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Nachfolge im Mittelstand: Der Nächste, bitte!

von Holger Clemens Hinz

Die Nachfolge im Mittelstand stellt das eine oder andere Unternehmen mitunter vor größere Probleme. Um das zu vermeiden, sollte man frühzeitig die richtigen Weichen stellen. Dabei gibt es eine Vielzahl an Optionen.

Nach einem guten Kinofilm sind die Zuschauer vor allem auf eines gespannt: seine Fortsetzung. Und diese ist von den meisten Hollywoodfirmen oftmals schon fest eingeplant. Im Mittelstand tickt man allerdings offenbar anders als in der Traumfabrik. Mit Fortsetzungen beschäftigen sich nur wenige der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Ihre Unternehmensnachfolge ist oft nicht geklärt. Laut einer KfW-Studie von Anfang dieses Jahres steigt die Zahl der Inhaber, die in naher Zukunft aus ihrem Unternehmen ausscheiden und noch keinen Nachfolger gefunden haben. So sollen allein in diesem und dem kommenden Jahr 236.000 Inhaber von KMUs den Rückzug aus ihrem Betrieb planen. Aber nur rund ein Drittel von ihnen hat die Nachfolge bereits geklärt. Wer bedenkt, dass etwa die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) dazu rät, drei Jahre vor dem Generationswechsel mit der Suche nach einem Nachfolger anzufangen, dem könnte klar sein, dass es für den einen oder anderen recht eng werden dürfte mit einem sinnvollen Übergang.

Generationenwechsel wird Thema sein – früher oder später

Man mag das Ganze damit entschuldigen, dass es dem Mittelstand derzeit gut geht und es viel zu tun gibt. So besagt etwa der jüngste Creditreform Geschäftsklimaindex, der Lage und Erwartungen der Unternehmen erfasst, dass die Stimmung im Mittelstand seit 2011 nicht mehr so gut war wie heute. Fakt ist aber auch, dass ein Generationswechsel, ob früher oder später, in jeder Firma irgendwann einmal Thema sein muss. Denn die Stilllegung als Alternative zur Nachfolge ist die für den Mittelstand, das viel zitierte Rückgrat der deutschen Wirtschaft, schlechteste Option.

Wohl dem, der frühzeitig die richtigen Maßnahmen ergreift, um den Übergang so geschmeidig wie möglich zu gestalten. Die naheliegende Variante der Nachfolge ist diejenige innerhalb der Familie, sie ist auch die von klassischen Mittelständlern immer noch am meisten bevorzugte. Konflikte sind allerdings programmiert, wenn nicht frühzeitig geklärt wird, wer aus der Familie genau bestimmte Aufgaben im Unternehmen und wer das Sagen hat. Kommt dann noch ein Zweig der Familie bei der Nachfolge nicht zum Zuge, erhebt aber Ansprüche, muss die Finanzierung einer Lösung frühzeigt geklärt werden.

Nachfolge im Mittelstand ist nicht ausschließlich Familiensache

Nun muss die Nachfolge aber nicht immer zwangsläufig innerhalb der Familie des Inhabers stattfinden – nicht immer will der Nachwuchs das Geschäft des Vaters oder des Großvaters fortsetzen, sondern stattdessen lieber eine eigene Idee verfolgen. Dass das Lebenswerk eines Unternehmers nicht umsonst war, dafür sorgen verschiedene Alternativen.

Einige Optionen der Nachfolge im Mittelstand:

  • Nachfolge innerhalb der Familie
  • Management Buy-Out (MBO)
  • Owner Buy-Out (OBO)
  • Listing/IPO
  • Cold IPO

Wenn etwa der Inhaber nicht automatisch der Geschäftsführer ist, ergibt sich die Option des Management Buy-Outs, kurz MBO. Der Inhaber, der sich zurückziehen möchte, verkauft in diesem Fall seine Anteile an die Manager, die damit wiederum ihrerseits zu Eigentümern werden. Eine Sonderform des MBO ist das Owner Buy-Out (OBO), bei dem der Inhaber seine Anteile nicht komplett, sondern nur zum Teil veräußert und somit anschließend nach wie vor noch ein operatives Wörtchen mitzureden hat.

Geht auch: der Börsengang

Was oft bei der Aufzählung der Möglichkeiten vernachlässigt wird: Ab einer bestimmten Unternehmensgröße kann auch ein Gang an die Börse eine Option darstellen. Hier ergeben sich ebenfalls mehrere Varianten. So ist hier ein Listing ebenso denkbar wie die Einbringung des Unternehmens in einen bereits bestehenden Börsenmantel (Cold IPO). Letztere Vorgehensweise hat den Vorteil, dass das Unternehmen nicht erst die mitunter recht hohen bürokratischen Hürden eines „klassischen“ IPOs nehmen muss. Zwar bringt der Börsengang grundsätzlich umfassende Anforderungen an die Finanzkommunikation des Unternehmens mit sich – gerade das lässt viele Gesellschaften erst einmal Abstand davon nehmen. Dafür ist ihnen aber auch eine erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit sicher.

Ach ja, vielleicht noch eine Parallele zu Hollywood: Manchmal wird die Fortsetzung eines Films sogar besser als der Erstling – für die Fortsetzung einer Unternehmensgeschichte ist das natürlich auch möglich.

 

 

Über den Kapitalmarktblog:

Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.

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