zu den großen Aufgaben der nächsten Jahre. Allein in Deutschland stehen tausende Unternehmen vor der Herausforderung, ihr Geschäftsmodell so umzustellen, dass sie auch in Zukunft noch rentabel wirtschaften können. Also werden Solaranlagen und Windparks gebaut, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, Verpackungen aus Plastik durch solche aus nachwachsenden Rohstoffen ersetzt, sowie neue Prozesse begonnen und Anlagen installiert, die helfen, Energie und Wasser zu sparen.

Angesichts erschwerter Konditionen bei klassischen Bankkrediten sind Unternehmensanleihen eine gute Möglichkeit, das notwendige Kapital zu beschaffen. In diesem Bereich haben sich in den letzten Jahren eigene Finanzierungsmodelle für nachhaltige Projekte entwickelt, die sich unter dem Stichwort Green Finance zusammenfassen lassen. Dazu gehören sämtliche Finanzierungsformen, die speziell auf die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen ausgerichtet sind. Nach Einschätzung der TU Darmstadt liegt das gesamte mit Nachhaltigkeit verknüpfte Kreditvolumen inzwischen bei über 1 Billion US-Dollar.

Green Bonds finanzieren den nachhaltigen Wandel

Im Anleihe-Bereich kann man hier grundsätzliche verschiedene Formen unterscheiden. Sogenannte Green Bonds sind Anleihen, die speziell für die Investition von nachhaltigen Projekten aufgelegt werden. Das kann die Umstellung des Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge sein oder die Anschaffung einer Wärmepumpe für das Betriebsgelände. Hauptsache ist, dass die angestrebte Investition einen positiven Effekt auf die Umweltauswirkung des Unternehmens hat. Es gibt auch Social Bonds, die sich speziell auf soziale Nachhaltigkeitsaspekte wie Arbeitsbedingungen und Menschenrechte fokussieren. Diese sind aber gegenüber den Umweltprojekten bislang noch in der Unterzahl.

Vor der Ausgabe der Anleihe erstellen die Emittenten zunächst ein sogenanntes Framework, das Angaben zu den finanzierten Projekten, zur Art der Mittelverwendung sowie zur Veröffentlichung der Ergebnisse enthält. Den Rahmen bildet üblicherweise ein Marktstandard wie der ICMA Green Bond Standard. Anhand dessen prüft dann ein externer Anbieter, ob die Anleihe den Kriterien entspricht, und der Standard bestätigt werden kann. Bekannte Anbieter sind zum Beispiel ISS ESG oder Morningstar Sustainalytics.

Sustainability-linked Bonds bieten variable Zinsen

Daneben gibt es auch noch sogenannte sustainability-linked oder ESG-linked Bonds, die insbesondere in den letzten Jahren stark im Kommen sind. ESG steht für Environmental, Social und Governance und bezeichnet die Kategorien, in denen die Nachhaltigkeitsaspekte eines Finanzprodukts bewertet werden. Bei dieser Form der Anleihe werden die Zinskonditionen an die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele gekoppelt. Die Basis dafür bilden auch hier externe Ratings oder individuelle Kennzahlen oder auch eine Kombination aus beiden. Erreicht ein Emittent beispielsweise sein CO2-Reduktionsziel fristgerecht, kann er von einer besseren Zinsmarge profitieren, als wenn er den selbstgesetzten Termin verpasst. Bei guter Performance sind somit erheblich geringere Finanzierungskosten möglich.

Der Weg zur grünen Anleihe führt allerdings durch einen Dschungel aus bürokratischen Hürden und Regularien, denen sich selbst große Mittelständler kaum gewachsen sehen. Daher führt der erste Gang in der Regel zur Hausbank, die inzwischen meist eigene Nachhaltigkeitsexperten beschäftigt. Eine Alternative sind spezialisierte Beratungsunternehmen oder die entsprechenden Abteilungen der großen Unternehmensberatungen. Diese helfen ggf. auch bei der Auswahl und Bewerbung um eines des über 200 Förderprogramme von Bund, Ländern und Kommunen. Einen ersten Überblick verschafft der digitale Produktfinder der staatlichen Förderbank KfW.

Hürden zur Umsetzung besonders bei KMU

Weitere Hürden für kleine und mittlere Unternehmen sind die Emissionsvolumina und die Umsetzungskosten. Green Bonds werden in der Regel erst ab einem Volumen von 500 Millionen Euro emittiert. Das ist für kleinere Mittelständler mitunter eine Nummer zu groß. Erste Unternehmen wagen sich aber auch mit kleineren Summen an den Markt. Die Kosten für die Emission eines Green Bonds liegen im fünfstelligen Bereich – Beratungsleistungen nicht eingerechnet. Eine Alternative für Unternehmen mit geringeren finanziellen Mitteln sind nachhaltige Schuldscheindarlehen (Sustainable Debt Obligations, SDOs), die auch für kleinere Finanzierungsvolumina geeignet sind. Ein guter Berater kann aber auch hier unterstützen, damit die Ausgabe eines Green Bonds zum Erfolg wird.

 

Über den Kapitalmarktblog:

Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.

 

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