Obwohl der Tod Teil unseres Lebens ist, scheuen die meisten Menschen einen offenen Umgang mit diesem Thema. Das PalliativTeam Frankfurt setzt sich deshalb für „Letzte-Hilfe-Kurse“ ein.
Wir kennen unterschiedliche Formen von Zuwendung – gerade in unserer Branche… Da gibt es die unbedingt rückzahlbare Zuwendung, die bedingt rückzahlbare Zuwendung, die nicht rückzahlbare Zuwendung, zu nennen wären auch Provisionen, Gebühren und sonstige Geldleistungen sowie alle nichtmonetären Vorteile, die unter den Begriff der Zuwendung fallen… Ob so oder so, an eine Leistung ist zumindest im Regelfall eine Bedingung geknüpft, warum in welcher Form das Gegenüber eine „Förderung“ erhält.
Und dann ist da eine ganz andere Form der Zuwendung hervorzuheben, gemeint ist die menschliche Zuwendung. Mir wendet sich jemand zu, ich wende mich jemandem zu, d.h. wir schenken uns Aufmerksamkeit, wir widmen uns dem jeweilig anderen – ganz ohne Bedingungen.
Im Falle einer Krankheit oder im Alter können wir uns glücklich schätzen, wenn es Menschen gibt, die sich uns zuwenden – vielleicht sind wir in einer Phase der „Schwäche“ sogar darauf angewiesen.
Wie schon in unserem vorherigen Artikel im Zusammenwirken mit dem Kinderpalliativteam beschrieben, ist Zuwendung das, was wir am Ende des Lebens alle brauchen. Darauf wollen wir aufsetzen und auf das Kursangebot der „Letzten Hilfe“ aufmerksam machen, weil dieser Kurs vollumfänglich die wichtigen Aspekte bezogen auf das Sterben umfasst, woran wir im Laufe unseres Lebens nicht denken oder auch nicht denken wollen.
Letzte Hilfe
…denn Zuwendung ist das, was wir am Ende des Lebens alle brauchen
Die meisten von Ihnen haben sicher schon einmal einen Erste Hilfe-Kurs besucht, vielleicht für den Führerschein oder aus der Intention heraus, anderen Menschen zu helfen. Doch haben Sie schon einmal einen Letzte Hilfe-Kurs besucht? Da muss sich doch jemand verschrieben haben… immer diese Autokorrektur.
Hinter diesem Titel stehen eine zentrale Idee, eine feste Haltung und eine Vision. Denn ähnlich wie die „Erste Hilfe“ im Notfall helfen will, soll die „Letzte Hilfe“ Menschen dazu zu ermutigen, den Tod als Teil des Lebens zu verstehen und das kleine 1×1 der Sterbebegleitung zu lernen – ganz praktisch und lebensnah.
Erfunden wurden die Letzte Hilfe-Kurse von Dr. med. Georg Bollig mit dem Ziel, das Thema Tod und Sterben wieder zurück in die Gesellschaft zu tragen und Ängste zu nehmen.
Das Kurskonzept ist in vier Module unterteilt:
Im ersten Teil gilt es, sich damit auseinanderzusetzen, dass Sterben ein Teil des Lebens ist und wie wir erkennen, wann sich ein Mensch dem Lebensende nähert.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Themenfeld „Vorsorgen und Entscheiden“ – also mit der konkreten Frage, wie ich selbstbestimmt lebe, auch wenn ich nicht mehr für mich selbst entscheiden kann. Es wird erklärt, was der Unterschied zwischen einer Vorsorgevollmacht und einer Patientenverfügung ist.
Danach werden unterschiedliche Symptome und Beschwerden am Ende des Lebens besprochen und Hilfen beschrieben. Im letzten Modul geht es um das Abschiednehmen. Was ist zu tun, wenn ein Mensch verstorben ist und warum Trauer nicht ein Problem, sondern eine Lösung ist.
Zu jedem dieser Bereiche erhalten die Teilnehmenden in 45 Minuten kompakt eine erste Übersicht über das Themenfeld. Das geschieht interaktiv, mit praktischen Übungen und Raum für Rückfragen. In Gruppen von max. 20 Personen können geschützt Erfahrungen geteilt werden.
Am Thema Tod kommt niemand vorbei
Angeboten werden die Kurse bundesweit seit 2015 von Menschen, die im hospizlichen und palliativen Bereich aktiv sind. Sie dauern insgesamt maximal 4 Stunden. Hieraus hat sich eine aktive Community entwickelt, und es gibt allein in Deutschland bereits über 5.000 Kursleitende.
Das Kurskonzept wird mittlerweile nach dem gleichen Vorbild in über 22 Ländern angeboten. So finden die Kurse zum Beispiel in Kanada genauso statt wie in Litauen. Daran kann man erkennen, wie universell das Thema „Tod und Sterben“ uns Menschen in seiner Ganzheitlichkeit betrifft, unabhängig von Herkunft und Glaube.
Letzte Hilfe-Kurse gibt es auch für Kids und Teenager. Zielgruppe hierbei sind Kinder- und Jugendliche im Alter zwischen 8 und 16 Jahren. Die gleichen Inhalte werden altersgerecht und interaktiv vermittelt. Das Kurskonzept der Letzte Hilfe eignet sich auch gut für Unternehmen und Betriebe und kann zum Beispiel im Zuge der Gesundheitsprävention angeboten werden, denn wir alle sind sterblich.
Einen Letzte Hilfe-Kurs in Ihrer Nähe finden Sie unter www.letztehilfe.info oder in der Region Frankfurt über unser Herzensprojekt, das www.wuerdezentrum.de.