In den Chefetagen deutscher Familienunternehmen sind Frauen die große Ausnahme. Dabei könnte die stärkere Berücksichtigung von Frauen im Bewerbungsprozess und bei Nachfolgeentscheidungen den deutschen Unternehmen auch im Kampf um Talente helfen.
Der deutsche Mittelstand, auch der „Motor der deutschen Wirtschaft“ genannt, stellt laut Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW e.V.) über die Hälfte aller deutschen Arbeitsplätze. Doch Frauen findet man in den obersten Etagen selten. In 68 von 100 Familienunternehmen findet man keine Frau im Vorstand. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Albright Stiftung. In den Aufsichtsräten und Vorständen börsennotierter Unternehmen gibt es deshalb eine Frauenquote: 30 Prozent der Vorstandsmitglieder müssen weiblich sein.
Unternehmensstrukturen aufbrechen
Wäre eine solche Regelung auch für Mittelständler angebracht? Fakt ist: Divers zusammengesetzte Teams liefern bessere Ergebnisse und bilden mehr Kompetenzen aus. Das belegen auch einige Studien, so zum Beispiel der Strategieberatung McKinsey. Demnach erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmen überdurchschnittlich profitabel sind um satte 25 Prozent, wenn die Belegschaft vielfältig aufgestellt ist.
Zudem bringen weibliche Führungskräfte häufig wichtige Soft Skills mit, die starre Strukturen eines Unternehmens aufbrechen und dynamische Prozesse einleiten können.
Gerade in disruptiven Zeiten und im aktuell hohen Fachkräftemangel können so Wege gefunden werden, das Unternehmen neu zu positionieren. Dennoch mangelt es häufig an Aufstiegschancen für Frauen in mittelständischen Unternehmen.
Flexible Arbeitsmodelle
Bei der der aktiven Frauenförderung gibt es im Mittelstand Nachholbedarf. Hier waren Mittelständler schon mal stärker aufgestellt: 19 Prozent der KMU betrieben laut EY-Mittelstandsbarometer 2020 aktive Frauenförderung. Im vergangenen Jahr sank der Wert auf 16 Prozent. Die Tendenz zur aktiven Frauenförderung ist somit rückläufig.
Um diesem Trend entgegenzuwirken, können Unternehmen verschiedene Maßnahmen ergreifen. Wichtig sind zum Beispiel eine schnelle Wiedereingliederung in den Arbeitsplatz nach der Schwangerschaft und ein umfassendes Betreuungsangebot für den Nachwuchs. Eine Frauenquote könnte darüber hinaus den Frauenanteil in KMU langfristig erhöhen.
Frauenförderung lohnt sich
Egal, ob mit oder ohne Quote: Frauenförderung lohnt sich. Denn durch die strukturelle Benachteiligung von Frauen gehen den Unternehmen viele Talente verloren. Wer bestmögliche Arbeitsbedingungen für alle seine Mitarbeitenden – einschließlich der weiblichen Belegschaft – schafft, fördert eine starke Unternehmenskultur, von der letztlich alle profitieren.
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Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.