Home Leben Wegsehen führt zu nichts, das Ende unseres irdischen Daseins geht uns alle an

Wegsehen führt zu nichts, das Ende unseres irdischen Daseins geht uns alle an

von Holger Clemens Hinz
Boris Knopf vom PalliativTeam Frankfurt und Holger Clemens Hinz von der Quirin Privatbank AG

Das Team Kapitalmarktgeschäft der Quirin Privatbank unterstützt seit Jahren das PalliativTeam Frankfurt und deren Arbeitszweig KinderPalliativTeam Südhessen, die Menschen jeden Alters sowie deren An- und Zugehörige am Ende ihres Lebens begleiten und mehrfach ausgezeichnete Arbeit leisten. Ein Herzensprojekt, dass wir hier gerne vorstellen.

Hand aufs Herz, am liebsten würden wir davor weglaufen, uns gar vor ihm verstecken und einfach nur nichts mit ihm zu tun haben müssen. Genannt wird er beim Namen nicht. Doch, er begegnet uns tagtäglich, sei es in der Familie, im Bekanntenkreis oder in den Nachrichten.  Am 2. Juni 2024 hatte Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek ihr persönliches Treffen, ihre letzten Worte sind für mich persönlich selbst ein Geschenk, weswegen ich diese hier anführen möchte: „Die Erde gab mir ein wunderschönes Zuhause auf dieser Welt. In tiefer Dankbarkeit wechsele ich in die andere Welt. Es gibt sie, Sie können es mir glauben.“

Zuwendung ist das, was wir am Ende des Lebens alle brauchen

Unmittelbar vor der Konfrontation mit dem eigenen Ende etwas wie tiefe Dankbarkeit empfinden zu können, zeugt von einem übergeordneten Weitblick, gleichzeitig verbunden mit der Demut für das Leben als solches, den Kreislauf anerkennend und schätzend. J.K. Rowling bringt es für mich in ihrer Harry Potter Reihe mit der Figur von Voldemort – der, dessen Name nicht genannt werden darf, eigentlich nicht sein dürfte, und doch ganz menschlich Tom Riddle heißt  – sehr schön auf den Punkt. So empfinde auch ich den Tod, nun beim Namen genannt, und das Leben als Einheit. Ich bin voller Dankbarkeit und Bewunderung für die Menschen, die sich und ihr Leben dazu verschrieben haben, anderen Menschen beim Hinübergehen zu helfen, die Not zu lindern und da zu sein für diejenigen, die fassungslos diesem Prozess gegenüberstehen.

Deswegen unterstützt die Quirin Privatbank auf ursprüngliche Initiative von meinem Kollegen Tobias Neininger seit 2017 das Kinderpalliativteam Südhessen, und ich freue mich in jedem Jahr, die wertvolle Arbeit des Teams zu fördern. Es ist ein echtes Herzensanliegen geworden, weshalb ich es Euch hier einmal vorstellen möchte:

Palliativteam Frankfurt: Pioniere der Palliativversorgung 

Das PalliativTeam Frankfurt wurde als gemeinnützige GmbH 2010 gegründet, um es Menschen zu ermöglichen, ihre letzte Lebensphase in ihrer gewohnten Umgebung zu verbringen. Die meisten haben den Wunsch zu Hause zu sterben, doch dies ist in den wenigsten Fällen der Fall. In der trägerunabhängigen Struktur unterstützen Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachkräfte und ein Team zur psychosozialen Begleitung ganzheitlich und sind darüber hinaus 24/7 erreichbar. Sie kümmern sich um die Symptombehandlung, beispielsweise von Schmerzen, Angst und Luftnot, unterstützen aber auch aktiv die An- und Zugehörigen, um diese schwierige Lebenssituation aushalten zu können.

Ziel ist es, ein häufig überlastetes System optimal zu entlasten. Mit dem Team werden ca. 1.000 Menschen pro Jahr im Stadtgebiet Frankfurt und den angrenzenden Bereichen betreut.

