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Ihr Auftritt, liebe GroKo

von Holger Clemens Hinz

Die jüngsten Zahlen und Prognosen lassen auf eine konjunkturelle Abkühlung schließen. Wer dafür nur die Aktivitäten des US-Präsidenten verantwortlich macht, begeht aber einen Fehler. 

Jeder Boom findet bekanntlich irgendwann einmal ein Ende. Auf ein solches deutet derzeit vieles beim aktuellen Konjunkturaufschwung hin. So mehren sich nach und nach die Anzeichen einer Abschwächung der deutschen Wirtschaftsleistung.

Der protektionistische Kurs von US-Präsident Donald Trump sowie die Ankündigungen von Strafzöllen hatten den deutschen Mittelstand ja schon seit Längerem verunsichert und die Ängste vor einem Handelskrieg seit Monaten wie ein Damoklesschwert über der Wirtschaft hängen lassen. Nun findet sich die gefühlte Angst aber auch in tatsächlichen Zahlen wieder, unter anderem in denen zu Export und Import.

Wachstumsaussichten angepasst

So wurden im März insgesamt Waren im Wert von 116,1 Milliarden Euro ausgeführt, das waren 1,8 Prozent weniger als im selben Monat des Vorjahres. Da der Rückgang beim Import sogar noch deutlicher ausfiel, stieg der Außenhandelsüberschuss leicht auf nunmehr 25,2 Milliarden Euro an. In der Folge haben nahezu unisono maßgebliche deutsche Institute ihre Erwartungen zum Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr gesenkt. Das ifo-Institut reduzierte seine Prognose von 2,6 auf 1,8 Prozent, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung DIW von 2,4 auf 1,9 Prozent.

Politik sollte Mittelstand nicht aus den Augen verlieren

Nun mag Donald Trump als Feindbild der deutschen Wirtschaft gut taugen. Ursächlich für deren aktuelle Schieflage ist aber auch die heimische Politik. Denn während die Regierung mit dem Thema Migration und nicht zuletzt auch mit sich selbst beschäftigt ist, vernachlässigt sie Themen, die dem Mittelstand wichtig sind, beispielsweise die Digitalisierung oder die Aktivitäten chinesischer Investoren, die ihre Fühler vermehrt nach deutschen Mittelständlern ausstrecken – insbesondere auch im Maschinen- und Anlagenbau. Hier würden sich die Unternehmer von der Politik deutlich mehr Engagement wünschen –  das macht auch er Umstand deutlich, dass die neue Große Koalition für ihre ersten 100 Tage größtenteils schlechte Noten bekommt.

Es müssen ja nicht immer die ganz großen Visionen von europäischen Lösungen sein – vielleicht reicht es auch an kleinen Stellschrauben zu drehen. Dazu ein kleiner Hinweis: Der Anteil an den Lohnkosten etwa, der von deutschen Arbeitsgebern an den Staat geht, beträgt 49,7 Prozent – der Durchschnittswert aller OECD-Staaten liegt bei gerade einmal 35,9 Prozent …

 

 

Über den Kapitalmarktblog:

Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.

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