Junge aufstrebende Unternehmen brauchen Kapital, Mittelständler brauchen Fachkräfte und digitales Knowhow. Zudem können junge Unternehmen vom Mittelstand lernen, wie langfristiges und nachhaltiges Wachstum generiert werden kann. Die Kooperation von Startups und KMU kann durchaus eine Win-win-Situation sein.
Apple, Tesla, Amazon und Google haben eins gemeinsam: Vor ihrem großen Durchbruch haben alle als Startup angefangen. Startups sind die Raketen der Wirtschaftswelt: Nicht jede Rakete zündet, aber wenn sie es tut, geht es oft schnell und hoch hinaus. Denn zu Beginn eines Startups steht häufig eine innovative und bahnbrechende Idee, die das Zeug dazu hat, Bestehendes auf den Kopf zu stellen. Deutsche Mittelständler erkennen dies zunehmend und gehen Kooperation ein – das Potenzial erkennend. Nicht selten läuft diese Liaison auf eine gemeinsame Produktentwicklung oder eine finanzielle Beteiligung an dem Startup hinaus. Laut einer Umfrage ist die Zusammenarbeit der Branchen auf einem neuen Höchststand: 9 von 10 Startups geben an, aktuell mit Mittelständlern und Konzernen zu kooperieren. Dabei steht meist die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen, aber auch der Wissenstransfer von digitalen Technologien im Mittelpunkt.
Mittelstand profitiert von Fachkräften und digitalem Knowhow
Startups brauchen Geld, um weiter zu wachsen, und geben Unternehmen dafür gerne ihr Knowhow weiter. Immerhin brauchen die jungen aufstrebenden Unternehmen im Schnitt 3,3 Millionen Euro, um ihre Idee weiterentwickeln zu können. Gerade jetzt, wo die Corona-Krise vielen Startups Löcher in die Finanzierung reißt, ist der Wille zur Kooperation mit mittelständischen Unternehmen größer denn je. Denn andere Arten der Kapitalbeschaffung, etwa durch einen Börsengang oder Venture Capital, sind wegen strikter Reglementierungen für viele Startups häufig keine Alternative. Gerade einmal jedes fünfte Startup in Deutschland will zukünftig den Schritt auf das Frankfurter Parkett wagen. Viele streben daher lieber eine Kooperation mit KMU an. Letztere können großen Nutzen daraus ziehen. Mittelständler können das digitale Wissen der Startup-Gründer nutzen, Fachkräfte-Lücken besetzen und ihre eigene Marke stärken.
Mittelstand hat wertvolle Erfahrung für Startups
Doch Startups geht es nicht nur ums Geld: Der Wissensaustausch findet auf beiden Seiten statt. Während die jungen aufstrebenden Unternehmen innovative Ideen und ihr Wissen zu Digitalisierung teilen, können sie aus dem reichen Erfahrungsschatz des Mittelstands lernen. Mittelständler sind häufig familiengeführte Unternehmen und Traditionsbetriebe, die nicht in Quartalen, sondern in Generationen denken. Im Vordergrund steht daher nicht übermäßig schnelles, sondern beständiges und nachhaltiges Unternehmenswachstum. Von dieser langfristigen Planung und wirtschaftlichen Verantwortung können nicht nur Großkonzerne, sondern auch aufstrebende kleine Unternehmen lernen.
Während immer mehr Startups die Zusammenarbeit mit dem Mittelstand suchen, zeigt sich ein Teil mittelständischer Unternehmer misstrauisch. Denn nicht selten nehmen KMU die jungen Unternehmen als Konkurrenz und Gefahr für das eigene Geschäft wahr. Dabei sollte der Mittelstand den Unternehmensnachwuchs eher fördern. Schließlich hinken vor allem deutsche mittelständische Unternehmen im internationalen Vergleich bei der Digitalisierung stark hinterher. Eine Zusammenarbeit sollte daher als Chance gesehen werden – nur so kommen KMU und Startups gestärkt aus der Krise.
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Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.