Zwar hat die Corona-Krise das Auslandsgeschäft der KMUs erschwert, doch der deutsche Mittelstand besinnt sich auf seine alten Stärken – und will auch künftig international expandieren.
Deutschland profitiert wie kaum ein anderes Land von seiner starken internationalen Ausrichtung. Doch im vergangenen Jahr hatte es die erfolgsverwöhnte Exportnation pandemiebedingt nicht leicht, ihre Ausnahmestellung im internationalen Wirtschaftsgeflecht zu untermauern. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, die als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gelten, stellte die Krise vor nicht gekannte Herausforderungen.
Hidden Champions sind international gut aufgestellt
Der Mittelstand ist gleichermaßen Innovations- wie Beschäftigungsmotor Deutschlands. Er erfindet sich kontinuierlich neu und repräsentiert das internationale Qualitätsmerkmal „Made in Germany“. Es sind gerade die kleinen, außerhalb ihres Marktes häufig unbekannten Firmen, die auf ihrem Spezialgebiet zu den Weltmarktführern zählen. Laut Bundesverband mittelständische Wirtschaft gibt es weltweit 2.700 dieser Hidden Champions – fast die Hälfte davon sind deutsche Mittelständler. Um zum Weltmarktführer aufzusteigen, müssen die eigenen Produkte international gefragt sein. Ein hoher Exportanteil ist deshalb kennzeichnend für die Hidden Champions. Aber auch viele andere KMUs, die in ihrem Markt keine führende Rolle einnehmen, sind außerhalb Deutschlands aktiv.
Mittelständler, die fähig sind, die internationalen Marktchancen für ihre Produkte und Dienstleistungen zu identifizieren und Kapital daraus zu schlagen, ohne die damit verbundenen Risiken zu vernachlässigen, ebnen sich so einen Weg zu Wachstum, Gewinnsteigerung und zur Entwicklung von Wettbewerbsvorteilen. Mit dem Abflauen der Pandemie besinnen sich wieder mehr Mittelständler auf diese Stärken – und expandieren im Ausland.
Der deutsche Mittelstand hat nichts von seinem Pioniergeist eingebüßt
„Aufbauend auf dem von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2020 erwartet die deutliche Mehrheit der 312 befragten Führungskräfte (59,7 Prozent) bis 2023 ein Umsatzwachstum von bis zu zehn Prozent pro Jahr und damit eine merkliche Erholung von der Krise.“ Dies ist das Fazit der Studie „Quo vadis, deutscher Mittelstand?“, für die die Unternehmensberatung Kienbaum mehr als 300 Mittelständler mit internationalen Geschäftsaktivitäten befragte. Ein klares Bekenntnis der KMUs zu ihren Auslandsaktivitäten.
Der deutsche Mittelstand konnte seine globalen Geschäfte laut den Kienbaum-Experten weitestgehend stabil abwickeln und sieht in der Internationalisierung eine Erfolgsstrategie. Im Vergleich zum vergangenen Jahr erwarten 59,7 Prozent der Studienteilnehmer, ihre Auslandsumsätze bis 2023 um bis zu zehn Prozent steigern zu können. Demgegenüber planen lediglich 2,9 Prozent der Befragten einen Rückzug aus einzelnen Auslandsmärkten.
Lieferketten könnten Exportwachstum dämpfen
In die gleiche Richtung deutet die Exportprognose des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, der erst im August seine Erwartungen nach oben revidiert hat. Danach dürften deutsche Firmen im Zuge der Erholung der Weltwirtschaft im laufenden Jahr acht Prozent mehr ausführen. Gleichwohl könnten die anhaltenden Probleme in den Lieferkette in den kommenden Monaten zu weiteren Versorgungsproblemen in Schlüsselsektoren wie der Autoindustrie und damit zu einer gewissen Verzerrung der Exportdaten führen.
Über den Kapitalmarktblog:
Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.