Kleine Unternehmen arbeiten anders als Großkonzerne. Spezialwissen, enger Kundenkontakt und ein konservatives Risikobewusstsein sind Erfolgsgaranten für viele Betriebe. Auch fürs Portfolio können KMU ein Gewinn sein.
Das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – kaum ein Bericht kommt ohne diesen Beinamen aus, der den Wert kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) für unsere Volkswirtschaft so bildhaft beschreibt. Die Kennzahlen bestätigen, dass der Name nicht von ungefähr kommt. 99,5 Prozent aller Unternehmen in Deutschland zählten 2017 laut Angaben des Instituts für Mittelstandsforschung zu den KMU. Gemeinsam erwirtschafteten sie 35 Prozent des gesamten Umsatzes in Deutschland und steuerten weit mehr als die Hälfte der gesamten Nettowertschöpfung aller Unternehmen bei.
Meister ihres Faches
In keinem anderen Land tummeln sich so viele Weltmarktführer. Allerdings kennt sie kaum jemand. Mehr als die Hälfte dieser „Hidden Champions“ weltweit stammen aus der Bundesrepublik. Sie sind unter anderem Experten im Maschinenbau, in der Elektronik, Medizintechnik und Chemie. Zu ihren größten Stärken zählen Spezialisierung und der enge Austausch mit den Kunden. So haben sich erfolgreiche Mittelständler zu wahren Meistern ihres Faches entwickelt. Sie bauen Orgeln von Weltklasse, produzieren Fruchtgummis mit Vitaminen und Premiumleder für die Automobilindustrie.
Der Mittelstand, insbesondere familiengeführte Unternehmen, arbeitet nah am Kunden und versorgt sich dort mit Inspirationen. Vom Vertriebsmitarbeiter bis zum Top-Manager pflegt ein deutlich größerer Anteil der Belegschaft regelmäßig den Kontakt zum Kunden als dies bei Großkonzernen der Fall ist.
Optimistisch in die Zukunft
Obwohl sich aktuell überwiegend pessimistische Konjunkturerwartungen abzeichnen, blickt man im Mittelstand ungebrochen positiv in die Zukunft. Laut dem Mittelstandsbarometer der Unternehmensberatung EY sind knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen mit der aktuellen Auftragslage zufrieden. Mehr als die Hälfte geht davon aus, dass sich ihre Lage weiterhin verbessern wird. Der Fachkräftemangel und schwankende, beziehungsweise zu hohe Rohstoffpreise machen den Betrieben aber zu schaffen.
Wie Anleger vom Erfolg des Mittelstands profitieren
Gerade in Zeiten schwächerer Konjunkturaussichten und schwankender Märkte bieten KMU, insbesondere Familienunternehmen, eine verlässliche Investitionsbasis. Der Betrieb macht in der Regel einen beträchtlichen Anteil des eigenen Vermögens aus. Das führt dazu, dass die Geschäftsführung mit Risiken bewusster umgeht als Manager in Großkonzernen, die in fünf Jahren vielleicht schon bei der Konkurrenz anheuern.
Familienbetriebe planen über Generationen, nicht nur über Quartale. Diese langfristige Ausrichtung führt zu stabileren und höheren Erträgen, was sich in verschiedenen Indizes abzeichnet. Der German Entrepreneurial Index (GEX) etwa, bildet die Performance eigentümergeführter deutscher Unternehmen ab, bei denen Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder zwischen 25 und 75 Prozent der Stammaktien halten. Auf längere Sicht konnte sich der GEX im Vergleich zum DAX besser entwickeln: Um mehr als 100 Prozent legte der GEX in den vergangenen fünf Jahren (Stand: 10.10.2019) zu. Im selben Zeitraum schaffte der DAX lediglich ein Plus von 38 Prozent.
Schwächephasen am Markt bezahlen die kleineren Unternehmen allerdings auch mit einer kräftigeren Renditeeinbuße. Während der SDAX, der die 70 wertvollsten Small-Caps listet, über fünf, zehn und 20 Jahre klar die Nase vorn hat gegenüber dem Leitindex DAX, lag er im Ein-Jahres-Vergleich deutlich zurück. Ein Investment in KMU ist daher eher etwas für Anleger mit langem Atem, die sich von zwischenzeitlichen Kursrückschlägen nicht verunsichern lassen. Dann aber können sie ihre Stärken im Portfolio ausspielen.
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Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.