Home Gastbeiträge Arbeitgeberattraktivität: Mitarbeiter gewinnen und binden mit betrieblicher Altersvorsorge

Arbeitgeberattraktivität: Mitarbeiter gewinnen und binden mit betrieblicher Altersvorsorge

von Lieselotte Hasselhoff

Der vielzitierte Fachkräftemangel ist nicht in allen Regionen und Branchen sichtbar. Aber die demografische Entwicklung in den kommenden Jahren wird ihn verstärken. Wie können Arbeitgeber qualifizierte Mitarbeiter gewinnen und vor allem langfristig an sich binden? Mitarbeiter-Benefits lautet die, ebenso vielzitierte, Antwort. Nicht jeder Benefit steht jedoch bei den Beschäftigten gleich hoch im Kurs – oder kann so ohne weiteres von mittelständischen Arbeitgebern umgesetzt werden. Auf der Wunschliste der Arbeitnehmer finden sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die betriebliche Altersvorsorge (bAV) als weiteres Standbein zur finanziellen Absicherung im Alter ganz oben, weit vor dem Firmenwagen oder Fitnessangeboten. Vorteile bringt die bAV nicht nur den Arbeitnehmern, auch für Arbeitgeber ist sie beim Wettbewerb um die besten Bewerber ein wesentliches Instrument, Stichwort Employer Branding. Ein Gastbeitrag von Michael Hoppstädter Geschäftsführer Kundenbetreuung, Beratung und Vertrieb bei der Longial GmbH.

„Die Rente ist sicher“, war sich einst Norbert Blüm, Bundesarbeitsminister von 1982 – 1998, sicher. Sein Versprechen wurde später häufig diskutiert, wenn es um die Zukunftsfähigkeit der Rente ging. Auch die aktuelle Bundesregierung hat sich zum Thema festgelegt: Das Rentenniveau soll nicht unter 48 Prozent sinken, der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung nicht über 20 Prozent steigen und das Renteneintrittsalter nicht über das 67. Lebensjahr hinaus erhöht werden. Das Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften (IFA) in Ulm sieht das kritisch und hat in seinen aktuellen „Thesen zur Zukunft der Altersvorsorge in Deutschland“ dargelegt, dass das Rentensystem dauerhaft nicht finanzierbar ist, wenn die drei oben genannten „Stellschrauben“ der Rentenpolitik für tabu erklärt werden.

Besser versorgt mit betrieblicher Altersvorsorge

Die Notwendigkeit zusätzlich für das Alter vorzusorgen ist also wichtiger denn je – für heutige Arbeitnehmer und insbesondere für die junge Generation. Das Bewusstsein dafür ist in der Gesellschaft längst angekommen, wie das Global Benefits Attitudes Survey 2019/2020 zeigt: Demnach befürchten 67 Prozent der befragten Arbeitnehmer, dass ihre Generation im Ruhestand wesentlich schlechter gestellt sein wird als die Generation ihrer Eltern. 45 Prozent der Befragten schätzen die betriebliche Altersversorgung als wichtiges, zusätzliches Instrument zur Alterssicherung. 52 Prozent der befragten Arbeitnehmer attestieren der bAV obendrein ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als privaten Lösungen. Dass sie damit richtig liegen unterstreicht eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die Sorge im Alter nicht ausreichend abgesichert zu sein, bereitet vielen Menschen Sorge – eine Sorge, die die bAV nehmen kann, so das Ergebnis der Studie.

Benefit bAV für Mitarbeitergewinnung

Bei der Antwort auf die Unsicherheit bei der Altersvorsorge kommt Arbeitgebern eine Schlüsselposition zu, denn 72 Prozent der Befragten des Global Benefits Attitudes Survey 2019/2020 ist es besonders wichtig, dass der Arbeitgeber eine aktive Rolle beim Angebot einer bAV übernimmt. Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern eine attraktive und bedarfsgerechte bAV anbieten, punkten demnach bei der Mitarbeitergewinnung. So gibt fast die Hälfte der Befragten an, dass das bAV-Angebot des Unternehmens ein wichtiger Grund war, warum sie sich für ein Unternehmen entschieden haben. Das bestätigt auch die Job-Studie der Jobbörse stepstone: Mehr als 40 Prozent der unter 30-Jährigen haben die bAV als einen der drei wichtigsten Faktoren für die Wahl eines Arbeitgebers genannt, bei den 40 bis 50-Jährigen waren es schon mehr als 52 Prozent.

Benefit bAV für Mitarbeiterbindung

Mit betrieblicher Altersvorsorge überzeugen Arbeitgeber aber nicht nur bei der Gewinnung, sondern auch bei der langfristigen Bindung von Mitarbeitern. Auch wenn die sogenannten Unverfallbarkeitsfristen – also die Zeit, die ein Mitarbeiter im Unternehmen bleiben muss, um eine unverfallbare Anwartschaft nach dem Ausscheiden zu behalten – in den letzten Jahren deutlich auf nunmehr drei Jahre abgesenkt wurde, fühlen sich zwei Drittel der Arbeitnehmer, die in den Genuss einer bedarfsgerechten bAV-Lösung kommen, ihrem jeweiligen Arbeitgeber stärker zugehörig. Und sie bezeichnen gemäß Global Benefits Attitudes Survey 2019/2020 die bAV als relevanten Grund beim Arbeitgeber zu bleiben. Für 70 Prozent der befragten Arbeitnehmer ist eine gute bAV ein Argument, stolz darauf zu sein, für ihren Arbeitgeber zu arbeiten, 73 Prozent empfehlen den Arbeitgeber weiter und 77 Prozent legen sich sogar mehr als gewöhnlich für das Unternehmen ins Zeug, wenn das Unternehmen eine bedarfsgerechte bAV vorhält, so das Ergebnis der Umfrage.

