Die Industrie 4.0 setzt auf Vernetzung, vollautomatische Prozesse und Effizienzgewinne. Die nächste Stufe – die Industrie 5.0 – baut darauf auf. Autonome Roboter kommen vermehrt zum Einsatz, doch auch menschliche Mitarbeiter sind in den neuen Industrieprozessen stark gefragt. Kreativität und Produktpersonalisierung stehen im Fokus.
Die Industrie 4.0 ist für einen großen Teil der mittelständischen Unternehmen kein Zukunftstraum mehr, sondern längst Realität. Roboter kümmern sich in vielen Fabriken bereits um den Fertigungsablauf und alle möglichen Maschinen in der Industrie laufen vollautomatisiert. Gerätschaften sind mit dem Internet verbunden und ergeben einen kontinuierlich wachsenden Strom an Daten. Der dürfte mit der kommenden 5G-Vernetzung bald sogar noch weiter zunehmen. Die Idee hinter der Industrie 4.0 ist es, hochautomatisierte Fabriken zu schaffen, in denen alle möglichen Maschinen und Sensoren miteinander verknüpft sind. Die ständige Auswertung und Zunahme an Datensätzen machen nicht nur eine höhere Produktivität, sondern auch steigende Effizienzgewinne möglich. Doch auf 4 folgt 5 und auch die Industrie 4.0 könnte schon bald in die nächste Phase wechseln. Was hält die neue Generation der Industrie 5.0 bereit und welche Chancen bietet sie KMU?
Menschliche Arbeiter werden in der Industrie 5.0 wieder wichtiger
Einer der größten Kritikpunkte an der Industrie 4.0 ist die Vernachlässigung menschlicher Arbeitskräfte. In der Fabrik arbeiten immer mehr maschinelle als menschliche Arbeiter, da technologische Neuerungen und Effizienzgewinne im Fokus sind. Die Industrie 5.0 soll das wieder rückgängig machen – zumindest teilweise. Auch in den Fabriken der Zukunft werden Roboter eine maßgebliche Rolle spielen: „Die Ausbreitung der Roboterautomatisierung ist unvermeidlich“, erkannte unlängst der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss. Doch in der nächsten Stufe der Industrialisierung sollen Roboter menschliche Arbeitskräfte nicht ersetzen, sondern vielmehr ergänzen.
Denn in einer Welt, in der jedes Produkt zur Massenware wird, sehnen sich Konsumenten nach einzigartigen, personalisierten Gütern. Diese maßgeschneiderten Produkte können Roboter jedoch nicht im Alleingang produzieren. Sie benötigen den Feinschliff menschlicher Hände. In der Fabrik von morgen sind Roboter und Menschen keine Konkurrenten, sondern Kollegen. In der Industrie 5.0 zählt das Zusammenspiel aus menschlicher Kreativität und mechanischer Effizienz und Präzision. Denn Maschinen können zwar schneller produzieren und in Gebieten zum Einsatz kommen, die für menschliche Arbeiter zu gefährlich sind. Doch ihnen fehlt es an Bauchgefühl, Flexibilität und kritischem Denken – alles Fähigkeiten, mit denen sich Probleme schnell und kreativ lösen lassen.
Die Massenproduktion wird personalisiert
Die direkte Zusammenarbeit zwischen Menschen und Robotern soll noch bessere Fertigungsverfahren ermöglichen. Während Roboter die Produkte schnell anfertigen, kann der menschliche Mitarbeiter jederzeit in den Produktionsprozess eingreifen, um die herzustellenden Güter an die jeweiligen Wünsche der Kunden anzupassen. Schon jetzt können Produkte wie Autos stark individualisiert werden. Doch mit der Industrie 5.0 soll der Personalisierungsgrad weiter zunehmen. Denkbar ist, dass jedes Produkt an die jeweiligen Bedürfnisse des Kunden angepasst wird. Jedes Produkt ist dann ein einzigartiges „Designer-Objekt“. Das betrifft nicht nur Konsumgüter wie Kleidung und Autos. Auch im medizinischen Bereich ist das Konzept umsetzbar, etwa mit personalisierten Medikamenten und Ernährungspräparaten. Diese sind dann auf die gesundheitlichen Bedürfnisse des Kunden perfekt zugeschnitten.
Für KMU ergeben sich dadurch neue Vorteile gegenüber der Großindustrie. In der Industrie 5.0 zählen nicht nur die Anzahl der Maschinen und die Fabrikgröße, sondern vor allem die kreativen Fähigkeiten der einzelnen Mitarbeiter. Wer als Mittelständler in Zukunft gut aufgestellt sein will, sollte sich daher schon jetzt mit den Trends der Zukunft auseinandersetzen. KMU, die frühzeitig in Robotik und in die Fähigkeiten ihrer Angestellten investieren, sollten bereits bald mit Wettbewerbsvorteilen rechnen können.
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