Der deutsche Maschinenbau musste in den vergangenen Jahren kleinere Brötchen backen. Geringere Investitionen in Schwellenländern sorgten unter anderem dafür, dass das Wachstum in einer der wichtigsten Branchen der deutschen Industrie eher moderat ausfiel. Doch seit Ende 2017 geht es wieder bergauf.
Um stolze 14 Prozent legten die Auftragseingänge im deutschen Maschinenbau im Januar 2018 zu. Neben einer gesteigerten Investitionstätigkeit in Schwellenländern, werden vor allem auch das Geschäft in Europa und die wachsende Nachfrage in den USA für eine positive Entwicklung sorgen.
Laut dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) wird die Branche 2018 um 3 Prozent wachsen. Maßgebliche Ursache für diesen Zuwachs werden Kapazitätsengpässe bei europäischen Produzenten sein, die zusätzliche Investitionen nötig machen. Insgesamt rechnen wir damit, dass der Anteil der EU am Gesamtumsatz des deutschen Maschinenbaus bei annähernd 80 Prozent liegen wird.
Positive Überraschungen dürften überwiegen
Auch die US-Steuerreform wird für eine anziehende Investitionsaktivität sorgen und dem heimischen Maschinenbau einige Aufträge aus den USA bescheren. Vorsicht ist beim Geschäft mit den USA aber dennoch angesagt: Steigt der Euro weiter an oder eskaliert der Handelsstreit, könnte dies die grundsätzlich positive Stimmung trüben. Jedoch erwarten wir nicht, dass das Geschäft zwischen dem deutschen Maschinenbau und der Vereinigten Staaten zum Erliegen kommt. Das Rückschlagpotenzial ist auch angesichts des geringen Anteils am Gesamtumsatz sehr gering.
Auch von Seiten Chinas darf der von Mittelständlern geprägte heimische Maschinenbau mehr positive Überraschungen als negative erwarten. Zwar dürften die außerordentlich guten Zahlen aus 2017 im laufenden Jahr wohl nicht gehalten werden können, doch rechnen wir auch weiterhin mit einem moderaten Wachstum der chinesischen Nachfrage. Die Zurückhaltung der Jahre 2012 bis 2016 ist vorüber. Nach den positiven Sondereffekten aufgrund einiger politischer Entscheidungen im vergangenen Jahr, wird sich China 2018 erneut als zuverlässiger Kunde des deutschen Maschinenbaus erweisen.
Trotz guter Lage die Augen nicht vor der Zukunft verschließen
Und in den weiteren Schwellenländern? Erholt hat sich 2017 die Nachfrage aus Russland. Auch im laufenden Jahr dürften russische Unternehmen deutsche Maschinen importieren und für Wachstum im Sektor sorgen. Da die Stimmungsindikatoren 2017 weltweit in expansive Bereiche vorgedrungen sind und es vor allem in Asien und anderen Schwellenländern eine Reihe Volkswirtschaften gibt, die im Konjunkturzyklus weniger weit fortgeschritten sind, wie beispielsweise die USA, dürfte der deutsche Maschinenbau 2018 sogar für Überraschungen sorgen. Wir gehen davon aus, dass die Wachstumsprognose des VDMA in Höhe von 3 Prozent übertroffen werden kann und würden uns nicht wundern, wenn der heimische Maschinenbau 2018 um mehr als 4 Prozent wachsen könnte. Aufgrund des großen Anteils des Geschäfts innerhalb der EU werden Währungseffekte und Handelsstreitigkeiten keinen großen Einfluss auf die Branche haben. 2018 wird ein gutes Jahr für den deutschen Maschinenbau.
Dennoch oder gerade wegen der derzeitigen guten Lage, sollte die Branche die Augen vor wichtigen Zukunftsinvestitionen nicht verschließen. Digitale Lösungen werden weiter an Bedeutung gewinnen und dabei helfen, die Produktivität von morgen zu sichern. Es bietet sich für den deutschen Maschinenbau daher gerade in der derzeitigen Marktphase an, an Investitionen zu denken und die Weichen auf Zukunft zu stellen.
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4 Kommentare
Ein sehr interessanter Standpunkt!
Vielen Dank für das Lob, die Entwicklungen im Maschinenbau verfolgen wir sehr genau und greifen das Thema immer wieder auf. Bleiben Sie uns also gewogen.
Spannender Artikel, auch jetzt noch.
Schöne Nachrichten aus dem Jahre 2018. Heute steckt die Industrie leider in der Krise. Hoffentlich erfolgt die Erholung rasch.