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Private Debt-Fonds: Lohnt sich die Finanzierung für KMU?

von Carsten Peter

Die Zahl der Kreditfonds nimmt zu: Unternehmen suchen vermehrt nach Finanzierungsmöglichkeiten abseits des klassischen Bankenkredits. Der Private Debt-Sektor lockt mit schneller Liquidität und geringeren Auflagen, dafür müssen Mittelständler mit höheren Konditionen rechnen. KMU sollten die Augen offenhalten: Ein IPO oder eine Anleihe sind ebenfalls lohnenswerte Alternativen der Mittelstandsfinanzierung. 

Private Debt-Fonds erfreuen sich wachsender Beliebtheit: Der Finanzdatenanalyst Preqin sieht ein globales Wachstum der Sparte von jährlich 11,4 Prozent im Zeitraum von 2020 bis 2025. Experten rechnen damit, dass Private Debt aufgrund der neuen Basel-Bestimmungen zukünftig noch stärker wachsen wird. Die Corona-Pandemie könnte den Markt zudem weiter befeuern, da viele Unternehmen nach der Krise Kredite für eine Restrukturierung brauchen. Doch trotz des starken Wachstums sollten Unternehmen vorsichtig sein: Die Konditionen für Kreditfonds liegen häufig deutlich über denen eines klassischen Bankkredits. KMU, die nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen, sollten daher auch Alternativen der Mittelstandsfinanzierung im Blick behalten.

Chance und Risiken für Private Debt-Fonds

Bei Private Debt werden Kredite nicht durch Banken, sondern häufig am Kapitalmarkt vorbei durch institutionelle Investoren bereitgestellt. Die Kreditvergabe kann mithilfe verschiedener Finanzinstrumente geschehen: Anleihen, Darlehen aber auch Schuldscheine und private Verbriefungsemissionen sind möglich. Initiiert werden die Kreditfonds in der Regel von institutionellen Anlegern. Das sind vor allem große Versicherungskonzerne, Pensionskassen, Stiftungen und vermögende Family-Offices, die wegen der Nullzins-Politik auf der Suche nach rentablen Anlagemöglichkeiten sind. Die Fonds kommen in der Regel für Unternehmen ab Umsätzen von 40 bis 50 Millionen Euro infrage. Gefragt sind bei Investoren derzeit vor allem Betriebe aus Branchen wie dem Gesundheitswesen, Bio-Technologiesektor und Softwareunternehmen. Wichtig ist Investoren vor allem, dass die jeweiligen Unternehmen auch nach der Krise in der Lage sind, Cashflow zu erzeugen.

Hier zeigt sich eine Chance als auch eine Gefahr für Private Debt: Einerseits ist davon auszugehen, dass Unternehmen nach der Krise Geld für Restrukturierung und Sanierung brauchen. Vor allem wenn KfW-Kredite und staatliche Unterstützungsprogramme auslaufen, werden zahlreiche Betriebe versuchen, sich auch abseits des klassischen Bankdarlehens eine Finanzierung zu sichern. Private Debt-Fonds könnten dann sehr gefragt sein. Doch diese Chance birgt ein großes Risiko: Wenn die Unternehmen nach der Krise doch nicht wie geplant auf die Beine kommen, werden viele Betriebe mit immensen Schuldenbergen zu kämpfen haben. Investoren müssen dann mit Kreditausfällen rechnen. Im Vorfeld sind daher eingehende Due-Diligence-Prüfungen notwendig. Dieser Mehraufwand könnte für Unternehmen letztlich zu teureren Kredit-Konditionen führen.

Basel könnte alternative Mittelstandsfinanzierung weiter stärken

Doch warum wenden sich Unternehmen überhaupt privaten Finanzierungsmodellen zu? Schließlich müssen Firmen in diesem Bereich oftmals mit höheren Zinsen rechnen. Dafür aber gewähren die Kreditfonds in der Regel schnelleren Zugang zu Liquidität, als es bei Banken der Fall ist. Viele Unternehmen erhalten zudem eine Finanzierung, die bei einem traditionellen Geldinstitut nicht möglich gewesen wäre. Während der Laufzeit des Kredits fallen zudem keine Tilgungen an. Die Bedeutung der Private Debt-Finanzierung könnte zudem durch die Basel-Bestimmungen bald weiter an Bedeutung gewinnen. Durch strengere Eigenkapitalanforderungen werden Unternehmen daher zukünftig noch häufiger abseits des klassischen Bankdarlehens nach Finanzierungsalternativen suchen.

IPOs und Anleihen bieten Vorteile

Ein IPO (Initial Public Offering) kann eine lohnenswerte Alternative zum Private Debt-Fonds sein. Ein Börsengang ermöglicht eine vergleichsweise attraktive Bewertung, zudem ist dem Unternehmen mit einer Börsennotiz eine wesentlich höhere öffentliche Aufmerksamkeit garantiert. Davon abgesehen entfällt bei einem Börsengang das Klumpenrisiko: Es gibt bei einer Aktiengesellschaft keinen einzelnen mächtigen Gesellschafter, der neben den Verantwortlichen das operative Geschäft mitbestimmen möchte. Mit einem SPAC oder Reverse-IPO stehen Unternehmen zudem vielseitige Möglichkeiten zur Verfügung, um an die Börse zu gelangen. Mittelständler sollten jedoch beachten: Ein IPO ist kein Selbstläufer. So sind etwa die Einhaltung von Transparenzregeln und das regelmäßige Vorlegen von Reportings ein Muss.

Neben einem IPO sind Anleihen eine beliebte Alternative der Mittelstandsfinanzierung. Unternehmensanleihen sind Schuldverschreibungen mit fixer oder variabler Verzinsung, die in der Regel eine feste Laufzeit haben. Anleihen reduzieren als zusätzlicher Finanzierungsbaustein die Abhängigkeit von Banken und geben Emittenten eine Flexibilität in der Mittelverwendung. Da die Bonds meist eine feste Laufzeit haben, ermöglichen sie Unternehmen Finanzierungs- und Planungssicherheit. Und: Aufgrund des Fremdkapitalcharakters ist der Erhalt der wirtschaftlichen Selbstständigkeit garantiert.

Über den Kapitalmarktblog:

Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.

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