Home FinanzierungLiquidität nach der Krise: Klassische Kredite sind für viele Mittelständler kaum noch eine Option

Liquidität nach der Krise: Klassische Kredite sind für viele Mittelständler kaum noch eine Option

von Thomas Kaufmann

Der Mittelstand bereitet sich auf die Zeit nach der Pandemie vor. Vielen fehlt jedoch das nötige Kapital, um richtig durchzustarten. Ganz im Gegenteil ist die Wachstumsperspektive zahlreicher KMU durch geringe Eigenkapitalquoten stark gehemmt. Das wirkt sich nicht nur negativ auf das operative Geschäft aus, sondern auch auf die Kreditwürdigkeit. Bankenkredite sind für viele Mittelständler nach der Krise daher nicht die erste Option. Stattdessen sollten sie alternative Finanzierungsquellen in den Blick nehmen.

Von Thomas Kaufmann

Der Mittelstand ist durch die Corona-Krise nach wie vor finanziell stark belastet. Gastronomen dürfen zwar wieder ihre Türen öffnen, doch kochen die meisten im Vergleich zum Vorkrisenniveau immer noch auf Sparflamme. Auch Hoteliers klagen – trotz Sommerferien – über zahlreiche unbelegte Betten. Ohnehin kann ein großer Teil des Handels und der Industrie nicht auf Vorkrisen-Niveau wirtschaften, da Rohstoffe weiterhin knapp und globale Lieferketten massiv gestört sind. Der Aufschwung, den sich viele Unternehmer nach dem Lockdown im Frühjahr gewünscht haben, bleibt derzeit aus.

Zwar verlängert die Bundesregierung kontinuierlich die Überbrückungshilfen, doch viele Mittelständler rechnen damit, dass sie die Eigenkapitalquote aus dem Vorkrisen-Niveau nicht erreichen werden. Viele Mittelständler klagen daher noch immer über weitreichende Liquiditätsengpässe. Und: Fast die Hälfte der Unternehmen (47 Prozent) rechnet damit, dass die Folgen der Krise sie noch lange Zeit begleiten werden. Eine breit aufgestellte und weitestgehend unabhängige Finanzierung ist dabei eines der wichtigsten Kriterien, um eine langfristige Wachstumsperspektive zu realisieren. Für Mittelständler ist es daher wichtig, jetzt nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten Ausschau zu halten, um nach der Krise durchstarten zu können.

Fehlendes Kapital belastet das operative Geschäft stark

Eine schlechte Liquidität kann schnell zu wirtschaftlichen Nachteilen führen. So werden Produktneuerungen und Innovationen nach hinten verschoben oder ganz ausgesetzt. Zudem werden häufig keine neuen Mitarbeiter eingestellt und Angestellte werden seltener fortgebildet. Einige Unternehmen fahren die Produktion auf das Notwendigste runter. Doch diese Einsparungen sind gerade nach der Krise fatal, da Unternehmen durch Mangel an Investitionen schnell den Anschluss verlieren. Wenn die Lieferketten reibungsloser laufen und die Pandemie zunehmend im Griff ist, müssen mittelständische Unternehmen investieren, um vom allgemeinen Wachstum zu profitieren. Nur so kann gewährleistet sein, dass KMU nach der Krise schnell auf die Beine kommen und wieder wettbewerbsfähiger werden. Denn größere Unternehmen und Konzerne sind dank schneller staatlicher Unterstützung meist deutlich besser durch die Krise gekommen und haben so einen Vorsprung gegenüber dem Mittelstand.

Liquidität sichert Investitionen und Wachstum

Eine gesicherte Liquidität ist auch aus langfristiger Finanzierungsperspektive wichtig. Fehlt es an Rücklagen, weil das operative Geschäft zurückgeht, müssen Unternehmen mit einer schlechteren Bewertung ihrer Bonität rechnen. Banken vergeben dann nur noch Kredite zu verschärften Konditionen. Das hat dann negative Auswirkungen auf Zinsen, Anforderungen, Kreditlaufzeiten und Tilgungsraten. KMU, die finanziell schlecht aufgestellt sind, geraten dann schnell in einen Teufelskreislauf: Das Geld ist knapp, die Konditionen verschlechtern sich, Investitionen werden zurückgefahren, das operative Geschäft wird noch weiter belastet. Mit der Zeit gibt es für Unternehmer immer weniger Handlungsspielräume. Die können jedoch erweitert werden, wenn eine breit aufgestellte Finanzierung aus verschiedenen Quellen zur Verfügung steht.

Anleihen und ein IPO sind Alternativen zum Bankkredit

So kann sich etwa ein IPO (Initial Public Offering) für Mittelständler bezahlt machen. Denn trotz des herausfordernden Umfelds sollten mittelständische Unternehmen die Börse nicht aus den Augen verlieren: So sind börsennotierte Unternehmen unter anderem unabhängiger, da sich keine mächtigen Gesellschafter in das operative Geschäft einmischen. Zudem steigert der Schritt auf das Börsenparkett in der Regel die Bewertung des Unternehmens und sorgt für positive Publicity.

Aufgrund der derzeitigen Niedrigzinspolitik sind für Anleger aber nicht nur die Börse, sondern auch Unternehmensanleihen eine attraktive Investmentmöglichkeit. Sie bieten eine feste Laufzeit und eine fixe Verzinsung. Für das Unternehmen, das sich über Anleihen finanziert, ergeben sich mehrere Vorteile: Es bezahlt der Bank, die das so genannte Initial Bond Offering (IBO) begleitet, keine Zinsen, sondern Gebühren. Die beauftragte Bank fungiert als Dienstleister, steht mit Rat und Tat zur Seite und koordiniert dabei den gesamten Prozess: von der Überprüfung des Unternehmens über die Bewerbung und Vermarktung bis zur finalen Platzierung der Anleihe.

 

Über den Kapitalmarktblog:

Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.

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