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Mit Feuer und Flamme in den Frühling

von Holger Clemens Hinz

Geht es Ihnen auch so, langsam hat man einfach genug von den kurzen Tagen, von der Dunkelheit und der Kälte. Es wird allerhöchste Zeit, dass der Frühling Einzug hält. Um das Ganze noch ein bisschen zu beschleunigen und den Winter endlich nach Hause zu schicken, gibt es in Deutschland und auch bei unseren europäischen Nachbarn traditionelle Bräuche, für die Einheimische und Besucher im wahrsten Sinne des Wortes „Feuer und Flamme“ sind.

Viele dieser Traditionen reichen bis in vorchristliche Zeiten zurück, wurden später von den Christen übernommen und bekamen von ihnen einen Bezug zur Fastenzeit. Da diese bekanntermaßen am Aschermittwoch beginnt, finden rund um die Karnevalszeit besonders viele Feste statt. Während in manchen Regionen die bösen Geister des Winters von gruseligen Gesellen und mit viel Lärm vertrieben werden, macht man ihnen anderenorts mit Feuer den Garaus. Ein großes Fest wird dabei immer gefeiert – mit größeren und kleineren Feuern, brennenden Scheiben oder mit in Flammen aufgehenden Hexen. Wir haben uns auf die Spuren von einigen der schönsten (Feuer-) Bräuche begeben.

„Biikebrennen“ an der Küste und „Pers Awten“ auf Rømø

Jedes Jahr am 21. Februar lodern an der friesischen Küste die großen Feuer beim Biikebrennen. Während mit dem Fest früher die Seeleute und Walfänger am Tag vor St. Peter (Piddersdai) verabschiedet wurden, soll jetzt damit der Winter vertrieben und die ersten Urlauber angelockt werden. Sobald es dunkel wird, treffen sich Familien, Freunde und Gäste und laufen mit brennenden Fackeln zum Biikeplatz. Dort wird ein großer Scheiterhaufen aus alten Tannenbäumen und anderem Brennbaren mit den Fackeln entzündet. Es werden einige Reden auf deutsch und friesisch vorgetragen und anschließend gemeinsam gefeiert, oft mit traditionellem Grünkohlessen. Besonders schön sind die Feste auf den Inseln Sylt, Föhr, Amrum und auf den Halligen.

Seit dem 17. Jahrhundert wird auch auf der dänischen Nordseeinsel Rømø ein ähnlich großes Volksfest gefeiert, das „Pers Awten“ (deutsch: Vorabend des Peterstages)

https://www.sylt-tourismus.de/sylt-info/biikebrennen-auf-sylt/

https://romo-tonder.dk/de/event/pers-awten/

 „Scheibenschlagen“ ein feuriger Brauch im Schwarzwald und in Südtirol

Ein einmaliges, fast mystisches Spektakel ist die „Winterverbrennung“ im Schwarzwald. Ende Februar werden in vielen Städten und Gemeinden (z.B. 29.2. in Schönau) riesige Holzscheiben oder aus Stroh geflochtene Räder an großen „Scheibenfeuern“ entzündet und brennend von einem Hügel ins Tal gerollt. Glühend ziehen diese dann herrliche Spuren in den Abendhimmel. Oft widmet derjenige, der die Räder auf die Reise schickt, diese einer bestimmten Person oder hofft auf die Erfüllung eines langgehegten Wunsches. Im Südtirol (z.B. 1.3. in Mals im Vinschgau) setzt man kreuzähnliche mit Stroh umwickelte Stangen in Brand, um die Dämonen des Winters, die Dunkelheit und Unheil zu vertreiben.

https://www.schwarzwald-tourismus.info/Media/Veranstaltungen/Scheibenschlagen

https://www.suedtirol.com/event/331/scheibenschlagen

Burgbrennen: Eine der ältesten Traditionen in Luxemburg

Wenn im März der Tag und die Nacht gleich lang sind (Tag- und Nachtgleiche), feiert man in Luxemburg seit Jahrtausenden das „Burgbrennen“. Als „Burgen“ werden große mit Stroh und anderen brennbaren Materialen umwickelte Kreuze aufgestellt, die oft Burgen ähneln. Drum herum wird ein imposanter Scheiterhaufen drapiert. Verwendung finden dabei auch ausrangierte und eingesammelte Weihnachtsbäume, denn am „Burgesonntag“ (1. März) darf ausschließlich Naturholz verbrannt werden. Die lodernden Flammen der vielen Feuer sind oft bis weit über die Grenzen des Großherzogtums sichtbar.

