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Nur Mut!

von Holger Clemens Hinz

Der heimische Konjunkturmotor reduzierte zuletzt ein wenig seine Drehzahl – und auch die Aussichten erscheinen nicht allzu rosig. Weshalb der Mittelstand dennoch gerade jetzt investieren und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen sollte.

Am Konjunkturhimmel sind einige dunkle Wolken aufgezogen. Die Kurve des ifo-Geschäftsklimaindex, der wichtigste Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland, bewegt sich seit 2018 nach unten. Im Zuge der sich global eintrübenden Industriekonjunktur, des Handelsstreits zwischen USA und China sowie des nicht enden wollenden Brexit-Chaos hat sich auch bei den deutschen Mittelständlern die Stimmung spürbar verschlechtert.

Der Creditreform Geschäftsklimaindex für die mittelständische Wirtschaft erreichte auf Basis der aktuellen Herbstbefragung einen Wert von 17,1 Punkten. Das sind gut 10 Prozentpunkte weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. Vor allem die Geschäftserwartungen haben deutlich nachgelassen. Aber auch wenn sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen für den Mittelstand verschlechtert haben: Das Credtitreform-Stimmungsbarometer liegt weiterhin im Plus, was eine positive Wirtschaftslage für die Unternehmen anzeigt. „Trotz der zunehmenden Vorsicht bei den Geschäftserwartungen ist der Mittelstand nicht in Pessimismus verfallen“, heißt es im Bericht. Weiterhin überwiege der Anteil der Befragten, die steigende Umsätze oder eine Verbesserung der Auftragslage erwarten.

Niedrige Zinsen senken Investitionskosten

Besonders ein Punkt des Berichts stimmt jedoch bedenklich: Im Zuge der insgesamt wachsenden Unsicherheit stellen KMU ihre Investitionspläne häufig zurück. So haben 51,4 Prozent der Befragten angegeben, investieren zu wollen – im Vorjahr waren dies noch 53,1 Prozent gewesen. So verständlich und nachvollziehbar die Vorsicht der Firmen auch ist, nun weniger Geld in die Hand zu nehmen, so gefährlich könnte dies zugleich sein. Eigentlich sollten die hohen Gewinne der vergangenen Jahre ja einen Anreiz schaffen, die Produktionskapazitäten durch Investitionen auszuweiten, um noch höhere Gewinne zu erzielen. Hinzu kommen die aktuell außerordentlich günstigen Finanzierungsbedingungen. Aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase bietet sich etwa ein IBO – also die Begebung einer Unternehmensanleihe – als attraktive Finanzierungsalternative an.

Ob bei einem Unternehmen Investitionsbedarf besteht, hängt natürlich auch vom Sektor ab, in dem es tätig ist. KMU in reifen Branchen investieren zum Beispiel weniger als in boomenden Wachstumsbranchen. Die Bertelsmann Stiftung stellt fest, dass rund die Hälfte der deutschen Unternehmen derzeit zu wenig oder gar nicht in Innovation und Zukunftsthemen investieren. Das zeigt ein Innovationsatlas, für den das IW Consult im Auftrag der Bertelsmann Stiftung jüngst die deutsche Unternehmenslandschaft in unterschiedliche Innovationsmilieus eingeordnet hat. Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass der Einsatz für mehr Innovationskraft veränderungswillige Unternehmen benötigt, aber auch eine aktive Wirtschafts- und Innovationspolitik unerlässlich ist. Hierzu müsse vor allem in die klassische und auch digitale Infrastruktur investiert werden; anderenfalls bestehe die Gefahr, dass zahlreiche Unternehmen im ländlichen Raum den Anschluss verlieren könnten.

Investitionen rechnen sich auf lange Sicht mehr als Tagesgeld

Viele KMUs haben sich in den vergangenen Jahren im Zuge der prall gefüllten Auftragsbücher solide Eigenkapitalpolster aufgebaut. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Denn für schlechte Zeiten sollte man bekanntlich immer etwas auf der hohen Kante haben. Zugleich sollten die Unternehmen jedoch bedenken, dass sie ihr Eigenkapital derzeit kaum gewinnbringend anlegen können. Und daran dürfte sich so schnell nichts ändern. Die Europäische Zentralbank (EZB) signalisierte zuletzt, dass sie den bisherigen Kurs der ultralockeren Geldpolitik weiterhin verfolge. Anstatt also überschüssiges Geld auf Tages- oder Festgeldkonten zu parken, ist es eine Überlegung wert, ob nicht gerade jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist zu investieren – und damit die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen.

 

 

Über den Kapitalmarktblog:

Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.

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