Investor Relations für börsennotierte Mittelständler befinden sich derzeit im Wandel. In der Unternehmens-Berichterstattung lösen Online-Investorenkonferenzen und Social Media zunehmend die klassischen Kommunikationskanäle, wie zum Beispiel gedruckte Geschäftsberichte, ab. Vor allem das Nachhaltigkeits-Reporting erfordert ein generelles Umdenken in den IR-Abteilungen. Denn insbesondere junge Anleger erwarten umfassende Transparenz.
Investor Relations sind gerade für mittelständische Unternehmen ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenskommunikation. Die Pflege ihrer Investoren-Beziehungen ist für KMU von enormer Bedeutung, um ihre Kapitalmarktstrategie erfolgreich umzusetzen. Vor allem, weil es für die IR-Abteilungen börsennotierter Unternehmen eine Herausforderung ist, in den Blick von Investoren zu gelangen und auch darin zu bleiben. Die Investment-Möglichkeiten am Kapitalmarkt sind einfach zu vielfältig.
Entsprechend planen aktuell 95 Prozent der börsennotierten Mittelständler in Deutschland, ihre IR-Budgets konstant zu halten oder sogar zu vergrößern. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage der GBC AG von März bis Mai dieses Jahres. Demnach richten sich die Bemühungen in der Kommunikation der Unternehmen zunehmend auf Analysten und institutionelle Investoren, während der Fokus auf private Anleger deutlich zurückgegangen ist.
Investor Relations Trends 2023: Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Auch bei den bevorzugten Instrumenten der Investor Relations lässt sich eine Verschiebung beobachten. So nimmt die Bedeutung von Investorenkonferenzen als Präsenzveranstaltungen weiter ab. Die Zukunft wird wohl hybriden Formaten aus virtuellen und persönlichen Treffen mit Investoren gehören. Gleichzeitig hat die Wichtigkeit von Social Media erneut zugenommen. Laut GBC-Umfrage hat vor allem Instagram zuletzt an Bedeutung gewonnen. Mit rund 90 Prozent bleibt LinkedIn aber der mit Abstand am meisten genutzte Kanal in diesem Bereich.
Gleichzeitig wird die unternehmerische Verantwortung für Anlegerinnen und Anleger immer wichtiger. Dabei ist die wertebasierte Finanzkommunikation nicht nur Pflicht, sondern auch Chance. Gerade die aktuelle Energiekrise bietet die Möglichkeit, Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt der IR-Kommunikation zu stellen, indem man zum Beispiel Nachhaltigkeits-Aspekte in die Investment Story integriert oder in Blogs, Podcasts und Newsfeeds aufgreift. Auf diese Weise lassen sich digitale Transformation und ESG (= Environmental, Social, Governance)-Themen miteinander verbinden.
ESG erfordert Umdenken im Reporting
Angesichts der Komplexität muss das Nachhaltigkeits-Reporting gerade im Mittelstand von Anfang an möglichst effizient gestaltet werden. Laut dem Entwurf der neuen European Sustainability Reporting Standards (ESRS) der Europäischen Union soll die ESG-Berichterstattung künftig sämtliche externen Stakeholder mit den wichtigsten Informationen versorgen. Dazu müssen sämtliche Fachabteilungen und Entscheidungsträger innerhalb des Unternehmens eng zusammenarbeiten.
Dabei sind ein paar Faktoren entscheidend: Die Basis für ein erfolgreiches Unternehmens-Reporting bildet eine krisenfeste Unternehmensstrategie, die Umweltziele entlang der Wertschöpfungskette berücksichtigt. Leistungsfähige ESG-Managementsysteme helfen dabei, Daten und Fakten zu den festgelegten KPIs strukturiert zu erfassen und passgenau in den Berichtsprozess einzubinden. Schließlich sollte die Berichterstellung softwarebasiert und abteilungsübergreifend über den gesamten Workflow gesteuert werden, also alle Aspekte der Finanz- und Nachhaltigkeits-Berichterstattung berücksichtigen.
Mit Resilienz und Transparenz Krisen überstehen
Unabhängig davon, wie die Investor Relations ausgestaltet werden, stellt sich die Frage, ob man derzeit überhaupt darin investieren sollte. Befinden wir uns aktuell doch in einem Klima, das Investitionen nicht gerade begünstigt. Aber gerade deswegen sollte man seine Finanzkommunikation jetzt stabil und zeitgemäß aufstellen. Denn auf diese Weise verschafft man sich auch die nötige Resilienz, um aktuelle und künftige Krisen besser zu überstehen.
Ein probates Mittel, um Investments dauerhaft attraktiv zu machen, ist, potenziellen Investoren transparente Einblick in Wertschöpfungs- und Lieferketten zu ermöglichen. Vor allem dann, wenn alle Fakten und Kennzahlen verständlich und onlinegerecht aufbereitet sind. Denn der rasant wachsende Anleger-Nachwuchs informiert sich nicht mehr über klassische Börsenmedien, sondern hört Finanz-Podcasts und folgt Börsengurus auf Youtube. So entscheiden Benutzerfreundlichkeit und Design künftig mit über den Erfolg der IR-Kommunikation.
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