Home MittelstandGewerbeimmobilien gefragt wie selten – so gehen KMU damit um

Gewerbeimmobilien gefragt wie selten – so gehen KMU damit um

von Holger Clemens Hinz

Nicht nur bei Wohnimmobilien dreht sich die Preisspirale. Auch die Preise für Gewerbeimmobilien eilen von Rekord zu Rekord. Wie mittelständische Unternehmen damit umgehen können.

Für private Immobilienkäufer begann das Jahr mit schlechten Nachrichten: Wie das Hamburger Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung (Gewos) vermeldete, setzte sich der Preisanstieg bei Wohnimmobilien im dritten Quartal 2019 fort und dürfte auch 2020 anhalten. Neben großen Ballungszentren ziehen die Preise auch in Mittelzentren immer weiter an. Die nach wie vor stabile Konjunktur und die ausgelasteten Kapazitäten in der Bauwirtschaft sprechen dafür, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Auch für Unternehmen ist die Situation schwierig. Wie die Industrie- und Handelskammern von München und Oberbayern, Schwaben und Niederbayern im Dezember berichteten, sorgen vor allem der dynamische Büromarkt, die gestiegene Kaufkraft in mehreren Regionen und das Wachstum im verarbeitenden Gewerbe und auch in der Logistik für steigende Preise bei Gewerbeimmobilien.

Transaktionsvolumen für Gewerbeimmobilien klettert 2019 um 9 Prozent

Anders als Wohnimmobilien ist der Markt für Gewerbeimmobilien weniger stark reguliert. Hier sorgen Angebot und Nachfrage noch unmittelbarer als bei Wohnungen und Häusern für Preisbewegungen. Das vergangene Jahr war für Investoren rund um Gewerbeimmobilien ein rosiges. Wie der Immobiliendienstleister Savills meldet, kletterte das Transaktionsvolumen bei Gewerbeimmobilien in ganz Deutschland 2019 um 9 Prozent auf 70,8 Milliarden Euro. Für 2020 und darüber hinaus sind die Marktkenner optimistisch, dass der Trend anhalten wird. Was für Unternehmen aus der Immobilienwirtschaft gute Bedingungen sind, kann für Mittelständler schnell zu einem Problem werden.

Flexibilität für ein gutes Arbeitsklima

Gute Geschäfte und eine wachsende Anzahl an Mitarbeitern machen nicht selten die Suche nach neuen Räumen nötig. Um Mitarbeiter und Kunden nicht zu irritieren, sollten diese neuen Räumlichkeiten verkehrsgünstig gelegen und repräsentativ sein. Gerade in großen Ballungszentren stoßen Unternehmen bei der Suche nach neuen Büro- oder Fertigungsimmobilien aber schnell an ihre Grenzen. Klar ist angesichts der Enge auf dem Immobilienmarkt, dass neue Objekte – ob zur Miete oder zum Kauf – mit Weitsicht ausgewählt werden sollten.

Die Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR) geben vor, wie viel Platz Unternehmen für ihre Mitarbeiter einkalkulieren sollten. Für ein Büro für ein bis zwei Personen sollten es mindestens 8 bis 10 qm sein. In Gruppenbüros ab drei Personen gilt die Richtgröße von 10 bis 12 qm je Arbeitsplatz, bei Großraumbüros sogar ein wenig mehr. KMU, die Investitionen planen und neue Mitarbeiter einstellen möchten, sollten ihre Expansionspläne daher schon bei der Suche nach Immobilien berücksichtigen.

Zusätzlich gilt es zu bedenken, dass die Richtlinien der ASR durchaus auch übertroffen werden können. Um Mitarbeitern einen angenehmen Arbeitsalltag zu ermöglichen, darf der Arbeitsplatz gerne großzügiger bemessen sein. Doch auch mehr Flexibilität kann den Arbeitsplatz attraktiver machen. So können Unternehmen ihren Angestellten die Arbeit im Homeoffice ermöglichen oder für bestimmte Tätigkeiten spezielle Rückzugsräume schaffen. Steht beispielsweise ein Raum für Telefonkonferenzen oder konzentriertes Arbeiten zur Verfügung, in den notfalls ausgewichen werden kann, werden Mitarbeiter gepaart mit einer großzügigen Homeoffice-Regelung eher akzeptieren, im Großraumbüro zu arbeiten.

KMU sollten lokale Märkte im Blick haben

Neben dem flexiblen Umgang mit der Situation auf dem Immobilienmarkt bleibt Weitsicht für Unternehmen der entscheidende Faktor. Sorgsam geplant, kann der Umzug in neue Räumlichkeiten gelingen, bevor der Platzmangel das Arbeitsklima belastet. Wie auch bei Fragen rund um Nachfolge oder Unternehmensfinanzierung gilt auch hier das Credo, dass KMU den Markt im Idealfall kontinuierlich im Blick haben sollten.

 

 

Über den Kapitalmarktblog:

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