Home Konjunktur Unternehmenssteuern: KMU brauchen weniger Komplexität und einfachere Prozesse

Unternehmenssteuern: KMU brauchen weniger Komplexität und einfachere Prozesse

von Carsten Peter

Eine überbordende Bürokratie und zu hohe Steuerlast sind für die meisten kleinen und mittleren Unternehmen die größten Kritikpunkte am gegenwärtigen Steuersystem. Die Komplexität der Abgaben hemmt nicht nur Investitionen, sondern auch Innovationen und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Mit einer digitalen Verwaltung und einer Verschlankung des Steuersystems könnte der Gesetzgeber hier effektiv entgegenwirken und den Mittelstand entlasten.

Von Carsten Peter

Steuern sind einer der wichtigsten Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit eines Wirtschaftsstandorts. Dabei kommt es sowohl auf die Höhe und Art der Steuer an als auch auf die Komplexität des Steuersystems. Werden die Abgaben als zu hoch, unfair oder zu bürokratisch erachtet, so sinkt auch die Attraktivität für Unternehmen, sich in der jeweiligen Wirtschaftsregion niederzulassen. Viele Mittelständler bewerten das Steuermodell in Deutschland deshalb kritisch. Laut einer Studie empfindet der Mittelstand sowohl den steuerlichen Verwaltungsaufwand als auch die Steuerlast als zu hoch. Zudem sind viele KMU der Ansicht, dass der Staat nicht besonders verantwortungsvoll mit den eingenommenen Steuergeldern umgeht.

Steuersystem hemmt Investitionen und Innovationen

Kritik gibt es insbesondere an der Höhe der steuerlichen Abgaben. Im Schnitt schätzen mittelständische Unternehmen die Unternehmenssteuerlast auf rund 36 Prozent ein. Der Wert, den sie für angemessen halten, liegt jedoch deutlich darunter – im Schnitt bei rund 23 Prozent. Die Sorge dahinter: die als zu hoch empfundene Steuerlast könnte auf Dauer die Investitionsbereitschaft hemmen. Das hätte dann wiederum Auswirkungen auf Innovationen, Ausbildungsplätze und die Wettbewerbsfähigkeit. Hinzu kommt, dass besonders in Krisenzeiten – wie etwa zur Corona-Pandemie – Investitionen besonders wichtig sind, um die Wirtschaftslage zu stabilisieren.

Werden Investitionen gehemmt, kann sich das vor allem negativ auf die unternehmerische Innovationstätigkeit auswirken. Dadurch sinkt langfristig die Wettbewerbsfähigkeit. Denn wer zur Innovations-Elite gehören möchte, darf nicht vor Experimenten und einer eigenen Forschungsabteilung zurückschrecken. Immerhin investieren besonders innovative Unternehmen mehr als ein Drittel ihrer Arbeitszeit in innovationsbezogene Projekte. Für KMU lohnt es sich daher, zumindest einen Teil ihres Umsatzes in die betriebsinterne Forschung zu setzen. Denn Innovatoren können ihre jährliche Nettorendite im Schnitt gegenüber weniger innovativen Unternehmen deutlich steigern.

KMU sind unzufrieden mit zu viel Bürokratie

Laut der Studie werden Investitionen vor allem durch die Komplexität des deutschen Steuersystems gehemmt. Bereits auf der Höhe der Corona-Krise hat sich gezeigt, dass die Bürokratie zum großen Investitionshemmnis werden kann. So kamen wichtige Hilfsgelder viel zu spät bei den Unternehmen an, die Beantragung der Hilfen wurde immer wieder kritisiert und vom Mittelstand als zu komplex empfunden.

Selbiges gilt auch für die Unternehmenssteuern: So ist der steuerliche Verwaltungsprozess für 90 Prozent der Betriebe eine deutliche Belastung im Unternehmensalltag. Im Durchschnitt machen Prozesse wie Nachweis- und Dokumentationspflichten sowie die Berechnung und Abführung der Lohnsteuer rund ein Drittel des gesamten Bürokratieaufwandes für Unternehmen aus. Es ist daher kein Wunder, dass rund 80 Prozent der befragten Mittelständler die Komplexität des Steuersystems für unnötig erachten.

Gesetzgeber muss für weniger Komplexität im Steuersystem sorgen

Die große Frage – die vor allem nach der Bundestagwahl eine dringende Rolle spielen sollte – ist daher, wie sich die Komplexität des Steuersystems für Unternehmen abbauen lässt. Denn hier ist der Gesetzgeber gefragt. Beim Bürokratieabbau braucht es effektiv schnellere Betriebsprüfungen, kürzere Aufbewahrungsfristen und realitätsnahe Anzeige- und Berichtspflichten. Zudem müssen auch digitale Anwendungen konsequent genutzt werden, zum Beispiel durch maschinenlesbare Gewerbesteuerbescheide. Hierbei muss es vor allem zu einem Ausbau der digitalen Verwaltung und E-Government-Lösungen kommen. Denn nur so lassen sich viele Verwaltungsprozesse einsparen und Bürokratie abbauen.

Zudem sollte durch eine Vereinfachung der Tax Compliance die Rechtssicherheit für Unternehmen sichergestellt werden. Steuerliche Regelungen, beispielsweise bei der Einkommenssteuer, müssen transparenter und einfacher werden, damit es vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen möglich bleibt, ihren steuerlichen Pflichten nachzukommen.

 

 

Über den Kapitalmarktblog:

Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.

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