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Unternehmensnachfolgen nehmen wieder zu, bleiben aber herausfordernd

von Holger Clemens Hinz

Die Planung der eigenen Nachfolge bleibt für viele Unternehmer eine ungelöste Frage. Nachdem durch die Pandemie zwischenzeitig andere Themen höher auf der Agenda standen, rücken Unternehmensnachfolgen jetzt wieder in den Vordergrund. Gerade Familienunternehmen stehen vor besonderen Herausforderungen. Dabei ist der klassische Erbfall nur eine Option für die Nachfolgeregelung.

Von Holger Hinz

Noch im vergangenen Jahr sah es so aus, als ob die Corona-Pandemie die Unternehmensnachfolgen längerfristig erschwert. Umsatzrückgänge und sinkende Rentabilität verringerten die Attraktivität der Unternehmen für potenzielle Nachfolger. Entsprechend legten viele Mittelständler ihre Zukunftsplanung auf Eis. Inzwischen hat sich die Situation jedoch gedreht. Denn es hat sich gezeigt, dass nur selten das grundlegende Geschäftsmodell und die langfristigen Erfolgsaussichten durch die Krise angetastet wurden. So wird das Gros der anstehenden Übergaben in diesem Jahr voraussichtlich stattfinden.

190.000 Unternehmensnachfolgen in KMU bis 2026

Derzeit stehen nach aktuellen Schätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn (IfM) in rund 30.000 Familienunternehmen mit insgesamt etwa 480.000 Beschäftigten Übergaben an. Bis 2026 muss sogar in 190.000 Unternehmern die Übernahme geregelt werden. Damit verstärkt sich ein Trend der vergangenen Jahre, in denen die Anzahl der Übergaben bereits gestiegen war. Grund hierfür ist der demografische Wandel, denn mit den geburtenstarken Jahrgängen kommen auch viele Unternehmer ins Rentenalter. Die steigende Zahl an Unternehmensnachfolgen zieht einen höheren Bedarf an Übernehmern nach sich. Dabei dürften auch weiterhin wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen in der Regel keine Schwierigkeiten haben, geeignete Nachfolger zu finden. Unternehmen mit eingeschränkter Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit hingegen werden eher aus dem Markt scheiden.

Drei Viertel suchen Nachfolger in der Familie

Dabei suchen die meisten Unternehmen nicht nur nach einem neuen Chef. Laut EY Family Business Barometer 2022 muss bei knapp zwei Drittel der Fälle auch die Nachfolge im Gesellschafterkreis geregelt werden. Mit drei von vier Familienunternehmen sucht die Mehrheit die Nachfolgerin oder den Nachfolger innerhalb der Familie. 21 Prozent planen die Anstellung eines externen Managers. Lediglich 4 Prozent planen einen Verkauf. Oftmals gestaltet sich die Nachfolge schwierig. Dabei sind weniger geeignete Kandidaten das Problem als vielmehr der bürokratische Aufwand und die anfallende Erbschaftssteuer. Das kann sich negativ auf die Liquidität auswirken. Deswegen sollten Unternehmerinnen und Unternehmer sich frühzeitig Gedanken über die eigene Nachfolge und den Übergabeprozess machen.

Mehrere Optionen für Familienunternehmen

Wenn die eigenen Kinder das Unternehmen nicht übernehmen wollen, gibt es grundsätzlich mehrere Optionen für die Planung der Unternehmensnachfolge, die jeweils mit Vor- und Nachteilen verknüpft sind. Die Überführung in eine Stiftung ist beispielsweise dann eine attraktive Option, wenn der Unternehmer sicherstellen möchte, dass die Firma über einen langen Zeitraum in seinem Sinne weitergeführt wird. Der Verkauf an Mitarbeiter oder Führungskräfte hat auf der anderen Seite den Vorteil, dass sich für Mitarbeiter, Lieferanten, Kunden und Geschäftspartner wenig ändert, und das Unternehmen im Sinne des ehemaligen Inhabers fortgeführt wird.

Eine immer beliebter werdende Option ist der Unternehmensverkauf. Dieser kann über einen Investor oder ein Family Office oder auch in Form eines Management-Buy-Outs erfolgen. Auch der Gang an den Kapitalmarkt kann im Rahmen der Nachfolgeplanung also eine attraktive Möglichkeit sein. Noch beschäftigen sich vergleichsweise wenige Mittelständler mit einem Börsengang – und dies, obwohl mit einem IPO einige nicht zu unterschätzende Vorteile einhergehen.

 

Über den Kapitalmarktblog:

Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.

 

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