Robotik, 5G und Smart-Factory: Dank vernetzter Maschinen sollen mit Anwendungen der Industrie 4.0 Fertigungsprozesse komplett automatisiert ablaufen. Und obwohl viele KMU ihre Investitionen erhöhen und sich bereits auf einzelne Digitalisierungsvorhaben konzentrieren, fehlt häufig noch ein ganzheitlicher strategischer Ansatz.
Viele Mittelständler schauen trotz der neuerlichen Botschaften vom wirtschaftlichen Aufschwung derzeit etwas missmutig in die Zukunft. Noch immer lassen sich die langfristigen Folgen der Corona-Krise nur schwer abschätzen. Schwierigkeiten bei den Lieferketten und der Fachkräftemangel machen KMU weiterhin Schwierigkeiten. Und als wäre das nicht genug, kommen auch noch die Digitalisierung und die Herausforderungen der Industrie 4.0 auf den Mittelstand zu. Doch wo Herausforderungen liegen, dort warten auch Chancen: Mittelständler, die die neuen Technologien der Industrie 4.0 klug nutzen, können sich Wettbewerbsvorteile sichern.
Automatisierte effiziente Produktion in der Smart Factory
Die Industrie 4.0 steht für die vierte industrielle Revolution. Im Mittelpunkt steht dabei die Vernetzung der Maschinen und maschinellen Anlagen. Die Herausforderungen liegen hierbei in der ganzheitlichen Vernetzung der Industrieanlagen, Einbindung neuer Technologien, der Auswertung vollumfassender Datensätze als auch die Weiterbildung der Mitarbeiter. Das Endziel der Industrie 4.0 ist die Smart Factory: Produkte werden dann nicht mehr von Menschenhand fertiggestellt. Für die Produktion sind stattdessen miteinander vernetzte Maschinen und Roboter zuständig. Produktionsprozesse werden von Künstlichen Intelligenzen überwacht und kontinuierlich angepasst.
Für viele Industrieunternehmen wird daher der neue Funkstandard 5G bei der Digitalisierung unerlässlich sein. Denn mit dem neuen Netz lassen sich alle technischen Geräte – Sensoren, Maschinen und Roboter – miteinander verbinden. Auch riesige Datenmengen können dann verzögerungsfrei untereinander hin und her gesendet werden. Ziel ist es letztlich, alle Aufgaben und Prozesse zu automatisieren, so dass Mitarbeiter nur noch in Ausnahmefällen eingreifen müssen. Ein Großteil der menschlichen Arbeit wird sich dann nur noch auf die Weiterentwicklung von Projekten, die Implementierung neuer Technologien in den Produktionskreislauf und die Evaluation von Big Data konzentrieren.
Industrie 4.0 kommt in vielen Betrieben bereits an
Bis ausgeklügelte Smart Factories Realität sind, wird jedoch noch einige Zeit vergehen. Das bedeutet aber nicht, dass Mittelständler sich jetzt zurücklehnen sollten. Denn viele Betriebe im Mittelstand haben die Herausforderung erkannt und setzen die innovativen Verfahren zumindest in Teilen der Produktion um. Immer mehr Unternehmen setzen auf KIs zur Big Data-Analyse, stellen auf automatisierte Produktion um und digitalisieren ihre Prozesse. Diese Entwicklung zeigt aber auch ein allgemeines Problem: Viele Anwendungsfälle der Industrie 4.0 sind auf einzelne Bereiche zugeschnitten. Sie folgen keinem ganzheitlichen strategischen Ansatz, der aber das Ziel der vierten industriellen Revolution darstellt.
Aus einer Studie zur mittelständischen Entwicklung der Industrie 4.0 geht hervor, dass viele der notwendigen Digitalisierungs-Projekte im Mittelstand noch in einer frühen Phase stecken. 40 Prozent der Projekte existieren nur als Idee, 25 Prozent sind noch in Planung. Die Zurückhaltung der Unternehmen ist vor allem darauf zurückzuführen, dass viele Führungskräfte die Profitabilität der Digitalisierungsmaßnahmen anzweifeln. Konkrete Anwendungsfälle gibt es bei KMU bislang vor allem im Bereich Big Data, Automatisierung und Robotik.
Investitionen fließen in Prozessoptimierung
Laut der Studie wollen immer mehr Unternehmen die Investitionen in Anwendungen der Industrie 4.0 erhöhen. Demnach planen 70 Prozent eine Steigerung ihrer Investitionen, im Schnitt sind 20 bis 30 Prozent des gesamten Budgets für die Digitalisierung vorgesehen. Geld soll vor allem in die Prozessoptimierung als auch in die Kostensenkung fließen.
Bei der Finanzierung ist auch die Hilfe der Bundesregierung gefragt. Denn Unternehmen stehen bei der vollumfänglichen Digitalisierung und Automatisierung ihrer Produktionsprozesse vor einer Mammutaufgabe. Wichtig ist es daher, Finanzierungshilfen wie den zehn Milliarden Euro schweren Zukunftsfonds weiter auszubauen und den Zugang zu den Fördermitteln zu erleichtern. Zuletzt klagten Mittelständler immer wieder, dass Digitalisierungs-Initiativen wie „Digital Jetzt“ unbürokratischer werden müssen.
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