Die Corona-Pandemie hält die Börse immer noch in Atem. Doch der deutsche Aktienmarkt ist auf einem guten Weg, sich wieder zu stabilisieren. Das ist nicht nur für Investoren auf der Suche nach stabiler Rendite eine gute Nachricht, sondern auch für Mittelständler mit Finanzierungsbedarf.
Noch geht es an der Börse weiterhin recht turbulent zu, doch bei weitem nicht mehr so wild wie zu Beginn der Corona-Krise. Dass sich die Lage langsam aber sicher wieder ein wenig entspannt, signalisiert auch der Volatilitäts-Index VDAX. Während das Schwankungsbarometer Mitte März auf über 85 Punkte kletterte, weist der Index nun Werte um die 30-Punkte-Marke auf.
Erstes IPO 2020 ist ein voller Erfolg
Der Datenbank-Anbieter Exasol bestätigt ebenfalls, dass die Börse langsam aber sicher in den Vorkrisen-Modus zurückkehrt. Grund: Das mittelständische Unternehmen aus Nürnberg hat vor wenigen Tagen den Schritt auf das Börsenparkett gewagt. Dass das erste IPO 2020 (Initial Public Offering) überaus erfolgreich über die Bühne ging, steht außer Frage. Schließlich machten die Aktien des im Wachstumssegment Scale gelisteten Unternehmens am ersten Handelstag gut 13 Prozent an Boden gut. Der gelungene Börsengang zeigt auch: Nicht allen Unternehmen hat die Corona-Krise zu schaffen gemacht. Vor allem einige Technologieunternehmen wie etwa der Videotelefonie-Anbieter Zoom, die 2019 an die Börse gegangene TeamViewer AG oder eben der Datenbank-Spezialist Exasol haben die Corona-Pandemie bisher vergleichsweise gut überstanden.
Zweiter Börsengang kann sich ebenfalls sehen lassen
Es ist aber nicht so, dass ein IPO derzeit ausschließlich für Technologieunternehmen eine attraktive Finanzierungsalternative ist. Dies zeigt auch das Beispiel JDE Peet´s: So hat die zum Familienimperium Reimann gehörende Kaffee-Holding an der Euronext in Amsterdam jüngst einen erfolgreichen Börsengang gefeiert.
Zwar hält die Corona-Pandemie die Börse und somit auch den IPO-Markt weiterhin in Atem, doch langsam kehrt mehr und mehr Ruhe ein. Und: Es bleibt zu hoffen, dass die beiden Börsengänge zum Vorreiter für die Wiedereröffnung des IPO-Marktes werden. Das wäre nicht nur für Investoren eine gute Nachricht, sind attraktive Anlagealternativen zu Aktien doch nach wie vor rar. Auch für mittelständische Unternehmen ist und bleibt die Börse eine wichtige und attraktive Finanzierungsquelle.
IPO: Unabhängigkeit und positive Publicity
So sind börsennotierte KMU unabhängiger, da keine mächtigen Gesellschafter beim operativen Geschäft reinreden. Zudem steigert der Schritt auf das Börsenparkett in der Regel die Bewertung des Unternehmens und sorgt für positive Publicity. Hinzu kommt, dass Mittelständler mit einem Gang auf das Börsenparkett auch ihre Verhandlungsposition bei der Bank deutlich erhöhen. Dies ist vor allem aufgrund der Finalisierung von Basel III und der Umsetzung von Basel IV ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Bei all den Vorteilen sollte jedoch nicht vergessen werden, dass ein IPO kein Selbstläufer ist und vor allem in der Planungsphase administrativen Aufwand mit sich bringt. So haben Unternehmen, die an der Börse notiert sind, höhere Anforderungen in den Bereichen Transparenz und Finanzkommunikation zu erfüllen. Diese Hürden kosten Unternehmen nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Finanzielle Aufwendungen etwa für den Aufsichtsrat und die an der Börse geforderten Transparenz- und Meldepflichten sollten daher bereits im Voraus eingeplant werden.
Börsenstart bleibt für KMU eine wichtige Finanzierungsquelle
Der administrative und finanzielle Aufwand, der mit einem IPO verbunden ist, sollte also nicht unterschätzt werden. Aber gerade jetzt, wo die Corona-Krise abflaut, die Börse sich merklich erholt und die Basel-Reformen womöglich bevorstehen, lohnt es sich für Mittelständler, nach neuen Finanzierungsalternativen Ausschau zu halten – ein IPO könnte da eine wichtige Rolle spielen.
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