#zuhause bis zuletzt

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen – das KinderPalliativTeam Südhessen

Schon früh war es das Bestreben, auch den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden. Vor allem in der letzten Lebensphase ist der Wunsch gerade hier sehr ausgeprägt, als Familiezusammen zu sein. Wenn klar wird, dass eine Erkrankung unheilbar ist, steht die Lebensqualität im Mittelpunkt. Die Fragestellungen in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen sind sehr komplex und so wurde 2012 aus dem PalliativTeam heraus das KinderPalliativTeam Südhessen als eigener Arbeitszweig gegründet. Das Team besteht aus Kinderärztinnen und -ärzten, Kinderpflegefachkräften und Mitarbeitenden aus dem Bereich sozialer Arbeit und psychologischer Unterstützung. Gesetztes Ziel ist es, mit der bedarfsgerechten Begleitung und 24-Stunden-Rufbereitschaft, die Familien bestmöglich zu begleiten. Hierzu ist das Team in ganz Südhessen (Regierungsbezirks Darmstadt) unterwegs und versorgt ca. 120 Kinder und Jugendliche pro Jahr.

#gemeinsam Familien unterstützen

Das Würdezentrum – von Sterbenden zu lernen, heißt für das Leben zu lernen

2016 wurde das Würdezentrum als gemeinnützige UG gegründet, um Würde, Erleben im Alter, in Gebrechlichkeit und am Ende des Lebens zu stärken. Neben einer Palliativakademie, in der Fachkräfte bestmöglich auf das Thema Tod & Sterben vorbereitet werden, gibt es die Bürger- und Angehörigenschule. Wenn jeder Mensch sich auf seine letzte Lebensphase vorbereitet wie auf eine Reise, kann dadurch eine selbstbestimme, autonome und bestmögliche Versorgung gewährleitet werden. Darüber hinaus gibt es viele gute Konzepte zur Stärkung von Würde auf der ganzen Welt, die in Form eines ThinkTanks im Würdezentrum betrachtet und weiterentwickelt werden.

Für seine Arbeit wurde das Würdezentrum 2021 mit dem hessischen Gründerpreis im Bereich der gesellschaftlichen Wirkung ausgezeichnet.

#Innovativ, anders und radikal personenzentriert.

Die Extra-Meile kann nicht alleine gegangen werden

Die ärztlichen und pflegerischen Anteile der Arbeit werden von den Krankenkassen getragen. Alle weiteren Innovationen und Leistungen im Sinne der Ganzheitlichkeit können nur über Spenden und gezielte Förderungen Dritter ermöglicht werden. So sind beispielsweise die Leistungen der psychosozialen Begleitung in beiden PalliativTeams komplett über Spenden finanziert. Ebenfalls spendenfinanziert sind die Angebote der pränatalen Begleitung (wenn klar ist, dass ein Kind nicht lebensfähig geboren wird) oder eine frühe palliative Versorgung in prekären Lebensphasen.

#Hilfe und Unterstützung in allen Lebensphasen

Mit dem Fahrrad 5.000 km zu Gunsten einer bestmöglichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen

Ibrahim wurde durch das KinderPalliativTeam versorgt und verstarb im Alter von 1 ½ Jahren. Sein Vater Abdul-Aleem ist aktuell mit dem Fahrrad auf dem Weg von Darmstadt über Jerusalem nach Mekka, um Spenden im Rahmen des Charity Projekts „Abrahams Children“ für die Arbeit des KinderPalliativTeams zu sammeln. Als betroffener Vater ist er Botschafter für die Arbeit des Teams, sensibilisiert für einen natürlichen Umgang mit Männertrauer und steht für eine zugewandte, weltanschaulich unabhängige Betrachtung von Haltung und Werten am Ende des Lebens.

#Trauer sichtbar machen

Der Weg in die Zukunft – Stiftung Wegelichter

Um all diese vielfältigen Entwicklungen und Ideen weiterzuentwickeln, wird derzeit die Stiftung Wegelichter gegründet. Sie will ein Wegelicht sein in den herausforderndsten Phasen eine jeden Lebens. Die Stiftung will Menschen befähigen, selbst ein Wegelicht für andere zu sein.

#natürlichen Umgang mit Tod und Sterben

Weitere Links:

www.letztehilfe.de – Letzte Hilfe Kurse für Jeden (bundesweit)

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