https://www.visitluxembourg.com/de/ansicht/specialevents/buergbrennen

 Funkenfeuer in Vorarlberg – Im Guinness-Buch der Rekorde

Am „Funkensonntag“, dem ersten Sonntag nach Aschermittwoch oder wie man in Vorarlberg sagt amKüachlisonntag“, sprühen dort hunderte „Funken“. Auf der Spitze der kunstvoll aufgeschichteten, mit brennbarem Material gefüllten Holztürme wartet eine Hexe auf ihre Verbrennung. Erreichen die Flammen die oft mit Schießpulver gefüllte „Funkenhexe“, explodiert die laut schallend und der Winter ist vertrieben. Der „Funkenbrauch“ der Vorarlberger wurde 2010 in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Der „Funken“ von Lustenau schaffte es voriges Jahr mit einer Höhe von 60,64 m sogar ins Guinness-Buch der Rekorde und verdrängte damit das norwegische Ålesund.

https://www.lustenau.at/de/veranstaltungen/funkensonntag-hofstalder-funken?d=2020-02-29

 Slinningsbålet: Mittsommerfeuer in Norwegen

Die Norweger halten zwar nicht mehr den Rekord für das „tallest bonfire“ und feiern auch nicht im Frühling, dafür lodert dort aber das größte Mittsommerfeuer der Welt. Auf der Insel Slinning, vor der malerischen Kulisse der Jugendstilstadt Ålesund wird beim „Slinningsbålet“ in wochenlanger Arbeit ein über 40 m hoher Holzstapel errichtet und in der kürzesten Nacht des Jahres (23. Juni) von oben nach unten abgebrannt. Jährlich kommen Touristen aus aller Welt dafür in den Norden Fjordnorwegens. Wer einen besonders guten Blick auf das beeindruckende Spektakel haben will, sollte sich rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit einen Platz auf dem Plateau Aksla sichern.

https://www.facebook.com/slinningsbaalet/

Feuriger Winterabschied in Eisenach, Zürich und im Harz

Beim traditionellen „Sommergewinn“ wird in Eisenach mehr als eine Woche gefeiert, der Winter vertrieben und der Sommer herbeigewünscht. Am 21. März wird nach Abschluss eines großen Festumzuges auf dem Marktplatz das Ende der kalten Jahreszeit mit einem Streitgespräch von „Frau Sunna“ und „Herrn Winter“ besiegelt. Da der Winter immer verliert, wird er symbolisch verbrannt.

 https://www.thueringen-entdecken.de/urlaub-hotel-reisen/sommergewinn-eisenach-130881.html

In Zürich endet der Winter offiziell mit dem „Sechseläuten“, in diesem Jahr am 20. April. Bereits seit 1862 wird zum Abschluss des Volksfestes immer Punkt 18 Uhr der sogenannte „Böögg“, ein über drei Meter hoher, 80 kg schwerer Schneemann angezündet. Ist der mit Feuerswerkskörpern gefüllte Kopf des „Bööggs“ explodiert, ist auch der Winter zu Ende. Je schneller das passiert, desto länger und heißer soll der Sommer werden.

https://www.sechselaeuten.ch/de/das-fest/saechsiluete-2020/montag20042020

Höhepunkt der ultimativen Winterverabschiedung ist die Walpurgisnacht, die in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai in vielen Regionen Deutschlands, der Schweiz aber auch in Finnland und Schweden gefeiert wird. Besonders authentisch wird das Fest seit mehr als 1000 Jahren im Harz, rund um den Brocken zelebriert. Traditionell treffen sich dann schaurig schöne Hexen auf dem „Blocksberg“ und tanzen mit Teufeln und anderen dämonenhaften Wesen rund um die lodernden Flammen der weit sichtbaren „Maifeuer“.

https://www.harzinfo.de/veranstaltungen/walpurgis.html

 

 

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