Strukturelle Veränderungen können mühsam sein. Für KMU werden sie in Bezug auf Nachhaltigkeit aber immer dringender. Denn der Klimawandel droht langfristig riesige Schäden für die Wirtschaft anzurichten. KMU können mit Fokus auf Kreislaufwirtschaft, digitale Prozesse und Zertifikate einen wichtigen Beitrag leisten.
Deutschland und die Europäische Union (EU) planen, bis 2050 klimaneutral zu sein. Die EU hat deshalb erst kürzlich ihren „Green New Deal“ für eine nachhaltige Wirtschaft vorgestellt. 750 Milliarden Euro soll das Konjunkturpaket kosten. Doch der Plan alleine reicht nicht: Wenn die ambitionierten Klimaziele erreicht werden wollen, müssen Unternehmen ihr Handeln stärker nach ökologischen und sozialen Zielen ausrichten. Dabei sind vor allem KMU gefragt – immerhin bilden sie mit 99% der Unternehmen das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Doch während einige Großkonzerne versuchen, ihre Lieferketten umzustellen oder CO2 einzusparen, tun sich KMU immer noch schwer mit der Umsetzung nachhaltiger Konzepte. Zwar kommen 80% der Mittelständler laut einer Untersuchung zu dem Schluss, dass eine nachhaltige Unternehmensführung wichtig sei. Doch nur in jedem zweiten Fall definieren KMU auch Nachhaltigkeitsstrategien. Grund für die niedrige Umsetzungs-Quote ist laut KMU der Mangel an verbindlichen Vorgaben.
KMU können mit digitalen Prozessen zur Nachhaltigkeit beitragen
Eine der wichtigsten Komponenten im Umweltschutz ist die nachhaltige Nutzung und Erzeugung von Ressourcen. „Kreislaufwirtschaft“ ist das entscheidende Schlagwort. Darunter fallen jedoch nicht nur Endprodukte, die besonders recycling-freundlich produziert werden. Kreislaufwirtschaft bezeichnet ebenfalls die Integration nachhaltiger Prozesse in den Unternehmensalltag. So empfiehlt das Institut für angewandte Ökologie KMU, sich verstärkt um das Recycling von im Unternehmen entstandenen Abfällen zu bemühen. Darüber hinaus sollten generell mehr recycelte Materialien in Büros zum Einsatz kommen und Ressourcen effizienter eingesetzt werden. Bei der effizienten Nutzung spielt die Digitalisierung eine große Rolle. Denn mit der umfassenden Vernetzung von Geräten lassen sich Daten leicht auswerten und Unternehmensprozesse optimieren. Durch Photovoltaikanlagen auf dem Dach des Unternehmens wird nachhaltige Energie erzeugt, gleichzeitig wird die Beleuchtung in den Gebäuden durch Bewegungs- und Zeitschaltanlagen automatisiert, so dass keine Quelle unnötig Energie verbraucht. Die Umstellung auf vollautomatisierte Maschinen führt zu Effizienzgewinnen, da sie weniger Material und Strom verbrauchen.
Mittelständler können mit Siegeln und Zertifikaten viel bewirken
Wer ökologisch Handeln will, braucht viel Wissen über Verbesserungsmöglichkeiten und Produktionsprozesse. Da es bisher keine umfassenden verbindlichen Vorgaben zum nachhaltigen Wirtschaften gibt, müssen Mittelständler nachhaltige Konzepte eigenständig erarbeiten. KMU können sich diese Aufgabe jedoch erleichtern, indem sie sich nach den Vorgaben von Zertifikaten und Siegeln richten. Diese Auszeichnungen verbessern nicht nur das Image, sondern helfen auch dabei, nachhaltige Prozesse langfristig in das Unternehmen zu integrieren. Denn wer bestimmte Siegel wie Öko-Tex, Fair-Trade oder das Umweltzeichen „Blauer Engel“ erhalten will, muss klare Richtlinien befolgen.
Darüber hinaus können Unternehmen einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, indem sie selber Ressourcen nutzen, die sich durch ein solches Siegel oder Zertifikat ausweisen. So lassen sich Industrieanlagen mit zertifiziertem Bio-Erdgas betreiben, das FSC-Siegel signalisiert nachhaltige Papier- und Holzprodukte. Gleichzeitig können KMU verstärkt darauf achten, regionale Ressourcen zu nutzen. Das spart nicht nur CO2 durch kürzere Transportwege, sondern stärkt die lokale Wirtschaft und macht die Lieferkette krisenresistenter. Letzteres ist besonders wichtig: So wurden etwa die Lieferketten während der Corona-Krise zu großen Teilen komplett lahmgelegt. In Zukunft sollten Unternehmen ihren Fokus ohnehin auf eine stärkere lokale Versorgung legen.
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