Das jüngste KfW-ifo-Mittelstandsbarometer legt nahe, dass es deutschen KMU gut geht. Vielleicht zu gut? Die Prognose der Bundesregierung für die deutsche Wirtschaft sowie der Ausblick des IWF für die Weltwirtschaft zeichnen nämlich aktuell ein etwas skeptischeres Bild.
Wenn es nach dem aktuellen von der KfW und dem ifo-Institut erstellten Mittelstandsbarometer geht, sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus Deutschland derzeit guter Dinge. Den Zahlen zufolge verbessert sich hierzulande das Geschäftsklima unter den Mittelständlern, zudem steigen ihre Erwartungen. Doch angesichts der momentan – gelinde gesagt – verhaltenen Prognosen von Seiten relevanter Institutionen stellt sich die Frage, ob das Rückgrat der deutschen Wirtschaft nicht vielleicht etwas zu optimistisch ist.
Erwartungen sind gestiegen
So hat sich die Stimmung im deutschen Mittelstand im September zum dritten Mal in Folge verbessert, das KfW-ifo-Barometer stieg um 0,8 auf nunmehr 18,1 Punkte. Zwar ging es bei der Einschätzung der aktuellen Lage mit minus 0,4 Punkten leicht bergab. Doch zum einen stellen die 27,8 Zähler der Lagebeurteilung ein nach wie vor hohes Niveau dar. Zum anderen sind die Geschäftserwartungen sogar um 1,9 auf 8,9 Punkte gestiegen.
IWF und Bundesregierung skeptischer
Der unter dem Strich überwiegende Optimismus der Mittelständler ist aus mehrerlei Hinsicht zumindest bemerkenswert, wenn nicht gar irritierend. Gerade auch deshalb, weil gewichtige Stimmen etwas anderes sagen. So hat jüngst der IWF seine globale Wachstumsprognose gesenkt – vor allem der Handelskonflikt, in erster Linie der Streit zwischen den USA und China, bereitet dem Währungsfonds Kopfschmerzen. Auch die deutsche Bundesregierung ist zurückhaltend geworden und hat gerade ihren Ausblick auf 1,8 Prozent nach unten geschraubt. Noch im Frühjahr war sie von 2,3 Prozent Wachstum ausgegangen.
Brexit und Digitalisierung im Nacken
Sicherlich ließe sich einräumen, dass die Prognosen von IWF und Bundesregierung zum Teil auch politisch motiviert sind. Nichtsdestotrotz sind die Risiken, mit denen die neuen Schätzungen begründet werden, nicht von der Hand zu weisen: Der Handelskonflikt stellt in der Tat eine große Bedrohung dar, und die Herausforderungen, die die Themen Brexit und Digitalisierung stellen, sind ebenfalls nicht zu unterschätzen.
Warnung statt Euphorie
Womöglich kommen diese Warnsignale von prominenter Stelle zur rechten Zeit. So kann sich der Mittelstand rechtzeitig um potenzielle Hürden kümmern, statt aufgrund der aktuell guten Laune zukünftige Probleme vor lauter Euphorie zu übersehen.
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