Einfach in der Einführung, effizient in der Praxis

Die bAV hat darüber hinaus den Vorteil, dass sie von jedem Arbeitgeber problemlos eingeführt werden kann, egal ob Kleinunternehmen mit nur einer Handvoll Beschäftigter oder mittelständisches Unternehmen mit mehreren 100 Mitarbeitern. Für jedes Unternehmen gibt es die passgenaue Lösung, also den richtigen Durchführungsweg. Die unkomplizierte Direktversicherung oder der innovative Pensionsfonds können bis acht Prozent der Beitragsbemessungsgrenze zur gesetzlichen Rentenversicherung steuerfrei dotiert werden, bis zu vier Prozent der BBG sind auch von Beiträgen zur Sozialversicherung befreit. Die Unterstützungskasse kann unbegrenzt steuerfrei dotiert werden und bietet für Führungskräfte und Spitzenverdiener damit zusätzliche Möglichkeiten. Die Direktzusage, der flexibelste und facettenreichste Durchführungsweg der bAV, bietet als wertpapiergebundene Versorgungszusage ausgestaltet hohe Ertragschancen bei geringem Aufwand und ohne bilanzielle Lasten.

Matching-Modell matcht

Eine bedarfsgerechte bAV, die die genannten Effekte auf Gewinnung, Bindung und Motivation von Mitarbeitern auslöst, besteht nicht nur aus der Möglichkeit zur Entgeltumwandlung und gesetzlich verpflichtendem Arbeitgeberzuschuss wegen ersparter Sozialversicherungsbeiträge. Als bedarfsgerecht empfinden viele Arbeitnehmer eine bAV, die als „Matching contribution“ ausgelegt ist, das heißt sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer leisten Beiträge. Dabei sind der Phantasie in der Ausgestaltung kaum Grenzen gesetzt und Matching contribution kann auch in allen Durchführungswegen umgesetzt werden.

Mögliche Beispiele im Überblick:

  • Nur wenn der Arbeitnehmer mindestens 50 Euro Entgeltumwandlung im Monat vornimmt, zahlt der Arbeitgeber einen zusätzlichen Beitrag von 50 Euro.
  • Nimmt der Arbeitnehmer eine Entgeltumwandlung von mindestens 50 Euro monatlich vor, zahlt der Arbeitgeber den gleichen Betrag, maximal aber 200 Euro pro Monat.
  • Der Arbeitgeberbeitrag beträgt 500 Euro pro Jahr für alle Arbeitnehmer mit mindestens zwei Jahren Betriebszugehörigkeit. Betreibt der Arbeitnehmer eine Entgeltumwandlung von 50 Euro monatlich, zahlt der Arbeitgeber den gleichen Betrag als Aufbaustufe zusätzlich zum Sockelbetrag, maximal aber einen Betrag von X Euro.
  • Die hohe Kunst des „Matching contribution“ ist die Verknüpfung des betrieblichen Versorgungswerks mit den Unternehmenszielen. Neben Entgeltumwandlung, Arbeitgebersockelbetrag und gegebenenfalls Aufbaustufe, kann zum Beispiel eine zusätzliche Bonusstufe an das Erreichen von bestimmten Unternehmenszielen geknüpft werden.

Weniger Kosten und mehr Akzeptanz mit digitaler Kommunikation

Betriebliche Altersvorsorge braucht auch eine effektive unternehmensinterne Kommunikation, „tue Gutes und sprich darüber“. Wie diese aussehen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Bereitstellung aller bAV-relevanten Informationen auf einem unternehmenseigenen Onlineportal ist heute unverzichtbar und schafft für Arbeitnehmer eine transparente und verständliche Übersicht ihrer persönlichen bAV. Dadurch sinken personalaufwendige Supportanfragen, während die Akzeptanz des bAV-Systems steigt.

Zukunftspotenzial bAV

Die bAV hat das Potenzial zum Game Changer. Richtig ausgestaltet ist sie eine Win-win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.


Michael Hoppstädter verantwortet bei der Longial GmbH den Geschäftsbereich Kundenbetreuung, Beratung und Vertrieb. Gemeinsam mit seinem Team betreut er die rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Aspekte der betrieblichen Altersversorgung sowie die daraus resultierenden Gestaltungs- und Finanzierungsfragen. Er ist der Ansprechpartner für Fragen internationaler betrieblicher Versorgungssysteme insbesondere im Rahmen des International Benefits Network (IBN). Der Betriebswirt für betriebliche Altersversorgung ist als Dozent | Referent u.a. für die Campus Institut AG im Studium Betriebswirt bAV (FH), die Deutsche Makler Akademie und weitere mehr tätig. www.longial.de

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