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Nachhaltigkeit als strategischer Faktor für KMU

von Carsten Peter

Nachhaltigkeit ist für Mittelständler ein entscheidender Faktor. Allerdings hapert es oft noch an der strategischen Umsetzung. Dabei lässt sich der Prozess individuell zuschneiden.

Von Carsten Peter

Die meisten Mittelständler haben inzwischen erkannt, dass sie ihr unternehmerisches Handeln auf Nachhaltigkeit neu ausrichten müssen. Laut der aktuellen KMU-Studie der Gothaer Versicherung ist das Thema Nachhaltigkeit für 78 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland mindestens moderat relevant. Für jedes vierte Unternehmen ist die Relevanz sogar hoch. Mehr als ein Drittel ist der Überzeugung, dass das Thema Nachhaltigkeit in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird.

Kein Wunder, drängen die Kunden doch zunehmend auf nachhaltige Produkte. Ebenso Beschäftigte, vor allem jüngere, wollen lieber in nachhaltigen Unternehmen arbeiten. Das erhöht den Druck, auch finanziell. Denn Investoren und Anleger setzen bevorzugt auf nachhaltige Geschäftsmodelle. Nicht nachhaltig handelnde Unternehmen kommen schwerer an Kredite und performen mitunter auch schlechter an der Börse. Denn das ESG-Rating wird in der Bewertung der Unternehmen zunehmend wichtig.

Für 78 Prozent der KMU ist Nachhaltigkeit relevant

Trotzdem sieht es mit der Umsetzung nachhaltiger Prozesse in den Unternehmen bislang eher mau aus. In einer Befragung der TU Dortmund gab nur jedes zweite mittelständische Unternehmen an, bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie definiert zu haben. Als Grund wurde vor allem das Fehlen verbindlicher Vorgaben genannt.

Um eine Verbesserung der Situation zu erreichen, ist es wichtig, dass man sich konkrete Ziele setzt und diese auch verfolgt – keine ganz leichte Sache, wie es scheint. So wollen zwar 40 Prozent der befragten Unternehmen der Gothaer KMU-Studie in den kommenden Jahren ihren CO2-Ausstoß senken. Doch nur 16 Prozent kennen überhaupt ihren aktuellen Fußabdruck.

Handlungsfelder definieren: Von Ökologie bis Soziales

Bevor Unternehmenslenker in Sachen Nachhaltigkeit loslegen, sollten sie sich also überlegen, auf welche Bereiche sie sich konzentrieren möchten. Das Institut für angewandte Ökologie z.B. definiert konkrete Handlungsfelder, die sich auf viele Branchen anwenden lassen.

Im Bereich Ökologie reichen die Möglichkeiten zur Optimierung vom Wasser- und Energieverbrauch, über das Materialmanagement bis hin zur Abfallwirtschaft. Zu den Stellschrauben unter sozialen Gesichtspunkten gehören sowohl flexible Arbeitszeiten als auch gesellschaftliches Engagement. So kann jedes Unternehmen die für sich passenden Faktoren definieren.

Daten erheben und Ideen sammeln als erste Schritte

Daraus ergibt sich auch der erste Schritt für Einsteiger in Sachen Nachhaltigkeit: Nur wer sich über seinen Ressourcenverbrauch, Umweltbelastungen und den Schadstoffausstoß im Klaren ist, kann den Verbesserungsbedarf bemessen. Ein guter Zugang ist daher, schon frühzeitig einen oder mehrere verantwortliche Mitarbeiter zu bestimmen, die diese Daten erheben und erste Ideen sammeln.

In einem zweiten Schritt sollte die Nachhaltigkeit fest in die Unternehmenskultur verankert werden, bevor es an die Umsetzung erster Maßnahmen geht. Zuerst sind da mögliche Top-Down-Maßnahmen, die die Mitarbeiter wenig beeinflussen, zum Beispiel der Umstieg auf lokale Zulieferer, eine grünere Logistik oder umweltschonendere Fertigungsverfahren. Sensibler sind Maßnahmen wie die Abschaltung der Büro-Klimaanlage zu bestimmten Zeiten oder eine Umstellung der Dienstwagenflotte auf klimafreundliche Poolfahrzeuge.

Kommunikation auf Augenhöhe mit den Mitarbeitern

Ergänzen lassen sich diese Basis-Maßnahmen durch eine gelebte nachhaltige Unternehmenskultur. Dazu gehören Angebote, die die Angestellten freiwillig annehmen können – wie ein bezuschusstes Firmenticket oder Fahrrad, eine Kantine mit nachhaltig produzierten Nahrungsmitteln oder Wasserfilter für genießbares Leitungswasser.

Schließlich muss die Belegschaft informiert werden, warum die Umstellung erfolgt. Wichtig ist, dass der Prozess auf Augenhöhe erfolgt. Daher sollten Lob, aber auch Kritik immer möglich sein – von beiden Seiten. Auch die Ergebnisse der Bemühungen sollten fortlaufend mit den Angestellten geteilt werden. Das fördert auch die Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit kein endlicher Prozess ist, sondern ein fortlaufender.

Über den Kapitalmarktblog:

Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.

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