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SPAC: Teil 1 – Mit der Mantelgesellschaft erfolgreich an die Börse?

von Holger Clemens Hinz

Über ein SPAC werden Gelder gesammelt, um mit einer Firmenhülle dann Start-Ups und andere kleinere Unternehmen an die Börse zu bringen. In den USA erfreut sich die Alternative zum klassischen IPO großer Beliebtheit, auch in Deutschland gehen erste Mantelfirmen an den Start. Doch was ist dran an dem Börsenhype? Lesen Sie im ersten Teil unserer SPAC-Serie, was die Mantelgesellschaften können und warum Anleger vorsichtig bleiben sollten.

Immer mehr Anleger investieren Millionen in Unternehmen, die weder ein Produkt auf dem Markt, geschweige denn ein konkretes Geschäftsmodell haben. Klingt erstmal eigenartig, doch hinter den Investments steckt ein Prinzip. Gemeint sind so genannte SPAC (Special Purpose Acquisition Company). Hinter dem neuesten Trend aus den USA verbergen sich Mantelfirmen, die andere Firmen übernehmen und dann erfolgreich an der Börse platzieren sollen. In den Vereinigten Staaten werden immer mehr SPAC angemeldet, Promis werben für die neue Investmentform und Anleger wittern bereits das nächste große Geschäftsmodell.

In den USA gab es 2020 bereits 220 SPAC-Notierungen. Mittlerweile ist der amerikanische Börsenhype auch in Europa angekommen. In Deutschland ging mit dem Lakestar Spac 1 im Februar der erste SPAC in diesem Jahr an die Börse. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass viele weitere dieser Mantelgesellschaften folgen werden. So ist etwa Ex-Commerzbankchef Martin Blessing Mitte März mit seinem Fintech-SPAC EFIC1 an den Start gegangen, auch das deutsche Tech-Startup Lilium will über eine solche Mantelgesellschaft an den Markt. Schon wird von einer Alternative zu regulären IPOs gesprochen – doch was genau verbirgt sich hinter dem Börsenhype?

Mit dem Mantel an die Börse

Hinter einem SPAC steckt eine Mantelfirma, die keine Dienstleistungen und Produkte anbietet oder großartig Personal beschäftigt. Vielmehr handelt es sich dabei um eine leere Firmenhülle, die nach und nach mit Geld gefüllt werden soll. Ist ausreichend Liquidität vorhanden, wird ein attraktives Unternehmen übernommen, welches den Gang an die Börse anstrebt. In der Regel kümmert sich ein Sponsor um die Investorensuche. Hinter dem Lakestar-SPAC verbirgt sich etwa Klaus Hommels, ein Wagniskapital-Investor, der bereits in den Musik-Streamingdienst Spotify investiert hat. Insgesamt soll die Platzierung eines SPAC im Vergleich zu einem konventionellen IPO deutlich schneller und unkomplizierter ablaufen.

Finanziert wird das SPAC durch den Verkauf von Anteilen an der Börse – der Ausgabepreis liegt meist bei zehn Dollar bzw. Euro pro Aktie. Kommt genug Geld zusammen, geht der Sponsor auf Suche nach geeigneten Unternehmen. In der Regel hat der Sponsor dafür zwei Jahre Zeit, das gesammelte Geld liegt währenddessen auf einem Treuhandkonto. Zwar kaufen Anleger dadurch die Katze im Sack, schließlich steht am Anfang des Investments noch gar nicht fest, worin eigentlich investiert wird. Anleger haben jedoch Absicherungen: Findet der Sponsor kein übernahmefähiges Unternehmen, bekommen die Anleger ihr Geld zurück. Das ist auch der Fall, wenn die Investoren der Übernahme nicht zustimmen: Dann fließt das Geld aus dem SPAC zurück in die Taschen der Anleger.

Renditechancen für Anleger

Übernimmt das SPAC innerhalb der zwei Jahre ein Unternehmen, wird es für Anleger spannend. Denn mit der alternativen Anlageform können Investoren durchaus eine beachtliche Rendite erzielen. So war der Lakestar-SPAC mit über elf Euro gestartet, der Angebotspreis lag noch bei zehn Euro. Noch aussichtsreicher waren die neuen Anlageformen im letzten Jahr in den USA: Der Batterie-Hersteller Quantum Scape war eine SPAC-Vereinbarung mit Kensington Capital Acquisition eingegangen. Der Kurs schoss am ersten Handelstag im vergangen November 50 Prozent in die Höhe. Weitere SPAC konnten zwar nicht ganz an diesen Erfolg anknüpfen, erzielten nach Platzierung dennoch niedrige zweistellige Renditen für investierte Anleger.

Risiko beim SPAC bleibt bestehen

Doch nicht immer geht der Deal auch wirklich auf. Hierbei lässt sich aus der Vergangenheit lernen. Denn SPAC sind gar nicht wirklich neu. 2008 wurde mit Germany 1 die erste dieser Mantelgesellschaften in Deutschland ins Leben gerufen. Germany 1 sammelte 250 Millionen Euro an der Börse ein. Die Gesellschaft übernahm dann AEG Power Solutions, einen Hersteller für Stromversorgungsgeräte. 2017 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Ähnlich lief es beim SPAC Europe Cleantech 1. 2010 ging die Unternehmens-Hülle an den Start und sammelte 115 Millionen Euro ein. Nachdem die Electrawind Gruppe eingekauft wurde, hielt sich das Unternehmen bis 2018 – dann folgte die Insolvenz. SPAC bleiben für Investoren also ein zweischneidiges Schwert, nicht immer ist ein Erfolg nach der Übernahme garantiert.

Im zweiten Teil der SPAC-Serie schauen wir, ob sich die neue Anlageklasse für KMU lohnt und welche Vorteile klassische IPOs und Reverse-IPOs bieten können.

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